Beschwerde bei UN

Folter-Haft für WikiLeaks-Informant Manning?

Ausland
23.12.2010 11:45
Der US-Soldat und mutmaßliche WikiLeaks-Informant Bradley Manning wird angeblich unter folterähnlichen Bedingungen in US-Haft gehalten. Unterstützer des Obergefreiten haben deswegen jetzt Beschwerde eingereicht, die Vereinten Nationen gehen den Vorwürfen nach. Indes hat ein Ex-WikiLeaks-Mitarbeiter angekündigt, ein Buch mit brisanten Informationen über die Website und deren Gründer Julian Assange zu veröffentlichen.

Gegenüber der Website "Salon.com" sagt ein Unterstützer Mannings, dass der Soldat täglich mindestens 23 Stunden alleine in einer Zelle verbringen müsse - und dort zum Nichtstun verurteilt sei. "Er darf noch nicht einmal Sportübungen machen und steht ständig unter Beobachtung. Wenn er doch einmal Übungen macht, wird er sofort dazu aufgefordert, damit aufzuhören", berichtet nun sogar ein Leutnant der Armee. Selbst Kopfkissen und Bettlaken würden Manning verwehrt. Täglich werde für etwa 15 Minuten ein laufender Fernseher vor die Zelle geschoben. Dabei sei Manning bisher ein Musterhäftling, der keinen Anlass zu dieser Behandlung gegeben habe.

Die Unterstützer sind sich sicher, dass auf diese Weise versucht werde, Manning zu einer Aussage gegen Wikileaks-Boss Julian Assange zu bewegen. Das Büro des UN-Sonderberichterstatters über Folter, Manfred Nowak, bestätigte den Erhalt einer Beschwerde der Manning-Unterstützer. Das US-Verteidigungsministerium wies umgehend alle Vorwürfe zurück.

Depeschen und Irak-Bildmaterial weitergegeben?
Manning wurde im Juli vorgeworfen, geheimes Material an die Enthüllungsplattform WikiLeaks weitergegeben zu haben, darunter mehr als 250.000 geheime Depeschen des diplomatischen Dienstes der USA. Auch das Bildmaterial, das zeigt, wie ein Fotograf und sein Fahrer in Bagdad von einem US-Helikopter aus erschossen werden, soll von Manning weitergeleitet worden sein.

Der Soldat hat sich öffentlich nie dazu geäußert, ob er WikiLeaks die Geheimdokumente zugespielt hat. WikiLeaks-Gründer Julian Assange erklärte, die Technologie der Enthüllungsplattform sei so gestaltet, "dass wir die Quelle nicht kennen". Außerdem gab er an, den Namen Bradley Manning erstmals in den Medien gehört zu haben.

Assange: "Manning ist ein politischer Gefangener"
In einem Interview mit dem Sender "MSNBC" bezeichnete Assange den Obergefreiten als politischen Gefangenen. "Wenn wir den Vorwürfen glauben, dann hat dieser Mann das aus politischen Gründen gemacht. Er ist ein politischer Gefangener in den USA. Er steht nicht vor Gericht. Er ist ein politischer Gefangener ohne Prozess in den USA - und das seit sechs oder sieben Monaten."

Ex-WikiLeaks-Mitarbeiter packt in Buch aus
Während sich Manning und Assange auf ein Gerichtsverfahren vorbereiten müssen, plant der frühere deutsche Sprecher der Enthüllungsplattform nun geheime Informationen über WikiLeaks und Julian Assange zu veröffentlichen. In einem Buch will Daniel Domscheit-Berg, besser bekannt unter seinem Pseudonym Daniel Schmitt, über seine gemeinsame Arbeit mit dem umstrittenen WikiLeaks-Gründer berichten und die Entwicklung, die Finanzen und die inneren Spannungen der Organisation offenlegen. Bereits im Februar soll das Werk erhältlich sein.

Schmitt hatte Assange 2007 getroffen. Die Betreiber der auf Enthüllung von Geheimdokumenten spezialisierten Website sind größtenteils unbekannt, einzig Assange und Schmitt traten bisher öffentlich auf. Schließlich kam es wegen persönlicher, ethischer und politischer Fragen zum Zerwürfnis. Der Deutsche verließ vor wenigen Monaten WikiLeaks und kündigte an, er werde eine ähnliche Website einrichten - Openleaks.org soll Anfang 2011 starten.

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