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KW 23 – die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche

Musik
12.06.2021 08:00

Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!

(Bild: kmm)

Ryan Adams - Big Colors
Die gerichtlich nicht belangten #metoo-Vorwürfe hat der kanadische Vollblutmusiker Ryan Adams mittlerweile halbwegs überstanden und so konzentriert er sich wieder voll und ganz auf seine musikalische Karriere. Die er hat er auch weiterhin im Griff, wie das brandneue Album „Big Colors“, Teil zwei einer geplanten Trilogie, zeigt. Konzipiert war das Werk als Soundtrack für einen 80er-Film, den es nie gabt, dementsprechend stark sind vorwiegend die Bruce-Springsteen-Vibes herauszuhören. Im Direktvergleich zum Vorgänger „Wednesdays“ setzt Adams auf mehr Gitarren und Rock-Feeling, was ihm vor allem in Songs wie dem Titeltrack, „Power“ oder „Middle Of The Line“ gut steht. Hoffentlich bleibt er künftig bei der Musik… 7,5/10 Kronen

AFI - Bodies
Nur sehr wenige Bands haben sich über die Jahre so gewandelt wie AFI. Anfangs Hardcore-Punk mit einer leichten Emo-Kante, dann probierten es Davey Havok und Co. mit kajalgeschminkten Gothic-Klängen und irgendwann bog man sogar in Richtung Stadionrock ab, merkte aber schnell, dass es am notwendigen Songwriting-Gespür für die wirklich großen Hymnen fehlte. „Bodies“ ist lustigerweise eine Art Versammlung all dieser Substile, konzentriert sich in seinem Kern aber auf eine Art New-Wace-Kante, wie man sie derzeit oft aus Großbritannien hört. Der ständig fortschreitende Reifeprozess dieser Band begeistert und schockiert zugleich, denn zuweilen ist man von der ständigen Entwicklung ein bisschen überfordert. „Bodies“ geht aber locker als düsterstarkes US-College-Rock-Werk durch. 7/10 Kronen

Kristoffer Bolander - 3
Von seinem schrotten Äußeren und dem gestrengen Blick sollte man sich nicht täuschen lassen, denn dahinter steckt bei Kristoffer Bolander die Stimme eines zarten Melancholikers. Auf seinem neuen Album „3“ verquickt er große Pop-Stimmung á la A-Ha mit traditionell-nordischem Folk und einer verträumten Pop-Zugänglichkeit, die unverschämt leicht zwischen artifiziell und eingängig hin- und herspringt. So, wie es die jeweilige Situation gerade verlangt. Handwerkliche Instrumente treffen auf malerische Synthesizer-Flächen und die sich um Isolation und Einsamkeit drehenden Song-Preziosen zeigen sich ungemein authentisch und verletzlich. „3“ ist ein Referenzwerk nordischer Pop-Musikkunst und sollte nicht nur auf den üblichen Boutique-Festivals, sondern auch im breiten Kanon Gehör finden. So schön und schwelgerisch ist Popmusik heute viel zu selten. 8/10 Kronen

Joe Bonamassa - Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman
Double-LP, CD, Blu-Ray oder DVD - man hat die Qual der Wahl, wenn man Gitarrengott Joe Bonamassa bei seinem neuen Livevergnügen unterstützen möchte. „Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman“ ist natürlich nur für Hardcore-Fans und Allessammler ein wirklicher Pflichtkauf, aber im ehrwürdigen Ryman Auditorium in der Musikmetropole Nashville konzertierten auch schon Größen wie Johnny Cash, Elvis Presley oder Hank Williams. Bonamassa musste im September 2020 pandemiebedingt freilich ohne den frenetischen Jubel der Fans auskommen, was man ihm und seiner unbändigen Spielfreude aber zu keiner Sekunde anmerkt. Tracks wie „Royal Tea“, „Lookout Man!“ oder „Cradle Rock“ gehen runter wie Öl - ein Manifest eines Großen. Bald wieder vor Publikum! Ohne Bewertung

