Vorausschauend

Fledermäuse jagen nach ökonomischen Kriterien

Wissenschaft
01.03.2011 15:50
Manche Fledermäuse wählen ihre Nahrung zielsicher nach ökonomischen Kriterien aus. Große Hufeisennasen treffen ihre Entscheidung je nach Angebot und verzichten auch mal auf einen kleinen Falter, wenn sie dafür einen großen bekommen können. Das ergab eine Studie der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen südwestlich von München, die in den "Proceedings" der britischen Royal Society erschienen ist.

"Bei uns haben sich die Fledermäuse immer so verhalten, dass sie den Energiegewinn maximiert und gleichzeitig den eigenen Aufwand minimiert haben", sagte Erstautor Klemen Koselj. Ähnliche Studien mit anderen Tieren hätten zu weniger eindeutigen Ergebnissen geführt. Vor allem sei bisher unklar geblieben, ob den Tieren die Unterscheidung ihrer Beute schwerfalle oder ob sie ihre Auswahl einfach nur nachlässig trafen.

Fledermäuse (im Bild ein Großes Mausohr) orten Insekten per Echolot, können die unterschiedlichen Insektenarten aber nur bedingt auseinanderhalten. Koselj verglich das mit einem imaginären Supermarkt, in dem alle Nahrungsmittel in nahezu identischer Verpackung verkauft werden, was dem Kunden die Auswahl erheblich erschwert.

Studie mit sechs Großen Hufeisennasen
In ihrer Studie untersuchten die Forscher sechs Exemplare der Großen Hufeisennase. Anders als andere Fledermausarten kann die Große Hufeisennase die Größe ihrer Beute mit einem speziellen Echo-Ortungssystem unterscheiden.

Koselj simulierte im Labor mit Propellern unterschiedliche Nachtfalter. Ein großer, langsam drehender Propeller warf ähnliche Echos zurück wie ein großer Falter. Ein kleiner, rasch drehender täuschte der Fledermaus hingegen ein kleines Insekt vor. Anstatt eines echten Falters bekamen die Fledermäuse entweder einen großen oder einen kleinen Mehlwurm, der ihnen an einem Faden hängend serviert wurde.

Entscheidung bei Beutefang je nach Angebot
Waren die Zeiträume zwischen dem Auftreten der großen Falter lang - und somit offensichtlich nur wenige große Tiere unterwegs -, ließen sich die Hufeisennasen die kleinen Falter nicht entgehen. Denn die Gefahr, beim Verzehr einen größeren Happen zu verpassen, war nur gering. "Es lohnte sich dann nicht, darauf zu pokern, dass eine große Beute vorbeikommt."

Waren die Intervalle aber kurz, was auf viele große Insekten hindeutete, kamen die kleinen Falter mit dem Leben davon. "Wenn die Fledermaus mit der kleinen Beute beschäftigt ist, läuft sie Gefahr, die große Beute zu verpassen", fasste Koselj das Entscheidungssystem zusammen. Dabei hatte jede der aus seiner Heimat Slowenien mitgebrachten Test-Fledermäuse etwas andere, individuelle Kriterien. "Wir konnten nicht feststellen, woran das liegt." Die Forscher vermuten jedoch, dass die Tiere beim Fressen unterschiedlich geschickt sind und ihr Jagdverhalten daran anpassen.

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