Vor 65 kaputt?

Jeder Zweite in Österreich rechnet mit Frühpension

Österreich
10.12.2010 07:31
Fast jeder Zweite in Österreich glaubt nicht, bis zum regulären Pensionsantrittsalter von 65 bzw. 60 Jahren arbeiten zu können. Und das hat laut Arbeiterkammer nicht etwa mit der Hacklerregelung oder dem weit unter der gesetzlichen Grenze liegenden faktischen Antrittsalter zu tun. Dem neuen "Arbeitsgesundheitsmonitor" der Arbeiterkammer zufolge rechnet die Mehrheit damit, dass Gesundheit und Psyche dem anstrengenden Arbeitsalltag schon viel früher nicht mehr gewachsen sein werden.

Johann Kalliauer, Präsident der AK Oberösterreich, und Reinhard Raml vom Sozialforschungsinstitut IFES präsentierten die Ergebnisse der AK-Umfrage am Donnerstag. Laut der Untersuchung sind vor allem die Belastung durch Vorgesetzte und hoher Zeitdruck die Gründe für die Frühpensionsgedanken, erläuterte Raml.

Vorzeitiger Pensionsantritt zeichne sich bereits sehr früh ab und liege vor allem am Arbeitsumfeld. Von den rund 900.000 Menschen in Österreich, die unter "vergleichsweise ungünstigen" Bedingungen arbeiten, würden gar nur 31 Prozent an das Erreichen des Antrittsalters von 65 bzw. 60 Jahren glauben.

Unter den knapp einer Million Arbeitenden, die "sehr gute Bedingungen" am Arbeitsplatz vorfinden, zweifle daran nur ein Viertel. Als alarmierend bezeichnet die AK den Anteil der "Frühpensions-Wünscher" an den Befragten im Alter bis 49 Jahre. Dieser Wert liege bei 44 Prozent und sei viel zu hoch. Insgesamt halten von den 6.871 durch IFES befragten Österreichern unter 65 rund 29 Prozent das Erreichen des Antrittsalters im Berufsleben für "eher unwahrscheinlich", 17 Prozent glauben gar nicht daran.

AK: "Führungsstil muss verbessert werden"
Vor allem der Führungsstil im mittleren Management, nicht nur der wenigen Topmanager, müsse verbessert werden, fordert die AK. "Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen, aber der tägliche Obstkorb für die Mitarbeiter reicht nicht", meinte Kalliauer. Das Problem sei nicht nur auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter abzuwälzen, gesündere Ernährung und mehr Bewegung alleine seien nicht genug.

Im technischen Arbeitnehmerschutz habe es in den letzten Jahren viele Verbesserungen gegeben, nun müsse auch die Arbeitsorganisation stärker berücksichtigt werden.

Viel Verbesserungspotenzial
Man müsse den Betrieben klar machen, dass auch sie einen Nutzen aus gesunden Mitarbeitern ziehen. Auch eine erhöhte Beteiligung an den anfallenden Kosten für das Gesundheitssystem, die nach Branchen unterscheidet, sei ein Weg. Weiterbildung des mittleren Managements sei eine Möglichkeit, um zeitgemäßere Arbeitsorganisation zu den Betroffenen zu bringen, erklärte Raml.

Auch der internationale Vergleich biete zahlreiche Beispiele für die Umsetzung. Andere Länder mit weit höheren Beschäftigungsquoten bei über 50-jährigen würden das große Verbesserungspotenzial aufzeigen, denn "so anders sind die Österreicher nicht".

Für den österreichischen Arbeitsgesundheitsmonitor werden seit 2008 pro Quartal 1.000 unselbständig Beschäftigte ab 15 Jahren interviewt. Laut Raml ist die Erhebung betriebs- und branchenübergreifend und erfasst nicht nur Krankenstände, sondern auch "Beschwerden, die nie im Gesundheitssystem ankommen."

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