Cold Cave - Fate In Seven Lessons EP
Die letzte Depeche Mode ist schon wieder ziemlich lange her nicht? Da können wir jetzt leider auch nicht Abhilfe schaffen, aber für Freunde der düsteren Synthie- und New-Wave-Klänge ist dieser Frühling durchaus fruchtbar. Ganze zehn Jahre nach dem letzten richtigen Lebenszeichen melden sich plötzlich wieder Cold Cave zurück und tun auf ihrem 7-Track-Appetizer so, als wäre nichts gewesen. Teilweise hart und ruppig, dann wieder romantisch und gediegen mäandert Wesley Eisold durch düstere und verträumte Tracks und erteilt uns eben „Fate In Seven Lessons“. Deutlich mehr The Jesus And Mary Chain als Nine Inch Nails sind hier zu verzeichnen. Der etwas hellere Zugang zu den Songs tut in diesen Zeiten aber gut und wirkt tröstlich. Bitte mehr davon! Ohne Bewertung

Alessandro Cortini - Scuro Chiaro
Apropos Nine Inch Nails - da lässt sich der Kreis bei Bandmitglied Alessandro Cortini gut schließen, denn der hat sich auf „Scuro Chiaro“ wieder einmal verselbstständigt - war ja auch genug Zeit vorhanden. Die Gitarren hat er auf dem neuen Werk zurückgeschraubt, einem selbst gebastelten Effektgerät dafür umso mehr Raum gegeben. Verhaltene Beats duellieren sich mit ausufernden Drone-Klängen. Modulierte Synthesizer-Flächen paaren sich mit jazzigen oder Soundtrack-artigen Klangsphären und irgendwo dazwischen taucht man ein in die perfide und interessante Klangwelt des unermüdlichen Soundtüftlers. Anstatt eines Narrativs setzt Cortini dieses Mal auf einzelne Stücke und dröselt das Gesamtklangbild lieber in Unterkapitel auf. Fordernd, aber lohnend. 7/10 Kronen

Crypta - Echoes Of The Soul
Ein Damenquartett, das sich im Death- und Thrash-Metal-Sektor wiederfindet, sich schwere Nieten über die Schultern hängt und aggressive Posen auf Promofotos einnimmt mag im Sinne der Gleichberechtigung eine gute Sache sein, am Ende des Tages bewertet man aber doch die Leistung und nicht die Quote. Hinter Crypta stecken zwei Mitgliederinnen von Nervosa, die Anfang des Jahres schon ein recht mediokres Album veröffentlichten, „Echoes Of The Soul“ wird auch keinen Szenekundigen nachhaltig vor den Ofen locken. Dafür sind die Riffs zu bieder, ist das Gekeife zu offensichtlich effektheischend und wirken die Songarrangements schlichtweg zu unausgegoren. Kann man hören, muss man aber nicht. 5/10 Kronen

Dennis DeYoung - 26 East, Vol. 2
Versprechen eingehalten, das Styx-Masterbrain Dennis DeYoung meldet sich ziemlich genau ein Jahr nach seinem Corona-eins-Solowerk mit dem angekündigten Nachfolger „26 East, Vol. 2“ zurück. Wieder benannt nach der Kreuzung in Chicago, wo sich die Kultband in den 70er-Jahren formierte, rückt er musikalisch nicht sonderlich stark vom Erfolgsrezept des Erstlings ab. Warum auch? Knallharte Hard-Rock-Hymnen für die „Lovely Days“-Fanschar, ausstaffiert mit balladesken und poppigen Momenten und stets durchzogen von seinem durchdringenden, hochmelodischen Organ. Wermutstropfen: nun soll mit Alben endgültig Schluss sein. Wenn sich der 74-Jährige aber so verabschiedet, dann soll uns das Recht sein. 7/10 Kronen

