Aortenriss

US-Diplomaten-Legende Holbrooke gestorben

Ausland
14.12.2010 09:37
Der US-Spitzendiplomat Richard Holbrooke ist tot. Der 69-Jährige starb am Montagabend nach einer komplizierten Operation an der Hauptschlagader. Holbrooke war einer der bedeutendsten Menschen in der US-Außenpolitik und setzte sich Zeit seines Lebens immer wieder für Friedensgespräche u.a. im Bosnienkrieg (re.) ein. Der US-Sonderbotschafter war sogar siebenmal für den Friedensnobelpreis nominiert.

Der Tod des aktuellen US-Sondergesandten für Pakistan und Afghanistan kommt kurz vor der Veröffentlichung eines Berichts über die Fortschritte am Hindukusch ein Jahr nach Verkündung eines Strategiewechsel in der Region.

"Amerika hat heute Abend einen seiner entschiedensten Verteidiger und einen seiner treusten Diener verloren", sagte US-Außenministerin Hillary Clinton. Sie würdigte Holbrooke, den sie als "Freund, Kollegen und Vertrauten" bezeichnete, als jemand, der "Diktatoren niederzwingen und selbst unter den schwierigsten Umständen für Amerikas Interessen und Werte eintreten konnte". Noch kurz vor seinem Tod hatte Präsident Barack Obama gesagt, Holbrooke sei "zäh wie Leder" und werde hart um sein Leben kämpfen.

"Überragende Figur in der amerikanischen Außenpolitik"
Holbrooke, der den USA seit fast fünf Jahrzehnten in führender Funktion diente und den Obama als "überragende Figur in der amerikanischen Außenpolitik" bezeichnete, war am Freitagmorgen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem er sich während der Arbeit unwohl fühlte. Die Ärzte stellten bei Untersuchungen einen lebensbedrohlichen Riss an der Aorta fest.

Doch selbst in dieser bedrohlichen Situation dachte Holbrooke immer noch an seine Arbeit: Wie die "Washington Post" berichtet, sollen die Worte "Ihr müsst den Krieg in Afghanistan stoppen", seine letzten gewesen sein. Nach einer langwierigen Operation war der Zustand des Diplomaten am Montag stabil aber sehr kritisch, wie es aus dem Außenministerium hieß.

Siebenmal für Friedensnobelpreis nominiert
Holbrooke wurde am 21. April 1941 in New York geboren. Nach seinem Universitätsabschluss trat er seinen ersten außenpolitischen Posten 1962 in Vietnam an. Er gehörte auch der US-Delegation bei den Friedensgesprächen für Vietnam in Paris an.

Er erwarb sich in den 1990er-Jahren als US-Sondergesandter für den Balkan internationale Anerkennung und gilt als Chefarchitekt des Dayton-Abkommens von November 1995, mit dem der Bosnienkrieg beendet wurde. Holbrooke war Botschafter unter anderem in Deutschland und bei den Vereinten Nationen. Der Diplomat war siebenmal für den Friedensnobelpreis nominiert.

Sondergesandter in Krisenregionen
Der als harter und bisweilen ungeduldiger Verhandler bekannte Holbrooke galt vor den Präsidentschaftswahlen 2008 sogar als möglicher Kandidat für das Amt des Außenministers. Wegen seines robusten Auftretens erhielt Hoolbrooke Spitznamen wie "Der Bulldozer" oder "Raging Bull". Nach seiner Wahl gab Obama den Außenministerposten jedoch Clinton.

Den als ehrgeizig und manchem auch als arrogant geltenden Holbrooke machte er stattdessen zu seinem Sondergesandten für die Krisenregion in Afghanistan und Pakistan. Damit fiel ihm die schwierige Aufgabe zu, Kabul und Islamabad zu einer Zusammenarbeit im Kampf gegen die radikalislamischen Taliban zu bewegen. Das Amt zwang Holbrooke zu zahlreichen Reisen. Bereits im April hatte sein Gesundheitszustand Besorgnis ausgelöst.

Zuletzt half Holbrooke der Regierung von Obama, den mit Spannung erwarteten Zwischenbericht über den Krieg in Afghanistan zu erarbeiten. Der Tod Holbrookes könnte nun einen schweren Rückschlag für Obamas Bemühungen bedeuten, die US-Soldaten ab 2011 schrittweise aus Afghanistan abzuziehen. Holbrooke hatte aufgrund seiner Reisen nach Afghanistan und Pakistan persönliche Beziehungen zu den regionalen Führern.

Bericht über Afghanistan und Pakistan mit Spannung erwartet
Am Donnerstag soll in Washington ein mit Spannung erwarteter Bericht über den Krieg in Afghanistan und Pakistan vorgestellt werden, an dem Holbrooke maßgeblich beteiligt war. Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, sagte am Montag zunächst nur, der Bericht werde "Fortschritte" ebenso wie "Schwierigkeiten" im Kampf gegen die Aufständischen vermelden. Der Bericht zieht Bilanz ein Jahr nach Obamas Ankündigung, die Truppen in Afghanistan deutlich aufzustocken.

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