Spiritus in Pralinen

“Manner”-Erpresser zu knapp 6 Jahren Haft verurteilt

Österreich
02.03.2011 11:46
Ein 27-jähriger Deutscher, der 2010 den Süßwarenhersteller "Manner" und das Feinkostunternehmen "Wojnar's" erpresst hatte und u.a. mit Spiritus verunreinigte Waren in Umlauf brachte, ist am Mittwoch im Wiener Straflandesgericht zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig: Staatsanwalt Ewald Stani legte Berufung ein, das Strafausmaß erschien ihm zu milde.

Vor Gericht gab sich der Maschinenbau-Student als Häuflein Elend und legte ein umfassendes Geständnis ab. Nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte, sei er "vor dem Nichts gestanden". Mangels ihres Einkommens habe er sich seine Wohnung kaum mehr leisten und zuletzt die Studiengebühren nicht mehr bezahlen können. Daher sei er auf die schiefe Bahn geraten.

Mozartkugeln mit Spiritus
Per E-Mail hatte der 27-Jährige im September 2010 unter dem Betreff "Schutzgeld" zunächst von Manner 100.000 Euro verlangt. Als nur spärlich Gelder einlangten, beträufelte er Manner-Mozartkugeln mit Spiritus - das wurde vor Gericht nun erstmals bekannt - und deponierte zur Untermauerung seiner Forderung die kontaminierten Süßwaren in Tiroler Supermärkten. Sodann langte eine E-Mail mit dem Betreff "Sonderangebot" bei Manner ein, der Erpresser verdoppelte darin die Summe auf 200.000 Euro.

Anfang Oktober wandte sich der Mann dann an auch an den Delikatessenhersteller Wojnar's. Nachdem er präparierte Thunfischaufstriche in Supermärkten hinterlegte, forderte er von dem Unternehmen zuerst 75.000 Euro und später sogar 150.000 Euro. Weil es darauf keine Reaktion gab, wies er die Firma schriftlich an, ihre E-Mails "zu checken, sonst knallt's".

Bankomatkarte überführte den Täter
Die Unternehmen hatten sich indes sofort nach Einlangen der ersten Erpresserschreiben an die Polizei gewandt. Während Manner scheinbar auf die Forderungen einging und in kleinen Raten insgesamt 15.000 Euro bezahlte, um den Mann bei Laune zu halten, weigerte sich Wojnar's, auch nur einen Cent zu überweisen.

Beim Versuch, Manner und Wojnar's Geld abzupressen - Verteidiger Rudolf Mayer (im Bild links neben dem Angeklagten) nannte die beiden Firmen "Nationalheiligtümer" -, ging der Deutsche recht professionell vor. Er stellte gefälschte Ausweise her und beschaffte sich ein gefälschtes Kfz-Kennzeichen, um in Wien seine wahre Identität verschleiern zu können. Er organisierte er sich Störsender, um die Ortung seines Mobiltelefons und seines Pkw zu erschweren. Die ins Auge gefassten Unternehmen wies er an, ihm die geforderten Beträge auf Prepaid-Kreditkarten anzuweisen, da er in diesem Fall kein Girokonto eröffnen musste, sondern lediglich ein Kartenlesegerät benötigte, um an das Bargeld heranzukommen.

Schlussendlich ging der Fall allerdings recht schnell über die Bühne, da der junge Mann auf einen Trick der Polizei hineinfiel. Er bekam eine Kreditkarte mit Bankomatfunktion, um den restlichen Betrag selbst abzuheben, die Ermittler beobachteten anschließend die Behebungsvorgänge und konnten den Deutschen so schnappen.

Erpressergeld, um Haft in Deutschland zu erleichtern
Nach der Festnahme stellte sich heraus, dass der Angeklagte erst im vorangegangenen Juli vom Landgericht Aachen zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt worden war, weil er ebenfalls Nahrungsmittel-Erzeuger erpresst hatte. Dem Strafantritt war er mit einem Ersuchen um Haftaufschub entgangen, indem er fälschlicherweise vorgab, er müsse noch Uni-Abschlussprüfungen absolvieren.

Der 27-Jährige zog zunächst nach Hause zu seiner Mutter, die bevorstehende Haft - am 11. Oktober war der Strafantritt vorgesehen - setzte ihm emotional allerdings stark zu. Er wollte sich nach eigenen Angaben die Zeit im Gefängnis mit finanziellen Reserven erleichtern, die er sich mit weiteren Erpressungen anlegen wollte. Zu diesem Zweck übersiedelte er nach Österreich.

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