Dornenreich - Du wilde Liebe sei
Wenn es um metallisch angehauchte Wald- und Wiesenromantik geht, ist man bei den Tirolern von Dornenreich schon seit geraumer Zeit goldrichtig. Für ihr neuntes Studioalbum „Du wilde Liebe sei“ hat sich das Trio rund um Mastermind Jochen „Eviga“ Stock ganze sieben Jahre Zeit gelassen. Von den Black-Metal-Inspirationen der frühen Tage haben sich die Westösterreicher schon seit einiger Zeit wegbewegt und auch das sich lose um das Konzept Liebe drehende neue Werk lässt in den Arrangements nur mehr erahnen, welchen Geistes Kinder Dornenreich einmal waren. Zehn durchdachte Songs mit viel Moosgeruch und Naturmystik für all jene, die Räucherstäbchen nicht nur auf der Dachterrasse anzünden möchten. Schön, aber auch schön speziell. 6,5/10 Kronen

Danny Elfman - Big Mess
Ein erstes Soloalbum nach 36 Jahren Wartezeit - kann man schon einmal machen, wenn man eine Koryphäe wie Filmkomponist Danny Elfman ist. Leider vergaloppiert sich die Hollywood-Legende in den 18 Songs auf „Big Mess“ mehrmals gewaltig. Elfman selbst bezeichnet das Werk als „verrückte Kakophonie“ und liefert genau das ab. Metal-Versatzstücke, Prog-Ausflüge, krude Klangverquerungen, Dissonanz und Elfmans komisch aggressive Stimme, die es aber an Feeling und Zugänglichkeit vermissen lässt. Was sich in der Theorie vielleicht spannend und ambitioniert anhört, leidet in der Umsetzung aber an Unentschlossenheit und einer fehlenden Richtung. Je länger man sich an „Big Mess“ schmiegt, umso langweiliger wird es. Schade, Chance verpasst. 3,5/10 Kronen

Fritzi Ernst - Keine Termine
Hippe Sounds für die Generation Bobo haben Schnipo Schranke vor ihrer Auflösung scheinbar mühelos beherrscht. Das führte zu ausverkauften Hallen, einem Gig auf der Hauptbühne des „Rock am Ring“ und dem Status der Feuilleton-Lieblinge. Nach dem Aus der Band fiel Fritzi Ernst in ein kreatives Loch und einen Schwebezustand der Unsicherheit. Gemeinsam mit Ted Gaier von den Goldenen Zitronen formte sie nun ihr heiß ersehntes Solowerk „Keine Termine“, das sich aber nicht nur an den legendären Sager von Harald Juhnke anlehnt. Mit Liedern wie „Wieder einen gebaut“, „Höhle“, „Doofer Tag“ oder den Titeltrack übt sie sich aber gerne und bewusst in einer gewissen Lethargie, die sich mit Sorgen und Problemen der Millennials oder Generation Z duelliert. Die Zielgruppe wird jauchzen. 7/10 Kronen

Noel Gallagher - Back The Way We Came: Vol. 1 (2011-2021)
Rund um die verbal brutalen Fehden zwischen den beiden Gallagher-Brüdern Noel und Liam vergisst man manchmal allzu schnell, was für geniale Musiker sich dahinter verstecken. Dass beide nicht mehr an die Großtaten von Oasis herankommen - geschenkt. Dem einen fehlt das Songwriting-Gespür für Welthits, dem anderen die Weltklasse-Stimme. Noel resümiert auf „Back The Way We Came“ zumindest einmal seine erste Dekade ohne den jüngeren Bruder, wodurch dem Hörer wieder einmal gewahr wird, welch guter Songwriter der Mittfünfziger ist, wie sehr ihm aber gleichzeitig die Familienbande zur Weltklasseform fehlt. Die zwei neuen Songs sind gut, reißen aber nicht völlig vom Hocker. Der größte Gigant ist ohne seine bessere Hälfte auch nicht mehr übermenschlich. Ohne Bewertung

Garbage - No Gods No Masters
Von all den vielen großen 90er-Alternative-Bands haben sich Garbage rund um die charismatische Frontfrau Shirley Manson schon immer ziemlich am besten gehalten. Das beweist das amerikanische Kollektiv eindrucksvoll auf dem neuen Album „No Gods No Masters“, das einmal mehr nach niemand anderem klingt und der Kultband weiterhin mühelos den Eigenständigkeitsstempel aufdrückt. Wobei man sich nicht nur als Unbedarfter, sondern auch als Fan ein bisschen in Geduld üben muss, denn Garbage waren schon einmal zugänglicher. In Songs wie „The Men Who Rule The World“, „Waiting For God“ oder „A Woman Destroyed“ bezieht Manson eindeutig feministische Position, der Sound mäandert zwischen angriffigem Grunge-Rock, melancholischer Ästhetik und eruptiven Aggressionsschüben. Dystopisch, fordernd, skrupellos, wichtig. Bravo Garbage! 7,5/10 Kronen

