Websites im Visier

Immer mehr Pro-WikiLeaks-Hacks – 16-Jähriger in Haft

Web
10.12.2010 09:45
Die niederländische Polizei hat in Zusammenhang mit den Hacker-Angriffen von WikiLeaks-Unterstützern einen 16-jährigen Verdächtigen festgenommen. Unterdessen kommen immer mehr Websites durch Pro-Wikileaks-Hackerangriffe unter Beschuss - etwa jene der ultra-konservativen US-Politikerin Sarah Palin. PayPal hat dem Druck der Hacker bereits nachgegeben und will WikiLeaks-Spenden nun doch auszahlen. Und auch die UNO mischt mit: Sie sieht einen Zensurversuch gegen WikiLeaks, der möglicherweise gegen das Recht auf Meinungsfreiheit verstoße.

Der in den Den Haag festgenommene Jugendliche stehe im Verdacht, sich an Angriffen auf mehrere Websites unter anderem von Mastercard und Paypal beteiligt zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Amsterdam. Nähere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Die Internetseiten mehrerer Unternehmen, die zuvor ihre Geschäftsbeziehungen zur Online-Enthüllungsplattform WikiLeaks eingestellt hatten, waren in dieser Woche lahmgelegt worden. Nach weiteren Hackern werde intensiv gefahndet, ließ die Staatsanwaltschaft wissen - auch Festnahmen in anderen europäischen Ländern seien denkbar.

Aktivisten greifen Palins Website an
Unterdessen sind weitere Websites ins Visier der Pro-WikiLeaks-Hacker geraten - unter anderem wurde am Donnerstag jene der ultra-konservativen Politikerin Sarah Palin angegriffen. Wer die Adresse im Browser aufrief, bekam nur eine Fehlermeldung zu sehen. Nach Angaben eines Technikers wurde der Angriff von Angehörigen der "Anonymous"-Bewegung ausgeführt. Dort sollen sich mehrere Tausend Personen für koordinierte Hackerangriffe zusammengefunden haben. Palin hatte WikiLeaks-Gründer Julian Assange nach Medienberichten als "antiamerikanischen Agenten mit Blut an seinen Händen" bezeichnet und ihn mit dem im Untergrund lebenden Al-Kaida-Führer Osama bin Laden verglichen.

Auch Amazon im Visier
Am Donnerstagnachmittag riefen die Aktivisten über Twitter zum Angriff auf den Online-Händler Amazon.com auf. Das Unternehmen hatte bereits in der vergangenen Woche seine Web-Dienste für WikiLeaks gesperrt. Bei den sogenannten DDOS-Angriffen ("Distributed Denial of Service") wird ein Web-Server mit Unmengen von Daten geflutet und dadurch blockiert.

Twitter sperrt "Anonymous"-Account, Wirkung gering
Der Internet-Dienst Twitter sperrte das Profil mit den Mitteilungen von "Anonymous". Daraufhin richtete die Gruppe ein neues Profil ein, mit einem Link zum Chat-Dienst IRC - über den dezentral organisierten "Internet Relay Chat" wurde nach Informationen in einschlägigen Blogs auch die Software für die DDOS-Angriffe verbreitet.

PayPal knickt unter Hackerangriffen ein
Unterdessen beschloss der Online-Zahlungsdienst PayPal nach massiven Protesten der WikiLeaks-Anhänger, eingefrorene Spenden an die Enthüllungsplattform auszuzahlen, aber das Konto weiterhin zu sperren. PayPal-Justiziar John Muller erklärte im Firmenblog: "Wir verstehen, dass die Entscheidung von PayPal zum Gegenstand einer größeren Geschichte geworden ist, bei der es rund um die Aktivitäten von WikiLeaks auch um politische und juristische Debatten und um die Meinungsfreiheit geht." Das Spendenkonto sei allein wegen der Verletzung der Geschäftsbedingungen gesperrt worden. Grundlage sei ein Brief des US-Außenministeriums an WikiLeaks, wonach das Internet-Projekt im Besitz von Dokumenten sein könnte, die unter Verletzung von US-Gesetzen beschafft worden seien.

Die zu den wichtigsten Spendensammlern von WikiLeaks zählende Wau-Holland-Stiftung will nach eigenen Angaben rechtlich gegen die unangekündigte Sperrung ihres Kontos bei PayPal vorgehen. Die Stiftung bezifferte die Höhe der zeitweise eingefrorenen Spenden auf rund 10.000 Euro.

UNO sieht Zensurversuch gegen WikiLeaks
UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay sieht wegen des Drucks auf die Enthüllungsplattform WikiLeaks den Versuch einer Zensur. Der Fall rund um WikiLeaks sei komplex und berühre mehrere Menschenrechte, sagte Pillay am Donnerstag in Genf vor Journalisten. "Es geht um das Gleichgewicht zwischen der Freiheit auf Meinungsäußerung, dem Recht der Menschen auf Information und der Notwendigkeit, die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung zu wahren." Es sei schon erstaunlich, was da passiert sei, sagte die Kommissarin.

Sie kritisierte namentlich Kreditkartenfirmen, die WikiLeaks ihre Dienstleistungen entzogen und damit Finanzierungsquellen abgeschnitten hatten. Es sei nicht klar, ob diese Aktionen von Privatfirmen die Verpflichtung der Staaten auf Gewährung der Menschenrechte beeinträchtigten. Wenn WikiLeaks-Gründer Julian Assange irgendein Vergehen begangen habe, dann sollte die Justiz in einem fairen Verfahren feststellen, wie diese Rechte ausgewogen gewahrt bleiben könnten, fügte die Kommissarin hinzu. Was aber derzeit geschehe, verletze möglicherweise die Rechte von WikiLeaks auf Meinungsfreiheit.

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