Mit Hilfe des Sammlers Marco Witzig präsentiert sich dabei das gesamte Giger-Kompendium an Dämonen und düsteren Verschmelzungen von Mensch und Maschine, die der 71-jährige Schweizer zu okkult-obsessiven Gemälden und Skulpturen verarbeitet. Mit seiner technoiden "Biomechanik" aus vornehmlich dunklen Farben und naturfreien Sujets versinnbildlicht Giger die Atom- und Zerstörungsängste der 1960er und 70er und wirkte zugleich stilbildend für eine kalte Ästhetik der 1980er Jahre.
Semipornografische "Erotomecanics"
Neben dem künstlerischen Oeuvre vereint die Schau im Kunsthaus unter dem Titel "Träume und Visionen" jedoch auch Gigers Schöpfungen für die Popkultur. So schuf er für die Sängerin Debbie Harry ein Plattencover mit ihrem von Nägeln durchbohrten Kopf. Im Filmbereich reüssierte Giger neben der Alien-Trilogie (für deren geplante Fortführung "Prometheus" er von Ridley Scott erneut verpflichtet wurde) etwa auch mit seiner Figur zu "Species" (Bild links). Deren Nachbildung in Originalgröße findet sich ebenso in der Schau wie seine semipornografischen "Erotomecanics", die für den Schweizer die Dichotomie von Eros und Thanatos symbolisieren.
"Eine eigene Bar ist etwas Wunderbares"
Seine Schöpfungen, häufig als Fotobemalungen oder mit der Spritzpistole ausgeführt, finden sich sonst gewöhnlich im Giger'schen Privatmuseum in Gruyeres. "Im Laufe der Jahre sammeln sich Werke an", zeigte sich der Künstler von der Einrichtung in einem alten Schloss überzeugt, für die er auch eigens eine Bar kreierte. "Eine eigene Bar ist etwas Wunderbares. In den eigenen Räumlichkeiten zu trinken oder zu speisen, ist toll."
Wie in Gruyeres sind auch bei der aktuellen Ausstellung dem Giger-Oeuvre einige Werke von Künstlern beiseite gestellt, die den Weg des Schweizers begleitet haben und aus dessen Privatsammlung stammen. Neben Ernst Fuchs und Max Klinger findet sich da auch Günter Brus' "Hommage a Giger" mit der Aufschrift "Der Tod ist ein Freund des Unterkiefers". Dokumentarfilme und ein Bereich zur Rolle der Fotografie in Gigers Werk runden die Retrospektive mit teils noch nie gezeigte Arbeiten ab. So grauenhaft und verstörend wird die Ausstellung allerdings von den Verantwortlichen eingestuft, dass eine Altersgrenze von 14 Jahren eingezogen wurde.
Fast verloren wirkt jedenfalls eine Büste mit dem schlichten Titel "Li" zwischen den zahlreichen anderen Exponaten - ein schlichter Frauenkopf ohne Kabel, Schläuche, Totenköpfe. Er zeigt die Muse und Lebensgefährtin des Meisters, Li Tobler, die sich 1975 erschoss.
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