Sony-Shooter

“Killzone 3” bleibt hinter den Erwartungen zurück

Spiele
04.03.2011 10:30
Gut zwei Jahre haben Shooter-Fans auf "Killzone 3" warten müssen. Nach dem bombastisch inszenierten Vorgänger waren die Erwartungen an die Entwickler von Guerilla Games entsprechend hoch. Vielleicht zu hoch. Wenngleich nach wie vor spaßig zu spielen und optisch hübsch anzusehen, dürfte sich die niederländische Spieleschmiede etwas zu stark auf den technischen Aspekt konzentriert und dabei das Wesentliche - eine Story, die Spannung erzeugt - aus den Augen verloren haben.

Vielleicht war es ein Fehler, unmittelbar nach "Bulletstorm" (siehe Infobox) zu "Killzone 3" überzugehen. So jedenfalls wirken die ersten Minuten des neuen Sony-Shooters unsagbar einfallslos. Nach dem obligatorischen Training am Schießstand geht es ratzfatz in den Häuserkampf inmitten einer Ruinenlandschaft. Sähen die Uniformen nicht ein wenig futuristisch aus, man könnte fast meinen, es mit einem x-beliebigen Weltkriegs-Shooter zu tun haben.

"Killzone 3" mausert sich erfreulicherweise jedoch recht rasch und kommt in Fahrt. Schon bald nimmt Protagonist Tomas "Sev" Sevchenko hinter dem Steuer diverser Vehikel Platz, stampft mit einem Mech-Droiden über das Schlachtfeld, schwingt sich mittels Jet-Pack in die Lüfte, beschießt von Bord eines Gleiters aus Flak-Geschütze oder rast mit einem Eisbrecher auf vier Rädern über verschneite Klippen dahin, nebenbei damit beschäftigt, sich ein paar schwer bewaffnete Landungsschiffe vom Hals zu halten.

Fast ebenso schnell wie die Fahrzeuge wechseln auch die Schauplätze: Von den kargen und trostlosen Häuserruinen geht es über Ölbohrinseln im eisigen Meer und die typischen Industriekomplexe hin zu einem Schrottplatz, auf dem es fleißig zu "snipern" gilt, oder einem gigantischen Schaufelradbagger. Optisch sicherlich am spannendsten ist aber wohl jener von James Camerons "Avatar" inspirierte Level, in dem es lautlos schleichend durch eine exotisch bunte, aber teils äußerst lebensfeindliche Fauna geht – stechende und tödliche Pollen versprühende Pflanzen inklusive.

Platte Story und überraschende Patzer
Kurzum: Für Abwechslung ist gesorgt. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die an "Killzone 3" sauer aufstoßen. Da wäre zunächst die sehr klischeebehaftete und oberflächliche Gut-gegen-Böse-Story vom tapferen Helden, der quasi im Alleingang die Menschheit vor dem Untergang bewahren muss. Echte Verbundenheit zum Charakter will sich dabei irgendwie nicht einstellen, was vielleicht auch an den gewohnt markigen und leider absolut ironiefreien Sagern liegen mag, die Sev und Co. – überraschend häufig unsynchron – über die Lippen bringen. Coolness schön und gut, aber muss es deswegen gleich gar so platt sein?

Auf technischer Ebene fallen vor allem die gelegentlichen Ruckler beim Zwischenladen und die nicht ganz so ausgefeilte Kameraden-KI störend auf. So kommt es gerade gegen Ende des Spiels häufig vor, dass man dem in seinen letzten Atemzügen am Boden liegenden Kameraden Erste Hilfe leisten muss – und dabei das eigene Leben aufs Spiel setzt. Das Verhältnis "retten" zu "gerettet werden" war im Test jedenfalls alles andere als ausgewogen. Auf Seiten der Gegner scheint es um die Intelligenz glücklicherweise besser bestellt zu sein: Immer wieder versuchen die feindlichen Helghast über die Flanke zu attackieren, verwickeln den Spieler in Nahkämpfe und nutzen die vorhandenen Deckungsmöglichkeiten aus.

Noch intensiver in 3D und mit Move 
Ebenfalls nichts auszusetzen gibt es an der audiovisuellen Präsentation. Der Detailgrad ist extrem hoch, der Soundtrack fetzig. Einzig die Synchronstimmen hätten hier und da ein wenig mehr Motivation an den Tag legen können. Wer kann, sollte "Killzone 3" übrigens unbedingt einmal in 3D gesehen haben und dabei am besten noch mit der neuen "Sharp Shooter Gun" spielen. Das Zubehör für Sonys Move-Bewegungssteuerung vereint Motion- und Navigations-Controller in einem Plastikgehäuse in Maschinengewehr-Form und vermittelt so – sofern dies erwünscht ist – ein noch realistischeres Spielgefühl.

Hat man die Einzelspielerkampagne nach gut sechs bis acht Stunden durch, darf das Ballern online weitergehen. Für die unterschiedlichen Spielmodi wie Team-Deathmatch oder Warzone, in welchem die Einsatzziele dynamisch wechseln, stehen fünf verschiedene Klassen mit jeweils anderen Fähigkeiten zur Auswahl, darunter etwa der Saboteur oder der Sanitäter. Trainiert werden kann offline gegen Bots, überdies steht ein Koop-Modus zur Verfügung, in welchem zwei Spieler die Kampagne gemeinsam per Splitscreen bewältigen können.

Fazit: Zu behaupten, "Killzone 3" würde keinen Spaß machen, ist falsch. Kleine Patzer wie Laderuckler oder Aussetzer in der Kameraden-KI überraschen bei einem solchen Kaliber von Spiel dann aber doch. Größtes "Vergehen" der Macher ist allerdings die einfallslose und von platten Dialogen getragene Hintergrundgeschichte, die einfach nicht so recht Stimmung aufkommen lassen will. Auch bei einem Shooter sollten Gamer inzwischen etwas mehr Tiefgang erwarten dürfen. So bleibt "Killzone 3" unterm Strich - wenn auch nur wenig - hinter den Erwartungen zurück.

Plattform: PS3
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

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