"Sind gut besetzt"

Rauchfangkehrer: Glücksboten ohne Nachwuchssorgen

Wien
30.12.2010 09:31
Die in den etwa 100 Betrieben beschäftigten Wiener Rauchfangkehrer dürfen sich nicht vor körperlicher Anstrengung scheuen. Täglich säubern sie in Wien Tausende Schornsteine. Dabei müssen sie schwindelfrei sein und nicht davor zurückschrecken, rußig zu werden. Der Beruf ist nach wie vor eine Männerdomäne, aber der Frauenanteil beträgt inzwischen zehn Prozent. Und auch die Zukunft ist gesichert: Es gibt genug Lehrlinge, derzeit werden insgesamt 60 angehende Rauchfangkehrer ausgebildet.

"Wir sind gut besetzt, sind aber immer auf der Suche nach guten Leuten", erzählte Rauchfangkehrermeisterin Sonja Högler (Bild) aus Mariahilf. Sie unterrichtet - neben der Arbeit in ihrem seit drei Generationen im Familienbesitz befindlichen Betrieb - die künftigen Rauchfangkehrer in der Berufsschule.

Zu den besonderen Qualifikationen eines guten Rauchfangkehrers zählen laut Högler Freundlichkeit, keine Scheu vor Kunden als auch Ruß zu haben und die Freude an körperlicher Betätigung. Immerhin würden pro Tag mehrere Kilometer zurückgelegt - und das stiegenauf- und abwärts.

Energieeinsparung und Umweltschutz
Zu den Hauptaufgaben eines Rauchfangkehrers zählen - neben dem Durchbürsten der Kamine - auch der vorbeugende Brandschutz, wie Högler betonte. Weiters werden Rauchfänge und Feuerstätten auf ihre Eigenschaften in Sachen Energieeinsparung und Umweltschutz unter die Lupe genommen. Ebenfalls wichtig: Die Überprüfung der Zu- und Abluftführung. Damit werde sichergestellt, dass ausreichend Verbrennungsluft für eine vollkommene Verbrennung zur Verfügung stehe und die Abgase einwandfrei abgeführt werden.

Rund 150 Rauchfänge in Haus mit sechs Stiegen
Ein normaler Arbeitstag beginnt bei Sonja Högler zeitig in der Früh, also etwa um 6 Uhr. Zu Beginn wird mit den Mitarbeitern der Arbeitsplan durchgesprochen, danach absolvieren Gesellen und Meister ihren Kehrtag. Bis in den frühen Nachmittag sind sie unterwegs. In einem Haus mit etwa sechs Stiegen bedeutet das, rund 150 Rauchfänge durchfegen zu müssen. Dazu sollte man eher nicht von Höhenangst geplagt sein, da oft in luftiger Höhe über die Dächer geklettert werden muss. In den einzelnen Wohnungen werden zudem Abgasmessungen durchgeführt.

"Schliefbaren" Rauchfang durchsteigen
Die Ausbildung zum Rauchfangkehrer dauert insgesamt drei Jahre. Das Schöne an diesem Beruf sei, mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen, und dass man ständig an der frischen Luft sei, betonte Högler. Manchmal wird es jedoch auch eng: Damit der künftige Rauchfangkehrer nicht im Schornstein stecken bleibt, müssen Lehrlinge zur Gesellenprüfung einen, wie es im Fachjargon heißt, "schliefbaren" Rauchfang durchsteigen und kehren. Dabei handelt es sich um Kamine, in die man hineinklettern kann.

Rauchfangkehrer in ihrer Funktion als Glücksbringer sind besonders zum Jahreswechsel gern gesehene Gäste bei älteren Kunden, erzählte Högler. Die Jugend, so berichtete sie, kenne das alte Brauchtum hingegen kaum mehr.

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