Islands - Islomania
Vor fast 20 Jahren hat Nicholas Thorburn mit seiner Indie-Band The Unicorns für Aufregung gesorgt, dieses Band-Outfit wenig später aber gegen die Islands eingetauscht. Dort sorgte er bis 2016 für ergiebigen Indie-Rock mit einem konzilianten Pop-Feeling, das man sich in der Club-Disco genauso anhören konnte wie in Alternative-Beisln. Mit „Islomania“ gibt es nun fünf Jahre später doch eine etwas überraschende Rückkehr, die auch klanglich ganz neue Saiten aufzieht. So tanzbar und leichtfüßig wie auf dem neuen Werk hat man Islands noch nie gehört, was man sicher auch Beach-House-Produzent Chris Coady zuschreiben darf. Simple Basslinien, funkige Song-Arrangements und Thorburns lebensbejahende, beschwingte Vocals überzeugen und überraschen zugleich. Warum auch nicht - welcome back! 7/10 Kronen

Kafvka - Paroli
Danger Dan und seine Antilopen Gang mögen momentan die eindrucksvollsten Anführer klar definierter politischer Popmusik aus Deutschland sein, aber von Kummer über Feine Sahne Fischfilet bis hin zu den Alten wie den Ärzten sind Statements gegen Rassismus, Rechtsgerutsche und Umweltzerstörung zum Glück immer noch sehr populär. Von Letzteren borgt sich das politisch aktive Berliner-Crossover-Kollektiv Kafvka den Song „Schrei nach Liebe“, benennt ihn in „SNL“ um und macht ihn für die Millennials zugänglich. Auch sonst wird zwischen dicken Beats, Hip-Hop-Referenzen und Gitarrengeschrammel eindeutig und unmissverständlich Position bezogen. Das wird mal mehr („Alle hassen Nazis“), mal weniger deutlich („Alles was wir tun“) verlautbart. Ein gute, eine wichtige, aber auch ziemlich angriffige Platte. Manchmal ist Subtilität halt durchdringender, die gibt’s hier aber zu keiner Sekunde. 7/10 Kronen

King Gizzard & The Lizard Wizard - Butterfly 3000
Erst das zweite Album in diesem Jahr. Für die australischen Vielarbeiter King Gizzard & The Lizard Wizard ist dieser Schnitt fast schon beschämend gering. Und das, obwohl man auf dem fünften Kontinent coronabedingt eingesperrter ist als sonst wo. Die Leistung passt natürlich trotzdem wieder. Auf „Butterfly 3000“ zeigt sich das audiovisuell umtriebige Kollektiv von einer sehr leichtfüßigen, fast schon sommerlich-poppigen Seite ohne die psychedelischen Grundzutaten zu vernachlässigen. Auf Singles oder herausstechende Signature-Nummern verzichtet die Band bewusst, um den großen Bogen durch alle Songs durchgreifend zu spannen. Sie bleiben einzigartig. 7/10 Kronen

Marina - Ancient Dreams In A Modern Land
Ob mit oder ohne Diamonds - ein neues Popalbum von Marina ist immer aufregend. Das liegt einerseits an ihrer melodischen, aber auch artifiziellen musikalischen Zugangsweise, andererseits daran, dass sie sich nicht in Durchschnittlichkeit suhlt, sondern ihren Texten auch immer eine gehörige Portion Gesellschafts- oder Genderkritik beimengt. Von der immensen Energie der Albumhälfte lässt man sich sofort mitreißen, die Botschaften etablieren sich im getrageneren Tempo etwas später aber besser. Zwischen dem so populären 80er-Pop über Millenniums-Zitaten bis hin zu feinen Piano-Balladen ist alles drin und die Hittauglichkeit mancher Hits besänftigt auch jene, denen die Message manchmal zu viel wird. Durchaus gelungen! 7,5/10 Kronen

