"Politik inoffiziell"

Hypo-Skandal: Alle wollen nun Ivo Sanader

Kärnten
13.12.2010 23:52
Alle wollen Ivo Sanader: Kroatien drängt auf schnellste Auslieferung des in Salzburg inhaftierten Ex-Premiers; Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser fordert, dass der Hypo-U-Ausschuss Sanader sofort vorladen soll; Ausschussmitglied Johann Gallo (FPK) fragte darob bereits bei der Staatsanwaltschaft an; Vorsitzender Rolf Holub (Grüne) hat eine interne Sitzung einberufen; und auch Ex-Hypo-Boss Wolfgang Kulterer wünscht sich Sanaders Vernehmung zum Hypo-Skandal durch die österreichischen Behörden. Nur letztere sind überraschend zurückhaltend.

Trotzdem rückt Kroatien im Fall Hypo immer mehr in den Mittelpunkt. Dabei tauchen abenteuerliche Geschichten auf, wie ein Protokoll, das dem kroatischen Nachrichtendienst SOA zugeschrieben wird. Darin geht es unter anderem auch um die Zusammenarbeit zwischen dem austro-kanadischen Millionär und früheren Rennstall-Besitzer Walter Wolf und der Hypo.

Die lief bis zum Projekt "Maraska" bestens. Wolf hatte die Spirituosenfirma – bekannt vor allem für ihren Maraskino-Likör – mit Hypo-Krediten gekauft. Auf dem Werksgelände in Zadar sollte außerdem ein Immobilienprojekt errichtet werden, an dem die Hypo beteiligt war. 2003 kam es zum Krach: Wolf war mit Kreditraten im Rückstand, der damalige Hypo–Kroatien-Vorstand Günter Striedinger ließ den Kredit fällig stellen, die Bank übernahm "Maraska".

Wolf klagte die Hypo und versuchte, glaubt man dem SOA–Bericht, auch hinter den Kulissen Striedinger das Leben schwer zu machen. Das scheint ihm dank guter Kontakte zumindest teilweise gelungen zu sein. Denn bei einem Treffen des damaligen Hypo-Aufsichtsrates mit dem 2003 frisch ins Amt gewählten Sanader, soll dieser die Ablöse Striedingers verlangt haben. Sanaders Begründung: Er habe Informationen, dass Striedingers Machenschaften der Bank schaden würden.

Swap-Skandal als "Retourkutsche"
Das soll Auslöser für die inzwischen berühmt-berüchtigten Ermittlungen durch den Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler gewesen sein, die Kulterer in Auftrag gegeben hat. Als "Retourkutsche" habe Striedinger den Swap-Skandal auffliegen lassen, so ein hartnäckiges, aber nie bestätigtes Gerücht.

Sollte dem so gewesen sein, hätte Striedinger auch sein eigenes Grab geschaufelt. Während Christian Rauscher, als Treasury-Bereichsleiter eigentlicher Verursacher der Swap-Verluste, ungeschoren davon kam, wurden Kulterer und Striedinger wegen Bilanzfälschung verurteilt.

Dass Rauscher die Hypo als "anonymer Zeuge" im ORF später angeschwärzt hat – "Geldkoffer wurden aus Kroatien mit dem Hypo-Flieger nach Liechtenstein gebracht" – hat Kulterer maßlos enttäuscht. Ebenso das schriftliche Ansinnen von Rauschers Vater, Ex-SPÖ-Landesrat Max Rauscher, Kulterer solle seine "wiederholte Zusage an meinen Sohn Christian" einlösen.

Kulterer: "Habe das als Provokation empfunden"
"Ich wurde verurteilt, ich habe Strafe gezahlt und dann kommt Rauscher mit dieser Forderung daher", ärgert sich Kulterer heute noch. "Ich habe das als Provokation empfunden." Außerdem hätte er Rauscher, der nach dem Debakel ausgeschieden war, lediglich in Aussicht gestellt, sich für eine Art freiwillige Abfertigung einzusetzen. "Aber nur unter der Bedingung, dass die Swap-Geschichte ohne Schaden für die Hypo saniert werden kann." Das war nun wirklich nicht der Fall...

"Politik inoffiziell" von Waltraud Dengel, "Kärntner Krone"

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