Pollen-Alarm

(Klima-)Wandel: Allergiesaison beginnt früher

Gesund
04.03.2011 16:59
Die Allergiesaison hat bereits begonnen! Und sie wird in Zukunft immer früher starten. Denn die Pollen befinden sich sozusagen im (Klima-)Wandel. Keine gute Nachricht für Allergiker.

Die Zeiten ändern sich – und das Klima mit ihnen. Das bedeutet für die Menschen nicht nur mehr oder weniger Regen sowie Stürme, sondern dürfte auf Dauer auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben, eben z.B. auf jene von Pollenallergikern. Es wird von Experten als wahrscheinlich angesehen, dass sich das Allergiegeschehen in den nächsten Jahrzehnten umstellen wird – und das zum Negativen.

"Erste Anzeichen für ein verändertes Auftreten der Pollen lassen sich bereits erkennen", erklärt der Bioklimatologe und Meterologe Dr. Jobst Augustin auf einer Pressekonferenz, die vor Kurzem in Berlin statt and. "Für Empfindliche von Bedeutung sind vor allem die Veränderung der Länge der Wachstumsphasen von Gewächsen. Damit ebenfalls die Zeit, in der sie ihre Pollen fliegen lassen sowie das Auftreten neuer Arten von allergen wirkenden Pflanzen." Untersuchungsreihen haben gezeigt, dass die Vegetationszeit immer früher beginnt und auch länger andauert. Unabhängig von der Pflanzenart registrierten die Forscher ein im Durchschnitt um acht Tage früheres Einsetzen der Blütephasen in den vergangenen 40 Jahren.

Birkenblüte um fast zwei Wochen früher
Man sieht das an der Birke, die etwa um zehn Tage früher als üblich mit der Pollenproduktion beginnt oder an den Haselsträuchern, mit denen die Allergiker immer öfter bereits Anfang Dezember zu kämpfen haben. "Mit Modelluntersuchungen versuchen wir zu erwartende Veränderungen der Blütephasen unter Berücksichtigung des Klimawandels zu prognostizieren", so Dr. Augustin. "So kann man davon ausgehen, dass es im Jahr 2100 2,5 bis 4,5 Grad wärmer ist und die Birkenblüte um fast zwei Wochen früher einsetzen wird als jetzt." Für Allergiker bedeuten diese Verschiebungen, dass die Pollen ganzjährig fliegen, es kaum noch Erholungsphasen gibt und somit die Belastungen stetig anwachsen.

Weiters wird sich die Zusammensetzung der "Pollenwolken" verändern, das sogenannte "Pollenspektrum". "Dieses ist in erster Linie von den regional vorkommenden Pflanzen abhängig. Durch den Klimawandel und die vermehrte Reisetätigkeit verändert es sich aber", so Dr. Augustin. "Ein gutes Beispiel stellt hierfür die Ambrosia dar. Ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wächst sie auch bereits in Mitteleuropa. Ihre Pollen weisen ein äußerst hohes allergenes Risiko auf und zeichnen zunehmend für Beschwerden verantwortlich." Weitere klimatische Veränderungen könnten künftig dazu führen, dass sich noch andere problematische Pflanzen in Österreich einnisten. Hierzu zählt etwa das aus dem Mittelmeerraum stammende Glaskraut, die Olive und die Zeder.

Pollenferntransportund Luftverschmutzung
Auch der so genannte Pollenferntransport bereitet Probleme: Manche Gewächse verursachen in unseren Breiten Beschwerden, auch wenn sie (noch) gar nicht in der Region wachsen. Das passiert dann, wenn der Wind diese über größere Strecken transportiert. So wird zum Beispiel ein Teil der Ambrosiapollen aus Ungarn oder Frankreich zu uns verfrachtet und addiert sich mit den ansässigen Blüten.

Ein weiteres Problem für Allergiker stellt die Luftverschmutzung dar, da Pollen in Wechselwirkung mit den Schadstoffen stehen. In Versuchen konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass CO2 die Produktion von Pollen erhöht. So wuchs die Pollenanzahl von Ambrosia unter einem verdoppelten Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft um 61 Prozent. Ebenfalls problemtisch ist der Ruß, der sich in der Luft befindet. Dieser bleibt an den Blüten haften und geht neue Verbindungen ein. Das Allergiepotenzial erhöht sich dadurch wesentlich.

Auch Zusammenhänge zwischen (durch den Klimawandel vermehrt auftretenden) Gewittern und Asthma werden diskutiert: Forscher hatten nämlich bemerkt, dass nach dem Unwetter vermehrt Patienten über Atemnot klagten. Warum genau das passiert, ist noch nicht vollständig geklärt. Man weiß, dass die Pollen durch die Luftbewegungen aufsteigen und durch Winde wieder hinab geweht werden – allerdings mit wesentlich "reizenderem Potenzial". Das Wasser und elektrische Ladungen in den Wolken dürften dafür verantwortlich zeichnen.

Neueste Studien, die auf der Pressekonferenz in der Berliner Charité vorgestellt wurden, zeigen weiters: Empfindliche nehmen Allergene auch über die Haut auf. Die Überreaktion wird dann ausgelöst, wenn die Keime die Langerhansschen Zellen erreichen. Da Allergiker sehr oft über "beleidigte" Haut klagen und deren natürliche Barriere gestört ist, dringen Reizstoffe noch schneller ein. Es gibt nun spezielle Cremen, die diese Substanzen abhalten.

von Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung

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