"Krone": Weihnachten und Silvester sind ja sehr emotionale Feste. Wie sehr dringt das bei Ihnen in der Telefonseelsorge durch?
Silvia Breitwieser: Gerade zu Weihnachten hat man die idealisierte Vorstellung von einer heilen Welt. Da schmerzen eben dann unversöhnte Beziehungen und Kränkungen noch viel mehr als sonst. An Heilig Abend hatten wir heuer zwischen 80 und 85 Anrufer. Bis zu Silvester sinkt die tägliche Anzahl derer, die unsere Nummer wählen, dann kaum.
"Krone": Wie verzweifelt sind die Anrufer, die 142 wählen?
Breitwieser: Verzweiflung ist nicht das richtige Wort. Die Themen sind oft Paar- und Generationenkonflikte, etwa von junge Familien, die mit den Schwiegereltern in einem Haus leben. Es gibt aber auch Menschen, die so nicht mehr weitermachen wollen. Oft schmerzt auch noch der Tod von Verwandten oder dem Partner sowie die Einsamkeit. In der letzten Zeit steigt auch die Anzahl der Männer, die bei uns anrufen.
"Krone": Spielen auch Existenzängste eine große Rolle?
Breitwieser: Es sind eher die Zukunftsängste, die gerade zum Jahreswechsel zum Vorschein kommen. Viele Oberösterreicher ziehen da ihre persönliche Bilanz und es wird ihnen gerade jetzt bewusst, dass sie ihr Leben nicht so geschafft haben, wie sie sich das vorgestellt hätten.
"Krone": Wie kann die Telefonseelsorge da helfen?
Breitwieser: Wir garantieren unseren Anrufern Vertraulichkeit und das kostenlos und rund um die Uhr. Jeder der bei uns anruft, bekommt eine Gesprächsmöglichkeit. Wir sind achtsame Zuhörer für den Ausschnitt einer Lebensgeschichte dieser Menschen. In unser Gesellschaft lassen wir ja oft den anderen nicht mehr ausreden. Wir schenken ein offenes Ohr.
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