"Ötzi" aufgetaut

Bakterien aus dem Eismann-Magen werden untersucht

Wissenschaft
21.12.2010 13:35
Forscher haben den Eismann "Ötzi" zum zweiten Mal seit seiner Entdeckung aufgetaut. Sie wollen mit Hilfe von Gewebeproben aus der mumifizierten Leiche nun ermitteln, welche Bakterien es vor 5.300 Jahren in Ötzis Magen gab. Beteiligt sind Mikrobiologen vom Karolinska Institut und dem Seruminstitut in Stockholm.

Die Gletschermumie aus der Jungsteinzeit gilt seit der Entdeckung 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol als Weltsensation. "Vielleicht kann das, was wir bei Ötzi sehen, unser Verständnis von Bakterien verbessern, die resistent gegen Antibiotika sind", sagte der schwedische Bakteriologe Lars Engstrand am Dienstag in der Zeitung "Svenska Dagbladet".

Magen- und Darmtrakt untersucht
Engstrand und der deutsche Mediziner Peter Malfertheiner von der Universität Magdeburg sowie ein französischer Kollege konnten im November im Archäologischen Museum von Bozen den Magen- und Darmtrakt der sonst stets eingefrorenen Leiche untersuchen. Der Schwede entnahm 20 Gewebeproben, deren DNA jetzt in Stockholm analysiert wird. Engstrand meinte zu ersten Ergebnissen, die DNA der Bakterienflora sei so gut intakt, dass man mit Hilfe moderner Technik ermitteln könne, welche Bakterien Ötzi bei seinem Tod im Magen gehabt habe.

Als Ziel der Untersuchungen nannte der Schwede auch die Klärung der Frage, ob der Mann aus der Jungsteinzeit möglicherweise auch Magengeschwüre gehabt habe. Engstrand berichtete, dass er bei der Untersuchung der Mumie zunächst mit seinen beiden Kollegen versucht hatte, per Gastroskopie (Magenspiegelung) das Mageninnere zu untersuchen, was aber nicht gelang. Auch die Speiseröhre sei für die Sonde zu eng gewesen, so der Bakteriologe.

Ötzi Essensreste entnommen
"Stattdessen schnitten wir ein zehn Zentimeter großes Loch in seinen Bauch und holten Reste von dem Essen heraus, das er zu sich genommen hatte." Über seine Gefühle dabei sagte Engstrand: "Es war unglaublich faszinierend. Man empfindet Demut, wenn jemanden untersucht, der seit 5.300 Jahren tot ist." Die Ergebnisse der Stockholmer Analysen sollen im März veröffentlicht werden.

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