UNO/Clooney-Projekt

Krisenregion Sudan wird ab sofort per Satellit überwacht

Ausland
30.12.2010 15:54
Aus Sorge vor einer neuen Welle an Kriegsverbrechen im vor der Spaltung stehenden Sudan wird die Krisenregion in Nordostafrika jetzt rund um die Uhr per Satellit beobachtet. Finanziert wird das Projekt von den Vereinten Nationen, Google, der US-Elite-Uni Harvard und der Promi-Stiftung "Not On Our Watch", als deren Galionsfigur beim Start des Projekts am Mittwoch Hollywoodstar George Clooney auftrat. Er gab den Bewaffneten zu verstehen, dass ab sofort die "Anti-Genozid-Paparazzi" über sie wachen.

Zwei Wochen vor dem Volksentscheid über die Unabhängigkeit des schwarzafrikanischen Südsudans vom islamistisch-geprägten Norden kündigte Clooney am Mittwoch an, die Grenze zum Norden werde ab nun per Satellit kontrolliert, um mögliche Anzeichen von Gewalt zu dokumentieren. Man verlasse sich dabei auf kommerzielle Satelliten, deren Bilder mit spezieller Software und von Analysten ausgewertet werden. Die Daten sollen stets öffentlich zugänglichs ein.

"Die Welt beobachtet sie"
Der 47-jährige Schauspieler engagiert sich seit Langem in Sachen Konfliktlösung in Afrika, war in den letzten Jahren mehrmals im Sudan und beriet dazu auch US-Präsident Barack Obama. "Wir wollen alle potenziellen Kriegsverbrecher wissen lassen, dass wir sie beobachten. Dass die Welt sie beobachtet!", sagte Clooney am Mittwoch in einem Statement auf der Website des "Satellite Sentinel Project" (siehe Infobox). Die Satelliten werden jegliche Anzeichen für Kriegsverbrechen von Bränden in Dörfern über größere Menschenansammlungen in den Grenzregion dokumentieren.

Aufnahmen von möglichen Truppenbewegungen, Übergriffen und Flüchtlingsströmen werden von den Vereinten Nationen über UNOSAT gesammelt, analysiert und im Internet mit aktuellen Berichten veröffentlicht. Das Vorhaben ist das erste seiner Art, das Grenzstreitigkeiten, gewaltsame Übergriffe und Kriegsverbrechen aller Welt fast in Echtzeit vorführen würde.

"Kriegsverbrecher brauchen die Dunkelheit. Es wird für sie ungleich schwerer werden, in unserem Scheinwerferlicht Massenmorde zu begehen", so Clooney, der die "Not On Our Watch"-Kampagne mit dem US-amerikanischen Menschenrechtsaktivisten und ehemaligen Präsidentenberater John Prendergast gegründet hat. Zu ihren Mitbegründern gehören außerdem Don Cheadle, Matt Damon, Brad Pitt, David Pressman und Jerry Weintraub. Dem Projekt hat Clooney mittlerweile den Beinamen "Anti-Genozid-Paparazzi" verpasst.

Volksabstimmung über Unabhängigkeit
Im überwiegend von Volksgruppen und Christen geprägten Südsudan wird am 9. Jänner 2011 über die Unabhängigkeit vom islamistisch-beherrschten Norden des Landes abgestimmt. Politiker, Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen fürchten, dass der Norden eine Loslösung des öl- und rohstoffreichen Südens nicht hinnehmen wird. 

Wie die UNO am Mittwoch bekannt gab, wurden dieser Tage die Wahlzettel für die vier Millionen Wähler im Süden des Sudans auf den Weg gebracht haben. Darauf steht die Abbildung einer einzelnen Hand für den Erhalt eines gemeinsamen sudanesischen Staates. Zwei Hände symbolisieren die Aufteilung des Sudans in zwei unabhängige politische Einheiten. Die Europäische Union entsendet 110 Beobachter in den Sudan. Auch die Arabische Liga will eine Mission schicken. Analytiker warnen den Süden vor übertriebenen Hoffnungen und Euphorie: Im Falle einer Unabhängigkeit wird es dem neuen Staat an vielem mangeln. So ist beispielsweise eine Gesundheitsversorgung in Form von Krankenhäusern oder Ärzte-Praxen praktisch inexistent. Im Ausbildungsbereich ist es ähnlich.

Der Volksentscheid wurde im Friedensvertrag von 2005 vereinbart, mit dem der Nord-Süd-Bürgerkrieg nach bis zu 2,5 Millionen Toten beendet worden war, und dem Süden eine Semiautonomie und das Recht auf eine Volksabstimmung eingeräumt wurde. Der Südsudan macht knapp ein Viertel der Fläche des Gesamtstaates (2.505.810 Quadratkilometer) aus und stellt derzeit etwas mehr als acht der insgesamt rund 41 Millionen Einwohner.

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