Sorge um Kremlkritiker

„Falls Nawalny stirbt“: USA drohen Russland

Ausland
18.04.2021 16:28

Nach mehr als zwei Wochen Hungerstreik wachsen die Sorgen um die Gesundheit des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Ärzte aus seiner Umgebung warnten am Wochenende vor einem Herzstillstand des 44-Jährigen. Es müssten sofort Maßnahmen ergriffen werden, mahnte Nawalnys Medizinerteam auf Twitter. Die USA drohen Russland mit Konsequenzen „falls Nawalny stirbt“, erklärte Jake Sullivan, Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, gegenüber CNN.

Wie diese Maßnahmen gegen Russland in einem solchen Fall genau ausschauen würden, wolle er derzeit nicht öffentlich sagen, sagte Sullivan dem US-Fernsehsender.

Zuvor hatte die Ärztin des prominentesten russischen Oppositionspolitikers in einem Brief an die Gefängnisbehörde erneut Zugang zu Nawalny gefordert. „Wir Ärzte sind bereit zu handeln. Die Frage bleibt, ob das Straflager bereit zur Zusammenarbeit ist, um Nawalnys Leben zu retten“, schrieb Anastassija Wassiljewa. Bei einer Größe von 1,90 Meter wog er nach Angaben seiner Ehefrau vor einigen Tagen nur noch 76 Kilogramm. Pro Tag soll er ein Kilo verlieren. Unterstützung kam von mehr als 70 Prominenten, die mit einem offenen Brief an Russlands Präsident Wladimir Putin eine medizinische Behandlung forderten.

Drohendes Nierenversagen: „Wir sind extrem besorgt“
Nawalny, der in einem Straflager etwa 100 km östlich von Moskau sitzt, ist schon seit Ende März im Hungerstreik. Ihm droht Zwangsernährung. Der Putin-Gegner, der vergangenes Jahr nur knapp einen Giftanschlag überlebt hatte, klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Sein Ärzteteam sprach zudem von kritischen Kaliumwerten, was zu Nierenversagen und schweren Herzrhythmusstörungen führen könne. „Wir sind extrem besorgt über seinen Zustand“, heißt es in dem Brief an den Chef des Strafvollzugs. „Wir bitten dringend um Verhandlungen.“

Nawalnys Tochter fordert Zugang für Ärzte
Ein Kardiologe aus Nawalnys persönlichem Medizinerteam forderte im Radiosender Echo Moskw, dass unabhängigen Ärzten Zugang zum Oppositionellen gewährt wird. Auch die Tochter des Kreml-Kritikers forderte wegen des kritischen Zustands ihres Vaters medizinische Hilfe. „Meinem Vater muss ein Doktor erlaubt werden“, schrieb Dascha Nawalny, die an der US-Eliteuniversität Stanford studiert, auf Twitter.

EU-Außenminister befassen sich mit Situation des Oppositionsführers
 Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) forderte indes von Russland eine sofortige „adäquate medizinische Behandlung“ für Alexej Nawalny gefordert und dabei auf das Menschenrecht auf medizinische Betreuung hingewiesen. „Wir verfolgen mit großer Sorge, dass sich die Gesundheit von Alexej Nawalny immer weiter verschlechtert“, sagte Maas der „Bild“-Zeitung. Maas kündigte an, dass sich der am Montag in Brüssel tagende Rat der EU-Außenminister mit der Lage Nawalnys befassen werde.

Neue Massenproteste geplant
Nawalnys Team hat inzwischen für kommenden Mittwoch zu landesweiten Protesten - wie bereits im Jänner - aufgerufen. An dem Abend sollten sich die Menschen auf den zentralen Plätzen der Städte versammeln, hieß es in einem am Sonntag veröffentlichten Aufruf. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: Am Mittwoch will Präsident Wladimir Putin seine Rede an die Nation halten. Bis zum Sonntag hatten sich rund 460.000 Menschen auf der Nawalny-Internetseite für die Teilnahme an den Demos registriert.

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