Nach Spanien-Urlaub

Wiener (30): „Trotz Impfung bekam ich Corona“

Wien
07.08.2021 06:00

Er war doppelt gegen Covid-19 vakziniert. Deshalb dachte ein junger Wiener - sportlich, ohne Vorerkrankungen -, das Virus könne ihm nichts anhaben. Nach einem Spanien-Urlaub erkrankte er schlimm daran.

„Schlecht geht es mir, noch immer“, sagt Florian M. (Name geändert). „Obwohl ich mittlerweile negativ bin." Mit „negativ“ meint der 30-jährige Wiener - Covid-negativ. Nach seiner kurz zurückliegenden „schlimmen Corona-Erkrankung“. Vermutlich mit der Delta-Variante, wie ihm Ärzte bereits mitgeteilt haben.

„Ich dachte, ich sei gegen das Virus immun“
„Dabei fühlte ich mich so sicher, nachdem ich“ - was Daten in seinem Impfpass belegen - „am 30. Mai den zweiten Biontech/Pfizer-Shot bekommen hatte. Ich bin überzeugt gewesen, dass mir ab nun das Virus nichts mehr anhaben könne.“ Ein Irrtum, wie der Sales-Manager jetzt weiß. Denn bei einem Urlaub in Spanien hat er sich - trotz Vollvakzinierung - damit angesteckt.

„Am 3. Juli flog ich nach Malaga.“ Um in Mijas mit sechs Studienkollegen einen Urlaub in einer Ferienvilla zu verbringen: „Wir verbrachten viel Zeit in dem Haus, lagen dort am Swimmingpool, aber freilich gingen wir manchmal abends ,draußen‘ essen.“ Meist im nahe gelegenen Marbella, „in netten Lokalen - und wir saßen immer im Freien“. Engen Kontakt zu Einheimischen habe er keinen gehabt: „Wir waren ja in einer Gruppe unterwegs und wollten eher für uns sein.“

Wo, wie er sich „Covid eingefangen“ hat, ist Florian M. bis dato ein Rätsel. Fest steht bloß: „Am 18. Juli, als ich im Gate saß und auf den Abflug nach Wien wartete, fühlte ich mich quasi von einer Sekunde zur nächsten gar nicht gut. Es fröstelte mich, ich spürte eine Verkühlung in mir aufkommen.“

Symptome, die sich während der Heimreise verstärkten. Endlich in seiner Wohnung angelangt, machte der 30-Jährige sofort einen Schnelltest: „Nach wenigen Sekunden sah ich zwei Striche auf dem Streifen. Also rief ich bei der Corona-Hotline an.“ Das Ergebnis der folgenden PCR-Untersuchung lag am nächsten Tag vor: „Ich war - natürlich - positiv.“

Nicht nur das: „Mir wurde zudem erklärt, ich hätte eine sehr hohe Virenlast und sei daher äußerst infektiös.“ Dass ihn die Krankheit „nicht bloß leicht gestreift“ hatte, ahnte der junge Mann zu diesem Zeitpunkt sowieso schon: „Ich hatte hohes Fieber, peinigende Schmerzen im Rücken, in den Beinen, den Armen, im Kopf, einen starken Husten, und ich verlor zunehmend meinen Geschmacks- und Geruchssinn.“

„Nach jeder Bewegung bin ich erschöpft“
Seine Mutter habe ihn mit - vor der Tür abgestellten - Medikamenten und Nahrungsmitteln versorgt: „Mitunter allerdings war mein Zustand so dramatisch, dass ich es kaum schaffte, aus dem Bett aufzustehen.“ Bis heute ist Florian M. „ziemlich angeschlagen. Nach jeder kleinen Bewegung bin ich erschöpft.“

Was den Sales-Manager erleichtert: „Keiner meiner Urlaubsbegleiter - sie sind auch alle doppelt geimpft - wurde infiziert.“ Was er kritisiert: „Dass die Menschen zu wenig darüber aufgeklärt werden, dass das Virus auch bei einer Vollvakzinierung gefährlich sein kann.“ Und er weist auf mangelnde Kontrollen hin: „Ich konnte den Schwechater Airport verlassen, ohne getestet worden zu sein. Die Vorlage meines Impfpasses genügte.“

Außerdem habe das Contact Tracing bei ihm versagt: „Erst sechs Tage nach meiner Heimkehr wurden die Daten meines Flugs aufgenommen. Ich hoffe, dass ich keine anderen Passagiere angesteckt habe. Wenn es so war, werde ich das wahrscheinlich nie erfahren.“

Der Wiener Virologe Norbert Nowotny erklärt gegenüber der „Krone“, wie es zu solchen Fällen von Impfdurchbrüchen kommen kann.

„Krone“: Herr Professor Nowotny, wie kann es sein, dass ein junger kerngesunder Mann trotz doppelter Corona-Vakzinierung massiv an dem Virus erkrankt?
Norbert Nowotny: Die Impfung schützt in der Regel sehr gut gegen eine Ansteckung, und vor allem gegen einen schweren Verlauf der Krankheit. Dennoch kommt es, wenn auch selten, zu Impfdurchbrüchen. Also dazu, dass Menschen trotz einer Vollvakzinierung Covid bekommen. Und Fakt ist leider: Etwa fünf Prozent entwickeln nach den Stichen keine oder nur wenige Antikörper. Die Hoffnung der Wissenschaft ist nun, dass sich das bei den Betroffenen nach einer dritten Immunisierung ändert.

Und wenn nicht?
Dann müssen sie sehr achtsam sein und sich so gut wie möglich gegen eine Ansteckung schützen. Nicht mit zahlreichen Menschen lange Zeit in geschlossenen Räumen verbringen, oft die Hände waschen und desinfizieren, Abstandsregeln einhalten, an besonders belebten Orten FFP2-Masken tragen. Maßnahmen, an die wir uns im Übrigen alle halten sollten.

Vermutlich wegen der hohen Infektionsgefahr, die von der Delta-Variante ausgeht?
Ja, und weil wir nicht wissen, welche Mutationen noch auf uns zukommen werden.

Befürchten Sie das baldige Auftauchen einer extrem schlimmen Form, gegen die keines der bisher entwickelten Vakzine schützt?
Auszuschließen ist die Entstehung gefährlicherer Varianten nicht. Aber gerade die Delta-Variante ist äußerst „erfolgreich“ und breitet sich weltweit enorm rasch aus, sodass das Virus keine Notwendigkeit hat, noch infektiöser zu werden.

Corona ist demnach „raffiniert“ ...
... weswegen es uns weiterhin begleiten wird. In harmloserer Form - doch das gilt nur für jene Menschen, die sich impfen lassen.

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