Tödliche Schüsse

Tatrekonstruktion, “sobald der Beamte in der Lage ist”

Österreich
14.02.2011 15:01
Nach dem tödlichen Schusswechsel in Hirtenberg in Niederösterreich vom Freitagnachmittag (siehe Infobox) wird die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eine Tatrekonstruktion beantragen. Zu der Rekonstruktion unter Beiziehung eines Sachverständigen werde es kommen, "sobald der schwer verletzte Beamte gesundheitlich in der Lage ist", wie Sprecher Erich Habitzl am Montag sagte. "Tief betroffen" zeigte sich indessen auch die Polizeigewerkschaft.

Die Staatsanwaltschaft sei schon während des Wochenendes ständig über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten worden, sagte Habitzl. Am Montag sei auch ein schriftlicher Anfallsbericht des Landeskriminalamtes Burgenland eingetroffen. Die Beamten untersuchten den Waffengebrauch der niederösterreichischen Kollegen. Die Tatrekonstruktion werde beantragt, "um den Schusswechsel bis ins Detail zu klären", erläuterte der Sprecher. Auch ein Schießsachverständiger werde dabeisein.

Alles sei innerhalb von Sekunden geschehen
Bei dem Feuergefecht in Hirtenberg waren an die 20 Schüsse gefallen. Zwei Beamte der Polizeiinspektion Bad Vöslau hatten zuvor mit anderen Streifen nach dem 34-jährigen Thomas P. gesucht, der - nach Ignorieren des Antritts einer zweimonatigen Haftstrafe am 1. Februar - Selbstmordabsichten geäußert hatte. Als die Polizisten im Wald auf den Mann trafen und ihn zur Überprüfung auf eine Dienststelle mitnehmen wollten, eröffnete dieser das Feuer. Die Beamten schossen zurück.

Thomas P. starb noch am Tatort. Er hatte sich seine Glock 19 letztlich selbst an den Kopf gesetzt. Ein 26-jähriger Polizist erlag seinen Verletzungen am Samstag im Landesklinikum Wiener Neustadt. Tödlich war ein Treffer in die Leber. Der 39-Jährige als einziger Überlebender des Feuergefechts wurde am Sonntag aus der Intensiv- auf die Bettenstation im UKH Wien-Meidling verlegt und von Ermittlern auch erstmals befragt. Er bestätigte, dass Thomas P. als Erster geschossen habe und alles innerhalb von Sekunden geschehen sei.

Für Polizeigewerkschaft "erschütternd"
"Es ist erschütternd", reagierte die Polizeigewerkschaft am Montag auf den Schusswechsel in Hirtenberg. "Wir sind alle tief betroffen", stellte Vorsitzender Hermann Greylinger fest. Er verwies auch darauf, dass die Brutalität gegen die Exekutive bei Amtshandlungen seit Anfang der 1990er-Jahre steige. Personalvertretung und Gewerkschaft hätten die Zeichen der Zeit erkannt und eindringlich ein Wachebediensteten-Hilfeleistungsgesetz gefordert, das dem Dienstgeber auch "abgerungen" worden sei.

Greylinger: "Menschliches Leid, Schmerz und Trauer können wir nicht ungeschehen machen. Es ist aber unsere dringliche Aufgabe, die betroffenen Kolleginnen, Kollegen und Familien wenigstens vor materiellen Sorgen zu bewahren."

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