4.500-km-Pilgerreise

Ex-Skistar David Zwilling ging zu Fuß nach Bethlehem

Österreich
25.12.2010 13:46
Der Salzburger Ex-Ski-Weltmeister David Zwilling ist nach mehr als 4.500 Kilometern auf seiner Pilgerreise in Bethlehem angekommen. Er war zu Fuß von daheim nach Bethlehem gegangen und nun wie geplant am 24. Dezember in der Geburtsstadt Christi eingetroffen. Für ihn ist es ein Dank für die Rettung seines Enkelkindes Nora nach der dramatischen Entführung im vergangen Juni (siehe Infobox). Mit der "Krone" sprach Zwilling über Glaube, Hoffnung und seinen langen Pilgerweg.

So viele Pilger wie noch nie haben sich heuer zu Weihnachtsgebeten in Bethlehem im Westjordanland versammelt. Mehr als 100.000 Gläubige aus aller Welt strömten in die Geburtsstadt Jesu, etwa doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. David Zwilling, Abfahrtsweltmeister von 1974, ist einer von ihnen.

Gemeinsam mit zwei befreundeten "Jakobsweg-erfahrenen" Polizisten, Johannes Aschauer und Otto Klär von der oberösterreichischen Landesverkehrsabteilung, war er am 24. Juni in Arbing im Bezirk Perg aufgebrochen. Die Route führte die Donau entlang bis Belgrad, dann weiter südwärts über Griechenland und die Türkei nach Syrien und Jordanien nach Bethlehem. "Krone Salzburg"-Chefredakteur Hans-Peter Hasenöhrl berichtete Zwilling am Heiligen Abend von seiner Pilgerreise ins Heilige Land.

"Krone": Grüß Gott Herr Zwilling. Wo erreichen wir Sie gerade, heute, am 24. Dezember?
David Zwilling: Es ist elf Uhr und wir sind vor dem Ziel, gerade zwei Kilometer von Bethlehem entfernt. In einer Stunde werden wir in der Katharinenkirche eintreffen. Wir haben versucht, einen Platz für die Mitternachtsmette mit dem ladinischen Patriarchen zu bekommen. Nachher werden wir dann nach Jerusalem gehen, rund zwei Stunden durch die Nacht.

"Krone": Sie sprechen von göttlicher Fügung, wenn Sie über ihren Entschluss zum mehr als 4.000 Kilometer langen Pilgerweg berichten.
Zwilling: Genau so ist es. Ich befand mich heuer im Juni auf einem Seminar bei Baldur Preiml, da fielen mir zwei Männer auf. "Was verkauft's ihr?", habe ich zu ihnen gesagt. Doch sie berichteten von einer geplanten Pilgerreise in das Heilige Land.

"Krone": Sie haben sofort zugesagt?
Zwilling: Es war wie eine innere Eingebung: "Euch schickt der liebe Gott, nehmt mich mit", habe ich gesagt. Meine Frau Margarete war dann auch sofort einverstanden: "Wenn das für dich wichtig ist", hat sie gemeint.

"Krone": Dann kam die schreckliche Nachricht von der Entführung ihres Enkelkindes, der kleinen Nora.
Zwilling: Das geschah mitten in der Vorbereitungsphase. Nora war noch nicht gefunden, da habe ich gewusst: Der Weg ist richtig. Ich gehe in Dankbarkeit oder in Hoffnung. Ich habe in den schweren Stunden gebetet und nicht verurteilt, ich bin ein sehr gläubiger Mensch, das spürt man gerade in diesen argen Situationen.

"Krone": Es ist gut ausgegangen und am 24. Juni sind sie mit Johann Aschauer und Otto Klär gestartet.
Zwilling: In Arbing bei Perg in Oberösterreich haben diese sechs faszinierenden Monate begonnen, von Minusgraden bis zu 43 Grad Hitze. Mehr als 4.000 Kilometer zu Fuß, so etwa 30 Kilometer im Tag mit einem Rucksack, der zwischen 15 und 17 Kilogramm gewogen hat, je nach dem Wasservorrat.

"Krone": Der Skiweltmeister von 1974 hat nie ans Aufgeben gedacht?
Zwilling: Nein, ich bin jeden Tag mit Freude aufgestanden. Wir sind entlang von frequentierten Straßen gegangen, durch wunderbare Landschaften oder direkt am Meer in Griechenland und in der Türkei. Wir haben ganz Syrien von Nord nach Süd durchwandert. An den Grenzen haben sie uns überall mit Begeisterung durchgewunken, nur in Palästina dauerten die Kontrollen drei Stunden.

"Krone": Am Weg hatten Sie viel Zeit zum Nachdenken...
Zwilling: Genau, das ist ja mein Ziel gewesen. Ich habe mich selbst abgeprüft: Wie ist das mit meiner Vorstellung von einer besseren Welt? Das ist die Botschaft: Wenn ein jeder ein bisschen mehr in Liebe ist und die anderen Menschen so zu verstehen versucht, wie sie sind.

"Krone": Aus Ihnen spricht tiefer Glaube.
Zwilling: Gott ist unser Vater und deshalb sind wir alle Schwestern und Brüder auf Erden. Dieses Gemeinsame habe ich überall gespürt.

"Krone": Wie haben die drei Pilger übernachtet?
Zwilling: Das war für uns immer besonders spannend am Abend. Wir haben alles erlebt, von der Unterbringung bei Freunden, in Klöstern, in Privatquartieren bis hin zur Nächtigung bei völlig fremden Menschen, die wir einfach angesprochen haben. Dann gab es Jugendherbergen, Seniorenheime, Pflegestationen, Frachtschiffe, unser Zelt und auch Drei-Sterne-Hotels.

"Krone": Einige Zeit hatten Sie auch einen vierbeinigen Begleiter.
Zwilling: Das war Blacky, der uns 300 Kilometer gefolgt ist. Wir lernten ihn kennen, als wir in der Nähe von Troja an der Westküste der Türkei unser Zelt am Strand aufgeschlagen haben. Aber natürlich hatten wir Begegnungen mit den verschiedensten Menschentypen, mit Kindern, Männern, Frauen, Armen und Reichen, Jungen und Alten und sehr Alten, das hat mich alles sehr beeindruckt.

"Krone": Für Ihre Heimat, für Salzburg, hat diese Pilgerreise konkrete Auswirkungen.
Zwilling: Nicht nur für das Lammertal. Ich versuche, ein Werte-Wegenetz aufzubauen, das fertige Konzept gibt es im Internet unter www.wertewege.at zu lesen. Ich möchte in verschiedenen Regionen Wege kennzeichnen, auf denen man nicht nur die Natur wahrnehmen kann, sondern auch über die eigenen Werte nachdenkt. Frieden, Freude und Freiheit sind für mich ganz wesentliche Begriffe.

"Krone": Es ist jetzt der Vormittag am 24. Dezember, und sie werden bald ihre Frau treffen. Sie fliegt nach Israel.
Zwilling: Wenn Gott will, wenn in den letzten Stunden alles gut geht, dann werde ich mit Margarethe und mit Otto und Johannes Weihnachten feiern können, auf der letzten Strecke des Pilgerwegs von Bethlehem nach Jerusalem.

"Krone": Herr Zwilling, wir danken sehr für die Zeit und für dieses Gespräch.
Zwilling: Ich wünsche allen Lesern der "Krone" Frohe Weihnachten und hoffe, dass ich mit meinen Worten in ihren Seelen etwas bewirke.

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