Endzeit-Thriller

Viggo Mortensen und Charlize Theron in “The Road”

Kino
21.12.2010 16:08
Zur weihnachtlichen Zeit passt er nicht gerade, John Hillcoats Endzeitfilm "The Road". Visuell beeindruckend und emotional verstörend inszeniert der australische Regisseur ("The Proposition - Tödliches Angebot") den Bestsellerroman von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy. Darin kämpft ein Witwer in einer postapokalyptischen Welt mit seinem Sohn ums Überleben.

McCarthy lieferte mit seinem Werk "No Country for Old Men" auch schon die Vorlage für die Oscar-prämierte Verfilmung durch die Coen-Brüder, Hillcoats "The Road" wurde bei den Filmfestspielen von Venedig im Wettbewerb gezeigt. Oscarverdächtig ist das Pathos-geladene "The Road" zwar nicht, beeindruckend hingegen die Darstellungen von "Der Herr der Ringe"-Star Viggo Mortensen und dem australischen Jungtalent Kodi Smit-McPhee.

Die Welt ist düster, trostlos, grau. Tiere und der Großteil der Menschen wurden ausgelöscht, die Ernte ist verfault. Die wenigen Überlebenden hungern, frieren - und sind zu allem fähig. Nach einer mysteriösen Naturkatastrophe sind ein Mann (Mortensen) und sein Sohn (Smit-McPhee) einer schier hoffnungslosen Situation ausgesetzt. Nachdem sich die junge Mutter (Charlize Theron) das Leben genommen hat, machen sich Vater und Sohn auf den Weg Richtung Meer - in der Hoffnung, dass dort alles besser ist. Diebe und menschenfressende Banden sind unterwegs - Knochenreste, Massengräber, Blut und abgemagerte Sklaven pflastern ihren Weg.

Zwei Kugeln für den Notfall
"Der Junge ist der Grund, warum ich lebe", sagt der Mann ohne Namen. Für den Notfall hat der Mann einen Revolver bei sich - mit zwei Kugeln. "Eine für dich, eine für mich." Doch Aufgeben ist keine Option, sind sie doch die "Guten", sagt der Mann. "Du musst das Feuer in dir bewahren", die unauslöschbare Flamme der Menschheit.

Anders als genreübliche Science-Fiction-Endzeitfilme der jüngsten Vergangenheit wie "2012" oder "Krieg der Welten" wirkt "The Road" bedrückend realistisch. Das liegt in erster Linie an der stetig enger werdenden Vater-Sohn-Beziehung, die von der ersten Minute an unter die Haut geht. Hinzu kommt die brutal-beängstigende Veranschaulichung der menschlichen Natur. Es ist nicht so sehr die trostlose, düstere Welt, die einen als Zuseher verstört: Es ist die Konfrontation mit Menschen, die in Extremsituationen so weit gehen, sich gegenseitig auszulöschen, um selbst zu überleben. "Sowohl für uns selbst als auch für unseren Planeten waren wir schließlich immer schon der schlimmste Feind", meint Hillcoat über den Film, "und werden es auch bleiben."

Dreharbeiten in New Orleans
Auf technische Spezialeffekte verzichtet Hillcoat. Die Apokalypse wird gar nicht erst gezeigt, der Fokus auf die wahre Katastrophe, die auf sie folgt, gelegt. Gedreht wurde im von Hurrikan Katrina gezeichneten New Orleans, in Winterlandschaften Pennsylvanias und an Orten, die durch Feuer oder Vulkanausbrüche verwüstet wurden. Wo an Effekten gespart wurde, wird an Pathos zugelegt: Mühsam wird das Gerede um den Fortbestand der Menschheit und die Angst des Vaters, was mit dem Sohn passiert, wenn er eines Tages sterben sollte.

Beeindruckend ist dennoch die physische und emotionale Darstellung von Mortensen, der für den Film sichtlich abgenommen hat und für die Rolle an seine Grenzen geht. Auch der erst 14-jährige Smit-McPhee, der aus einer australischen Theaterfamilie stammt, steht seinem erfahrenen Schauspielpartner in nichts nach. Die Nebenrollen sind mit Charlize Theron als depressiver Mutter und Robert Duvall als nicht wiederzuerkennendem, abgemagertem Weggefährte grandios besetzt. In einer kleinen Rolle als Veteran ist Guy Pearce zu sehen, der in Hillcoats "The Proposition" die Hauptrolle gespielt hatte.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele