Falscher Notarzt

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet

Niederösterreich
29.12.2010 15:45
Gegen einen 38-jährigen Mann, der sich wochenlang beim Samariterbund als Notarzt ausgegeben hatte (Infobox), wird nun auch wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Eine Patientin verstarb nach der Fahrt mit dem "Notarzt", eine andere liegt seither im Koma. Nun belastet ein Gutachten, das von der Staatsanwaltschaft Wien in Auftrag gegeben wurde den deutschen Schauspieler schwer, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Vecsey, im Gespräch mit krone.at. Der Verteidiger des "Notarztes" bezeichnete des Guatachten dagegen als "sehr hypothetisch".

Man habe alle Einsatz-Fahrten des falschen Notarztes überprüft, so Vecsey. Im Rahmen seiner "Tätigkeit" beim Samariterbund soll der 38-Jährige auch bei Notfällen dabei gewesen sein und bei mindestens zwei Patientinnen fahrlässig oder schlicht gar nicht gehandelt haben. Neben dem Samariterbund in Wien war der Mann auch für das Rote Kreuz in Niederösterreich als Notarzt im Einsatz.

Falscher Notarzt ließ Sanitäter helfen
Laut dem Gutachten erlitt eine 63-jährige Frau während eines Transports plötzlich einen Herzkreislaufstillstand. Anstatt selbst zu helfen, soll der 38-Jährige die Hilfeleistung den Sanitätern überlassen haben, berichtete der ORF. Der Frau wurden dabei im Rettungswagen keine Medikamente verabreicht. Die Frau liegt seitdem im Koma. Ein weiterer Fall ereignete sich ebenfalls bei einer Fahrt des Samariterbundes, bei der eine 68-jährige Patientin mit Kreislaufproblemen abgeholt wurde. Während der Fahrt kam es zu Komplikationen, die Frau wurde bewusstlos und starb kurz darauf im Spital. Dem Gutachten zufolge hatte der Mann auch diesmal die richtige Behandlung unterlassen.

Fahrlässige Tötung und schwerer Körperverletzung
Die Staatsanwaltschaft bereitet derzeit die Anklage gegen den 38-jährigen Schauspieler vor. "Es läuft in Richtung schweren gewerbsmäßigen Betrugs - der Beschuldigte soll auch Urkunden gefälscht haben, um seine Qualifikation als Arzt zu belegen -, Kurpfuscherei, fahrlässiger Tötung und schwerer Körperverletzung", erklärte Vecsey gegenüber krone.at.

Verteidiger will Gutachten prüfen
Der Verteidiger des 38-Jährigen, Anwalt Marcus Januschke, wolle sich das schwer belastende Gutachten aus medizinischer Sicht genau anschauen. Einer der Hauptgründe: Die Expertise sei "sehr hypothetisch" gehalten.

Der Anwalt sagte, dass der Zustand bei der verstorbenen Patientin von Haus aus sehr schlecht gewesen sei und sein Mandant nur in einem sehr kleinen Zeitraum hätte eingreifen können. So sei zu klären, ob der 38-Jährige überhaupt während der kurzen Fahrt die notwendigen Maßnahmen hätte setzen können. "Mein Mandant ist über den Vorwurf der fahrlässigen Tötung sehr betroffen", sagte Januschke.

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