Maroon 5 - Jordi
Hand aufs Herz - rein musikalisch sind die amerikanischen Pop-Titanen Maroon 5 schon seit einiger Zeit eher nicht mehr zu brauchen. Wäre da nicht die menschliche Komponente, die Kritik schwer macht. „Jordi“, das siebente Studioalbum und das erste seit vier Jahren, ist nämlich dem 2017 viel zu früh verstorbenen Manager und Kindheitsfreund Jordan Feldstein gewidmet, der nur 40 Jahre jung wurde. Die Trauer verarbeitet man mit überproduziertem Pop-Pathos und Features von Künstlern, die den auch nicht mehr so jungen Poppern eine neue Publikumsgeneration liefern sollten: Mega Thee Stallion, Juice WRLD und Banti, für die älteren Semester aber auch Stevie Nicks und Jason Derulo. Auch wenn das sicher locker für volle Stadien reicht, bleibt davon wenig bis nichts hängen. Pulver verschossen, persönliche Tragik hin oder her. 4/10 Kronen

Migos - Culture III
Trap ohne Ende heißt bei einem weiteren, im Vorfeld immens hochgepushten Album dieser Woche. Das Atlanta-Trio von Migos hatte sich mit dem Vorgänger fast ein bisschen überhoben und die Platte etwas zu vollgefüllt, doch unter 19 Songs und 75 Minuten machen es die Rap-Könige heuer auch nicht. „Culture III“ geht aber doch mehr back to the roots und lehnt sich nicht mehr ganz so offensichtlich an Pop-Strukturen an, wie es Migos-Fans leider schon gewohnt werden mussten. Quavo, Takeoff und Offset gehen mit ihrer Nostalgiebesinnung aber auch nicht in die Vollen, wofür man schlussendlich dankbar sein muss, denn aufgewärmt schmeckt bekanntlich nur das Gulasch gut. Cardi B, Drake, Justin Bieber und Pop Smoke dann auch noch auf die Gästeliste zu kriegen - ziemlich fett, muss man schon sagen. Ein Festschmaus, wenn auch nicht zu zwingend wie das Debüt. 7,5/10 Kronen

Lukas Nelson & Promise Of The Real - A Few Starts Apart
Wieder nach Hause kommen, sich mit den Lieben verbinden, Gemeinschaft finden, sich wohl fühlen - das kennt jeder, den es sowohl dienstlich, als auch privat immer wieder mal in die Ferne verschlägt. Von diesem schönen Gefühl des Zurückkehrens erzählen Lukas Nelson und seine famose Band Promise Of The Real auf dem neuen Werk „A Few Starts Apart“. Federführend für die thematische Ausrichtung war freilich das unfreiwillige Daheimbleiben im Jahr 2020, das Nelson als nomadischer Tour-Vagabund zeit seines Lebens so nicht erlebt hatte. Nach Touren mit Neil Young und der Kooperation mit Lady Gaga und Bradley Cooper für „A Star Is Born“ hat die Erdung gutgetan. Ein bisschen mehr Schwung hätte das Album am Ende trotzdem vertragen. 6,5/10 Kronen

Azure Ray - Remedy
Nach den Islands haben wir diese Woche noch so ein Projekt, das sich dankenswerter Weise aus der Versenkung erhoben hat. Azure Ray, das Nebraska-Duo Maria Taylor und Orenda Fink, kannte man in den 00er-Jahren als spannende Mixtur aus Electronica, Indie-Pop und Alternative Country - also all das, was im amerikanischen Indie-Bereich durchaus zurecht auf Wohlwollen stößt. Nach Ausflügen in jeweilige Solobereiche und Kooperationen mit anderen Musikern gibt es mehr als eine Dekade nach dem letzten Werk mit „Remedy“ nun das heiß ersehnte Band-Comeback. Die beiden Damen haben während Corona jeweils für sich an den dreampoppigen Tracks gearbeitet, Lord Hurons Brandon Walters hat produziert. Das Ergebnis ist ein melancholisch-sanfter Indie-Sound, der sich erst gar nicht an den gängigen Zeitgeist anbiedert. Schön, zart und sanft - leider auch nicht sonderlich innovativ. 6/10 Kronen

Sharktank - Get It Done
Die Geschwindigkeit, die das Indie-Rap-Kollektiv Sharktank an den Tag legt, bleibt beeindruckend. Vor einem Jahr haben sich Leyyas Marco Kleebauer, Rapper Mile und Indie-Musikerin Katrin Paucz das erste Mal getroffen, im Herbst folgte eine EP und unlängst das erste große Konzert im Wiener WUK quasi ohne Vorbereitung. Folgerichtig steht nun auch das Debütalbum „Get It Done“ in den Läden, das mit all dem überzeugt, was wir von den Jungspunden bislang schon so heiß lieben: memorable Hymnen, Tanzrhythmen, Hip-Hop-Zitate, alternative Melancholie und ein herzerfrischendes Zusammenspiel von drei leidenschaftlichen Vollblutmusikern. Hier ist alles spontan, instinktiv und ungezwungen. Das hört man und das schätzt man. Das Potenzial ist hoch - bitte nutzt es! 7,5/10 Kronen

The Shins - Oh, Inverted World (20th Anniversary)
Kinder, wie die Zeit vergeht. Das Debütalbum der legendären US-Indie-Rocker The Shins ist auch schon 20 Jahre alt und angesichts des veröffentlicht das Liebhaber-Label Sub Pop „Oh, Inverted World“ nun zum Jubiläum noch einmal neu. Bob Ludwig und Bandchef James Mercer haben die famosen Songs wie „One By One All Day“, „Girl Inform Me“ oder „Girl On The Wing“ einem neuen Mastering unterzogen und fit für die 20er-Jahre gemacht. Außerdem hat man für 20 glückliche Fans ein paar exklusiv signierte Fotos in den LPs versteckt. Ein Kauf lohnt sich bei diesem Werk also mehrfach - das Album ist und bleibt legendär. Ohne Bewertung

Sleater-Kinney - Path Of Wellness
Nach all dem Hass gegen Donald Trump hat sich die Weltpolitik vor einigen Monaten fulminant gedreht und auch das Damenduo Sleater-Kinney war plötzlich seines Lieblingsfeindes beraubt. Also weg von der Weltwut und wieder hinein in privatere Gefilde. Sarkasmus und echter Ärger halten sich einmal mehr die Waage, dazu kriegt das Punk-Treiben einen erwachseneren Anstrich. Wenn man so sagen will, denn die Alternative- und Grunge-Licks reißen das Ruder trotz all der zeitgemäßen Sound-Referenzen immer noch gerne zurück in die 90er-Jahre. Der Kampf gegen das Patriarchat kann auf unterschiedlichen Wegen geführt werden. Wichtig ist nur, dass mit Herz und Seele gekämpft wird. Das geht notfalls auch zu zweit. 7,5/10 Kronen

This Ending - Needles Of Rust
Bis letztes Jahr war noch der ehemalige Amon-Amarth-Schlagzeuger Fredrik Andersson Teil der schwedischen Melodic-Death-Metal-Brigade, bis er auch aus dieser Truppe purzelte. Somit kann sich der Rest der Bande nicht mehr auf den Drummer rausreden, wenn man die unerlässlichen Vergleiche mit dem Wikinger-Flaggschiff ziehen muss. Natürlich gehen This Ending eruptiver, wilder und vor allem unkontrollierter ans Werk, wenn es aber ins Hymnisch und Melancholisch-Melodische geht, dann ähneln Songs wie „Annihilate“, „Embraced By The Night“ oder „Devastate“ den großen Brüdern fast zu heftig. Das liegt aber auch am Organ von Mårten Hansen, der sich hörbar wenig Mühe macht, sich von Johan Hegg zu emanzipieren. Wenn man sich daran nicht stört, wird man durchaus fein beliefert. 6,5/10 Kronen

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