Ein Kinderspiel

Spielgruppen nach einem Konzept von Emmi Pikler

Leben
16.12.2010 13:40
Viele Eltern sind auf der Suche nach geeigneten Kursen, die sie gemeinsam mit ihrem Baby und Kleinkind machen können. Dabei stoßen sie nicht selten auf Spielgruppen nach einem Konzept von Emmi Pikler. Eine spannende Sache, bei der nicht nur die Kleinen viel lernen können – auch Mama und Papa sammeln wichtige Erfahrungen bei den wöchentlichen Treffen.

Denn der Pikler-Spielraum für Bewegung und selbstständiges Entdecken gibt Eltern die Möglichkeit, die Eigenaktivität ihrer Kinder zu beobachten. Mutter und Vater sitzen an der Seite und schauen ihrem Sprössling zu. Ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse für das Tun der Kinder schaffen eine Atmosphäre, in der sich die Sprösslinge rundum wohlfühlen können. Die Pädagogin und Kursleiterin begleitet die Kleinen durch die Stunde, lässt sie selbstständig erkunden und spielen, gibt Sicherheit und unterstützt  bei mutigen Entdeckungen wie zum Beispiel auf die Dreiecksleiter hinaufzuklettern. 

Ohne angeleitet oder gedrängt zu werden, dürfen die Kinder das tun, was sie von sich aus möchten und wofür sie aufgrund ihrer Entwicklung bereit sind. Zur Verfügung stehen geeignete Bewegungs- und Spielmaterialien – und das Abenteuer kann beginnen!

"Gebt mir Raum und lasst mir Zeit"
Die Sprösslinge bekommen die Zeit herauszufinden, womit sie sich wann und wie lange beschäftigen wollen. Diese Eigeninitiative offenbart die individuelle Kreativität jedes Kindes und ist eine Herangehensweise, die das Selbstwertgefühl und die persönliche Zufriedenheit stärkt.

Doch was ist das Besondere an dieser speziellen Spielgruppe? "Kinder lassen sich leicht von Erwachsenen zu Aktivitäten verleiten, die sie überfordern und unsicher machen. Sie verlieren allmählich das Vertrauen in ihre eigenen Impulse und verlassen sich immer mehr auf die Anleitung von außen, werden unselbstständig und unzufrieden. Im Pikler-Spielraum vertrauen wir darauf, dass Kinder selbst am besten wissen, welche Klettererfahrungen sie als passende nächste Herausforderung in Angriff nehmen möchten, welche Begegnungen mit anderen Kindern für sie interessant sind und vieles mehr", erklärt Mag. Daniela M. I. Pichler-Bogner, Montessori-Pädagogin und Pikler-Dozentin.

Für ein Kind ist zu Beginn alles neu: die Holzkiste zum Hinein-, Heraus-, Hinauf- und Hinunterklettern, das Labyrinth zum Durchkrabbeln, Becher und Würfel, die sich ineinander stecken lassen. Bunte Ringe, Schüsseln, große Bälle, viele Dinge zum Sortieren und unterschiedliche Materialien, die verschieden klingen, wenn sie gedreht, geklopft oder zu Boden fallen gelassen werden. Für uns Erwachsene selbstverständliche Dinge, für den Nachwuchs aber ein Wunder. Sie müssen ihre Welt erst erforschen und brauchen dafür Freiraum ohne ständiges "Nein".

Emmi Pikler lebte von 1902 bis 1984 und betreute als Kinderärztin zehn Jahre lang Familien und die Entwicklung deren Kinder, bis sie 1946 die Leitung eines Säuglingsheims in Budapest übernahm, des heutigen Pikler-Instituts. Dort wachsen verlassene Kinder so heran, dass sie als gesunde und selbstbewusste Persönlichkeiten in Pflege- und Adoptivfamilien übergeben werden können. Die Grundlage dafür bilden eine freie Bewegungs- und Spielentwicklung sowie eine sichere und liebevolle Beziehung zu den sie pflegenden Erwachsenen.

Zufriedene Kinder, glückliche Eltern
Zurück zum Kurs: Zusätzlich zu den Spielstunden gibt es abendliche Gesprächsrunden, in denen Eltern Fragen stellen können. Auch Mutter und Vater werden begleitet, sodass sie die Entwicklungsschritte ihrer Kinder besser verstehen können.

Die Gruppen der Kids werden nach Alter gestaffelt. "Die Entwicklungsschritte der Kinder in den ersten drei Lebensjahren verlaufen sehr schnell. Um ihnen die nötige Ruhe und Sicherheit für diese Schritte zu gewähren, braucht es sogenannte entwicklungshomogene Gruppen. Kleine Kinder hören rasch auf, aktiv zu werden, wenn sie nur damit beschäftigt sind, sich vor den dynamischeren Aktivitäten eines größeren Kindes zu schützen", betont Pichler-Bogner.

Das freie Spiel – die "Hochschule für Säuglinge und Kleinkinder" –  ist ein Gewinn für Groß und Klein.

von Susanne Zita, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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