In Kanzlei verhaftet

Oststeirischer Anwalt vergriff sich an Klientengeldern

Steiermark
30.12.2010 12:51
In Juristenkreisen sorgt diese Meldung für viel Wirbel: Einen Tag vor dem Heiligen Abend ist ein oststeirischer Anwalt in seiner Kanzlei verhaftet worden - wegen Tatbegehungsgefahr. Der 57-Jährige soll 300.000 Euro an Klientengeldern in die eigene Tasche gesteckt haben. Der Jurist zeigt sich geständig, aber die Einsicht fehlt: "Ich wollte nur meine Kanzlei retten!"

Seit etwa zwei Jahren soll sich der Jurist immer wieder an Insolvenz- und Klientengeldern vergriffen haben. So wurden zum Beispiel erstrittene Vergleichssummen oder Teile von Insolvenzmassen einbehalten. Die Klienten wurden hingehalten und vertröstet. Auch sollte er Listen über Ein- und Ausgänge auf dem sogenannten Fremdgeldkonto (darauf werden Klientengelder überwiesen und dann weitergeleitet) führen. Aber diese Listen existierten nicht.

Oststeirer erstattete Selbstanzeige
Doch nicht nur die Finanz kam dem Juristen auf die Schliche, auch die Rechtsanwaltskammer überprüfte den 57-Jährigen. Da trat er die Flucht nach vorne an - und erstattete Selbstanzeige. Aber anstatt aufzuhören, machte der Oststeirer nur zwei Tage nach der Anzeige ungehindert weiter und führte Vergleichsverhandlungen für einen oberösterreichischen Klienten. Außerdem verschwieg er seinen Mandanten die inzwischen erfolgte Suspendierung der Rechtsanwaltskammer. Schließlich klickten die Handschellen.

Knietief verschuldet
Seit 23. Dezember sitzt der Anwalt jetzt in der Justizanstalt Jakomini. Vermutet wird, dass sich der Jurist - spezialisiert auf Insolvenz-, Unternehmens-, Gesellschafts- und Vertragsrecht - bei der Finanzierung seiner Kanzlei übernommen hat. Oft standen Einnahmen von wenigen Hundert Euro allein Angestelltengehälter von 20.000 bis 30.000 Euro gegenüber. Irgendwann verlor der Oststeirer den wirtschaftlichen Überblick. Inzwischen hat er mehr als eine halbe Million Euro Schulden angehäuft.

von Eva Molitschnig, "Steirerkrone"

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