"Nein, zart besaitet darf man nicht sein." Das sagte Zells Polizeikommandant auf die Frage nach der Geruchsbelästigung in den beiden Wohnungen des Betroffenen. Dabei hatte Toni Stock nur einmal hineingehen müssen. Die Nachbarn lebten permanent mit den am Ende absolut unerträglichen Zuständen. So hatte die Familie noch vor Weihnachten Anzeige erstattet. Die Bezirkshauptmannschaft leitete dann eine Zwangsräumung ein und eine Firma sorgte in großem Ausmaß für etwas, das der Bewohner einfach nicht zusammenbringt: Dinge wegzuwerfen.
Waffen bei Aufräumarbeiten entdeckt
Bei den Aufräumarbeiten tauchten dann zwölf Faustfeuerwaffen, drei dazu passende Schalldämpfer und rund 2.000 Schuss Munition auf. Woher die Waffen stammen, ist noch Gegenstand von polizeilichen Ermittlungen. Fest steht aber, dass der 74-jährige Zillertaler schon seit mehreren Jahren keine Waffenkarte mehr besitzt.
Fest steht auch, dass die Räumung höchste Zeit war. "Man kann sich gar nicht vorstellen wie es da drinnen aussah, und man will sich nicht vorstellen, wie der Mann in den beiden Wohnungen lebte", erzählt ein Involvierter. Der 74-Jährige leidet unter dem Messie- oder Vermüllungs-Syndrom. Das heißt, er ist unfähig, sich von Dingen zu trennen. Selbst leere Katzenfutterdosen, Milchverpackungen, Zigarettenstummel oder ähnliche Dinge, die allein schon aus hygienischen Gründen dringend entsorgt werden müssten, werden auf ewig gehortet.
Tausende Messies in Österreich
Der Zillertaler ist mit dieser Krankheit nicht allein. "Rechnet man die deutschen Zahlen auf Österreich um, gibt es rund 30.000 Messies", weiß Psychologin Nassim Agdari. Allerdings geht die Expertin von deutlich mehr Fällen aus: "In den USA rechnet man mit vier Prozent der Bevölkerung. Übrigens bei Männern und Frauen gleich verteilt."
Sie nennt drei einfache Aussagen, anhand derer man eine Gefährdung erkennen kann: "Ich besitze eine Vielzahl an Dingen", "Ich habe eine Unordnung bei diesen" und "Ich leide darunter". Generell gilt auch: "Wenn die Funktionalität der Wohnung leidet, etwa ein WC nicht mehr als solches benützbar ist, dann ist das ein eindeutiges Zeichen", präzisiert Agdari.
Eine Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen können hilfreich sein.
von Stefan Ruef, Tiroler Krone
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