Auf iPhone und iPad

Wahnwitzige Kosten durch “kostenlose” Spiele für Kinder

Digital
21.12.2010 10:27
"Smurfs' Village" (zu Deutsch "Schlumpfdorf") ist für das iPhone und andere Apple-Geräte vor gut einem Monat herausgekommen und schnell zu einem der umsatzstärksten Spiele im iTunes Store geworden. Und dabei ist der Download kostenlos. Fragt sich, wo dann das Geld herkommt? Einen Teil der Antwort kennt Kelly Rummelhart aus Kalifornien. Ihr vierjähriger Sohn hat mit ihrem iPad gespielt und dabei ohne ihr Wissen um 66,88 Dollar (über 50 Euro) "Schlumpfbeeren" gekauft.

Rummelhart hatte bis dahin keine Ahnung, dass man in einem virtuellen Spiel um echtes Geld Dinge kaufen kann. Die "Smurfberries" gehören zu den Dingen, die das Spiel schneller und damit interessanter machen. "Meine größte Sorge war, dass er mir den Bildschirm zerkratzen könnte", sagt die 36-jährige Mutter. "In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht gedacht, dass sie da auch etwas abbuchen." Sie kann sich aber noch glücklich schätzen, ihr Sohn hätte auch eine Scheibtruhe voll mit Schlumpfbeeren kaufen können, die kosten jeweils 59,99 Dollar (gut 45 Euro).

Rummelhart gehört zu einer wachsenden Zahl von Eltern in den USA, die erschrocken sind über die Kosten, die ihnen durch die oft unbedachten Einkaufstouren ihrer Sprösslinge entstehen. Im App Store häufen sich die Klagen, einige sprechen gar von Betrug.

iTunes-System hilft bei Abbuchungen
Apple hat die Möglichkeit, aus Anwendungen heraus Käufe zu tätigen, erst im vergangenen Jahr eingeführt. Die Entwickler können dabei das Abrechnungssystem von iTunes nutzen, um Dinge innerhalb von Spielen oder Add-ons zu Anwendungen zu verkaufen.

100 Dollar mit zwei Klicks aus dem Fenster werfen
Seit diesem Jahr machen die Hersteller nun in großem Umfang Gebrauch von dieser Möglichkeit. Bei vielen Spielen ist es inzwischen die Haupteinnahmequelle. Unter den zehn umsatzstärksten Apps im App Store sind sechs Spiele, die es kostenlos gibt. Bei allen wird dann im Spiel für Zusatzangebote gezahlt. Vier sind kinderfreundliche Spiele, von denen es bei zweien, "Tap Zoo" und "Bakery Story", möglich ist, mit zwei Klicks 100 Dollar (76 Euro) auszugeben.

Wenig Einsicht bei Spielanbietern
Der Hersteller von "The Smurfs' Village", Capcom Entertainment, teilte mit, unbeabsichtigte Käufe durch Kinder seien "bedauerlich". Deshalb gebe es inzwischen Warnungen beim Download des Spiels, es sollen auch welche im Spiel folgen, wenn etwas gekauft wird. Das hilft zwar vielleicht den Eltern, Kindern, die nicht lesen können oder noch kein Verhältnis zu Geld entwickelt haben, sagt das aber nichts. Capcom-Sprecher Michael Larson verteidigte die Kaufmöglichkeiten damit, dass es eine nützliche Option für erwachsene "Power Player" sei.

15 Minuten für Großeinkäufe ohne Passwort
Vermutlich kommt tatsächlich das meiste Geld, das in solchen Spielen ausgegeben wird, von erwachsenen Spielern, die sich ihre Schlumpfdörfer, Bäckereien, Zoos und Zombiefarmen bauen. Aber es gibt Schlupflöcher, die dazu führen können, dass Kinder in diesen Zahlungsprozess hineingeraten. Normalerweise muss bei jedem Kauf das passende iTunes-Passwort eingegeben werden. Es wird aber nicht danach gefragt, wenn die letzte Eingabe in den vergangenen 15 Minuten erfolgte. Dieser Zeitrahmen ist von Apple vorgegeben.

Zeitlimit offenbar lückenhaft
Es gibt aber auch Hinweise, dass das Passwort-Zeitlimit nicht immer funktioniert. Andrew Butterworth aus Ontario in Kanada berichtet, er habe genau darauf geachtet, seinem fünfjährigen Sohn den iPod touch erst nach 15 Minuten zu geben. Geholfen hat es nichts. "Er kam ganz stolz zu mir und sagte mir, er habe herausgefunden, wie man die Schlumpfbeeren kaufen kann", sagt Butterworth. Er sei sich aber sicher, dass er das Passwort zuletzt vier bis fünf Stunden vorher eingegeben habe. Die Einkaufstour seines Sohnes im Schlumpfdorf kostete ihn 140 Dollar (über 100 Euro).

Geld zurück bei Widerstand der Eltern
Apple-Sprecherin Trudy Muller verteidigte das System als sinnvoll und verwies darauf, dass Eltern In-Game-Käufe auch weiter einschränken könnten. Zudem zeigt sich das Unternehmen offenbar sehr kulant. Alle Eltern, die der Nachrichtenagentur AP über die Käufe ihrer Kinder berichteten, bekamen ihr Geld zurück. So auch Andrew Butterworth aus Kanada, der für seinen Sohn nun wohl ein neues Spiel ohne versteckte Einkaufsmöglichkeiten suchen wird.

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