„Projekte verzögert“

Insider: Alkoholexzesse im Gesundheitsministerium

Politik
04.08.2021 06:00

Ein Mitarbeiter des Krisenstabes im Gesundheitsministerium hat sich der „Krone“ offenbart: Er berichtet von exzessivem Gebrauch von Spirituosen, Bier und Schampus. Und zwar von frühmorgens bis nachmittags. Es gibt aussagekräftiges Bildmaterial und detaillierte Aussagen. Das Ministerium will den schweren Vorwürfen nachgehen.

Es sind verstörende Bilder. Schränke voll mit Spirituosen, Bier, anderen Alkoholika. Volle Aschenbecher. Videos und Fotos. Mit Datum und Uhrzeit versehen. Es handelt sich nicht um einen Nachtclub, sondern um Sektionen bzw. Abteilungen des Gesundheitsministeriums. Ein Mitarbeiter hat sich der „Krone“ anvertraut. „Die Zustände sind unerträglich“, sagt er.

Von frühmorgens bis nachmittags werde getrunken. Bier, Schampus, Wein bis Jägermeister und Grappa. „Bereits um acht Uhr früh sind die Mistkübel voll mit leeren Bierdosen“ (Bild unten). Es gibt aber auch Orangensaft zu sehen. „Hauptsächlich zum Mischen mit Grappa.“ Alles sei bestellt worden auf die Adresse der Dependance des Gesundheitsministeriums im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Ware kam angeblich kistenweise.

Schweigen aus Angst vor Konsequenzen
Beteiligt an der feuchtfröhlichen Routine seien rund zwölf Personen gewesen, etwa im Bereich IT und Gesundheitstelematik. In diesem Bereich wurde auch der Grüne Pass ausgearbeitet. Aber auch Verantwortliche im Krisenstab sowie in der Kommunikationsabteilung sollen fleißig mitgetrunken haben. „Durch die Alkoholexzesse haben sich Vorgänge verzögert. Auch der Grüne Pass“, behauptet der Mitarbeiter. Es gebe weitere Kollegen, die sich von dem speziellen Treiben distanzierten, sich jedoch aus Angst vor Konsequenzen (noch) nicht zu äußern wagen. Keiner will den Job verlieren.

Ministerium konsterniert und überrascht
Der Mann, der sich der „Krone“ offenbarte, sagt: „Die Verantwortung für so viele Menschen während der Pandemie lag mit in unseren Händen. Und dann so etwas. Es ist Zeit, dass die Öffentlichkeit davon erfährt.“ Und was sagt das Ministerium? Man zeigt sich konsterniert und überrascht.

Die Reaktion jedoch ist eindeutig. Nach Sichtung des übermittelten Videomaterials heißt es aus dem Ministerium von Wolfgang Mückstein (Grüne): „Uns sind die beschriebenen Vorgänge nicht bekannt. Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und sind um umfassende Aufklärung bemüht.“ Es gebe klare dienstrechtliche Rahmenbedingungen: rauchen nur in ausgewiesenen Bereichen. Alkohol in der Dienstzeit untersagt. Alle Aufträge seien jedenfalls von den Dienststellen fristgerecht erfüllt worden.

Das Statement des Gesundheitsministeriums im Wortlaut:
Dem Gesundheitsministerium sind die beschriebenen Vorgänge und Behauptungen nicht bekannt. Das Ministerium nimmt die Vorwürfe aber sehr ernst und wird sich deshalb um eine umfassende Aufklärung in dieser Sache bemühen. Das Ministerium betont, dass es in diesem Zusammenhang klare dienstrechtliche Rahmenbedingungen gibt. So ist das Rauchen an den jeweiligen Dienststellen nur in extra ausgewiesenen Bereichen erlaubt. Das Konsumieren von Alkohol ist während der Dienstzeit untersagt. Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden darüber bei Dienstantritt informiert und haben sich an diese Regeln zu halten.

Beim Grünen Pass handelt es sich um ein organisationsübergreifendes Projekt mehrerer Partner. Sämtliche Aufträge des Gesundheitsministeriums in diesem Zusammenhang wurden zeit- und fristgerecht umgesetzt. Die jeweiligen Fristen ergaben sich stets durch die parlamentarischen Gesetzgebungs- und Abstimmungsprozesse sowie durch die Vorgaben der Europäischen Union.

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