"Nicht akzeptabel"

Flugchaos: Britische Regierung will Strafen für Airports

Ausland
26.12.2010 15:06
Die britische Regierung erwägt die Einführung von saftigen Geldstrafen für Flughafenbetreiber, wenn es zu massiven Ausfällen und Verspätungen wie zuletzt in London-Heathrow kommt. "Es sollte eine wirtschaftliche Strafe für Service-Versagen geben", sagte Verkehrsminister Philip Hammond am Sonntag der "Sunday Times". Bisher könne die britische Flugaufsicht nur Strafen etwa bei Sicherheitsmängeln verhängen. Hammond will nun eine Gesetzesänderung vorantreiben.

Die Behörden sollten in entsprechenden Fällen Geldstrafen in zweistelliger Millionenhöhe verhängen können, sagte Hammond. Es sei nicht akzeptabel, dass der Heathrow-Betreiber BAA, eine Tochter des spanischen Ferrovial-Konzerns, nach den bisherigen Regelungen keine Strafen zu befürchten habe. "Es muss eine Geldstrafe für Betriebsausfälle geben, und es muss größerer Wert auf Leistung und Kundenzufriedenheit gelegt werden", sagte Hammond.

BAA wird vorgeworfen, an der Schneeräum- und Enteisungstechnik gespart und damit letztlich nicht ausreichend Kapazitäten gehabt zu haben. So hätte Heathrow etwa maximal 35.000 Liter Enteisungsmittel pro Tag eingeplant, aber ganze 100.000 Liter verbraucht. Verkehrsminister Hammond schlägt nun vor, eine gemeinsame Reserve an Enteisungsmittel für alle Airports zu schaffen.

Heathrow: Zwei-Zentimeter-Schneefall als "Sturm"
Das vorweihnachtliche Flugchaos in London mit tagelanger Sperrung einer Landebahn, Hunderten Flugausfällen und tagelangen Verspätungen war durch eine vergleichsweise geringe Schneemenge bei Temperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt ausgelöst worden. Der "Sunday Telgraph" berichtete, Heathrow habe in seinen eigenen Unterlagen Schneefall von zwei Zentimetern bereits als "Sturm" deklariert, was den Stopp des Flugbetriebs rechtfertigt.

Außerdem habe der Flughafen deutlich weniger Enteisungsgeräte und Schneeräumer als angegeben zur Verfügung gehabt. Die Regierung und die Flugaufsichtsbehörden sollen sogar darüber informiert gewesen sein, dass Kapazitäten fehlten.

Laut "Sunday Times" versuchen auch einige Fluggesellschaften, Schadensersatzansprüche gegen den Flughafenbetreiber geltend zu machen. BAA-Vorstandsvorsitzender Colin Matthews, der im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro verdient haben soll, hatte bereits auf seine Jahresprämie für dieses Jahr verzichtet.

Weitgehend Entspannung auf Europas Verkehrswegen
Indes hat sich nach dem Chaos auf Europas Verkehrswegen die Lage über die Feiertage deutlich entspannt. Am Pariser Großflughafen Roissy-Charles de Gaulle normalisierte sich am Christtag der Flugbetrieb, nachdem rund 200 Menschen die Nacht dort verbracht hatten. Angaben der Behörden vom Abend des Christtags zufolge wurde in Roissy kein Flug annulliert. Die meisten geplanten Verbindungen wurden pünktlich erwartet. "Alles normalisiert sich", teilte die Fluggesellschaft Air France mit. Die französische Umweltstaatssekretärin Nathalie Kosciusko-Morizet forderte bei einem Besuch des Flughafens unterdessen eine Inspektion, um die Gründe für den Mangel an Enteisungsmittel auf den Flughäfen zu untersuchen.

In Deutschland lief der Bahnverkehr nach den großen Einschränkungen am Heiligen Abend wieder weitgehend ruhig. "Der Fernverkehr ist stabil", sagte ein Sprecher am Sonntag. Alle wichtigen Fernverkehrsstrecken seien frei. Durch das Tempolimit auf 200 Stundenkilometern gebe es auf den längeren Strecken aber einige Verspätungen "im Minutenbereich", sagte der Bahnsprecher. Auf den Flughäfen, vor allem in Frankfurt am Main, verspäteten sich allerdings noch immer viele Flieger.

In Moskau wiederum fiel am Flughafen Domodedowo der Strom aus - der Airport wurde geschlossen, etwa 16.000 Reisende saßen fest. Die Behörden rechneten nicht damit, das Problem vor Sonntagabend zu lösen. In der russischen Hauptstadt ist es derzeit mit Temperaturen um den Gefrierpunkt ungewöhnlich warm. Gefrierender Regen machte die Straßen und Wege spiegelglatt, vielerorts schützten Autobesitzer ihre Wagen mit Matratzen vor herabstürzenden Eiszapfen.

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