500.000 Euro Verlust

Bond-Spektakel ein Finanz-Desaster für Stadt Bregenz

Österreich
21.12.2010 14:20
Das kräftig umworbene Spektakel zum James-Bond-Dreh in der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz stellt sich jetzt offenbar als absolutes Minusgeschäft heraus. Wie der Rechnungshof in einem Bericht feststellt, resultierte aus den Aktionen zum 007-Dreh sowie der "ZDFarena" zur Fußball-EM 2008 ein Verlust von 500.000 Euro.

Die Stadt Bregenz, die 51 Prozent der Gesellschaftsanteile an der "Bregenz Tourismus und Stadtmarketing GmbH" hält, hatte den Rechnungshof um eine Prüfung der Causa ersucht. Offenbar gibt es nach den hohen Verlusten die Überlegung, Verantwortliche auszumachen und rechtliche Schritte zu setzen.

Die Stadtmarketing-GmbH glaubte angesichts der Dreharbeiten zum Bond-Streifen "Quantum of Solace" im Festspielhaus sowie der EURO 2008 an eine "Jahrhundertchance" und investierte offenbar kräftig in PR-Aktionen. Am Ende des Jahres 2008 belief sich das Minus der Gesellschaft auf insgesamt 775.000 Euro, wovon die Stadt 450.000 Euro abdecken musste. 500.000 Euro haben allein die Verluste aus dem 007-Aktionen und der "ZDFarena" ausgemacht.

Eine erste Reaktion des Bregenzer Bürgermeisters zum Finanz-Desaster findest du in der Infobox.

Der RH sieht in der Causa sowohl eine "mangelnde Wahrnehmung der Sorgfaltspflichten durch den früheren Geschäftsführer", der Ende 2008 aus der Gesellschaft ausschied, als auch eine "unzureichende Wahrnehmung von Überwachungs- und Kontrollpflichten durch den Ausschuss der Gesellschaft", der bei der Stadtmarketing-GmbH wie der Aufsichtsrat einer AG funktionieren hätte sollen.

Eigentlich gar kein Budget für 007-Werbung
Der Prüfbericht strotzt nur so vor Kritik. So seien etwa im Budget des Jahres 2008 für PR-Zwecke rund um die James-Bond-Dreharbeiten gar keine Mittel und für die "ZDFarena" lediglich 30.000 Euro vorgesehen gewesen. Unverständlich, wie sich daraus ein Minus von 750.000 Euro entwickeln kann. Der RH-Bericht: "Eine nachvollziehbare Geschäftsstrategie mit konkreten Zielen und Maßnahmen war nicht vorhanden. Der Öffentlichkeitsarbeit lag kein aus strategischen Vorgaben ableitbares Konzept zugrunde."

Der damalige Geschäftsführer - der Ende 2008 auf eigenen Wunsch aus der Gesellschaft ausschied - habe es auch verabsäumt, die Gesellschaftsorgane über den sich bereits zu Jahresmitte 2008 abzeichnenden Verlust zu informieren. Er habe den Vorsitzenden des Ausschusses im Dezember 2008 lediglich über einen voraussichtlichen Verlust von rund 100.000 Euro informiert.

Mit der Kontrolle haperte es aber offenbar schon länger: 2003 hätte der Ausschuss einen an sich erforderlichen Lagebericht nicht eingefordert. Durch den Geschäftsführer veranlasste Erhöhungen des Kreditrahmens in den Jahren 2003 (plus 250.000 Euro), 2007 (plus 150.000 Euro) und 2009 (plus 200.000 Euro) seien ohne die im Gesellschaftsvertrag vorgeschriebene Mitbefassung des Ausschusses durchgeführt worden, so die RH-Prüfer. Die Budgetunterlagen der Gesellschaft seien bis einschließlich 2008 "wegen fehlender Planbilanzen, Finanzpläne und Planungen auf Projektebene für die Unternehmenssteuerung ungeeignet" gewesen.

Prämie ausgezahlt und Gehaltserhöhung erhöht
In punkto Geschäftsführung zeigt der RH mehrere fragwürdige Vorgänge auf. So werden Prämienzahlungen an den ehemaligen Geschäftsführer in Höhe von 57.622 Euro "ohne nachvollziehbare Beschlussfassung durch den Ausschuss der Gesellschaft" kritisiert. Seine Gehaltserhöhung habe den vom Ausschuss beschlossenen Betrag von monatlich 1.000 Euro infolge von Doppelverrechnungen und aliquoten Prämienzahlungen um rund 845 Euro überstiegen. "Die Prämienzahlungen und Übergenüsse bei den Bezügen wären auf ihre Rückforderbarkeit zu überprüfen", empfahl der Rechnungshof.

Der RH erwähnt auch eine 15.000-Euro-Förderung der Gesellschaft an einen Verein, bei dem der einstige Geschäftsführer im Vorstand saß. Spekulationsraum für weitere Ungereimtheiten lässt die offenbar kaum vorhandene Dokumentation von Leistungsverträgen: "Schriftliche Vereinbarungen über die vom Steuerberater bzw. von Werbeagenturen im Einzelnen zu erbringenden Leistungen existierten nicht", heißt es. Und im nächsten Satz: "Der frühere Geschäftsführer unterhielt eine langjährige Geschäftsverbindung mit dem Geschäftsführer einer Werbeagentur, mit dem er nach seinem Ausscheiden aus der Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH eine eigene Event- und PR-Agentur gründete."

"Nachhaltiger Werbeeffekt nicht feststellbar"
Zu guter Letzt entkräftet der Rechnungshof auch noch jenes Argument, dass bei kostspieligen Tourismus-Themen meistens vorgeschoben wird: den Werbeeffekt. Zwar habe eine Werbeagentur den Promotionswert der Projekte "James Bond" und "ZDFarena" mit rund 109 Millionen Euro beziffert, allerdings könne man daraus keine unmittelbare Aussage über den Erfolg bzw. den wirtschaftlichen Effekt der beiden Veranstaltungen treffen, so der RH.

"Ob die Großprojekte des Jahres 2008 den Werbeeffekt nachhaltig beeinflussten, war noch nicht feststellbar", heißt es im Bericht.

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