"Dragon" hebt ab

Erste private Raumkapsel ins All gestartet

Wissenschaft
08.12.2010 20:45
Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist am Mittwoch eine privat finanzierte Weltraumkapsel von der Erde ins All gestartet. Das acht Tonnen schwere "Dragon"-Vehikel der US-Firma SpaceX hob an Bord einer "Falcon 9"-Rakete von der Air-Force-Raketenstation in Cape Canaveral in Florida ab. Die wiederverwendbare Kapsel soll bereits Ende 2011 unbemannte Versorgungsflüge zur ISS unternehmen.

Knapp zehn Minuten nach dem Start am Mittwoch um 16.43 Uhr MEZ wurde die Kapsel ausgesetzt. "Wunderschöner Start. Dragon ist im All", jubelte SpaceX auf seiner Website (siehe Infobox).

"Dragon" schaffte etwas, was nie zuvor einem privat gebauten Raumgefährt gelungen ist: Die Kapsel löste sich im All erfolgreich von der Trägerrakete, umrundete die Erde in einer Umlaufbahn und landete danach sicher an einem Fallschirm im Meer.

Bei dem rund dreistündigen Jungfernflug hat die Kapsel die Erde sogar zweimal umkreist. "Wasserlandung genau im Ziel. Mission war ein Erfolg!", meldete SpaceX die geglückte Landung im Pazifik via Twitter. Zuvor waren mehrere Starts praktisch in letzter Sekunde wegen technischer Probleme verschoben worden.

Rakete und Kapsel privatfinanziert
Trägerrakete und Kapsel wurden von SpaceX ("Space Exploration Technologies") in Eigenregie entwickelt. Die rund 50 Meter lange und mehr als 300 Tonnen schwere Rakete war bereits im Juni erstmals ins All gestartet, damals allerdings ohne Kapsel.

Ende 2008 hatte die NASA mit SpaceX einen 1,6 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) schweren Vertrag zur Entwicklung einer Raumkapsel abgeschlossen. Ein ähnlicher Vertrag mit der Firma Orbital Space Corporation hat ein Volumen von 1,9 Milliarden Dollar.

Hinter dem "Dragon"- und "Falcon"-Projekt steht der gebürtige Südafrikaner Elon Musk. Der studierte Physiker war ein Mitbegründer des Internet-Bezahldienstes Paypal. Nach dem Verkauf der Firma investierte der heute 38-Jährige vor acht Jahren 100 Millionen Dollar in SpaceX. Musk-Kapital steckt auch im Elektro-Auto Tesla Roadster.

Private "Space-Taxis" lösen NASA-Shuttles ab
Das Vordringen von kommerziellen Unternehmen in die Raumfahrt gehört ausdrücklich zur neuen Strategie der US-Regierung, die Präsident Barack Obama vor einem Jahr ankündigte. Seine Vision ist, dass künftig Privatfirmen mit "Space-Taxis" dafür sorgen, dass Mensch und Material zur ISS gelangen. Das sei billiger und effektiver.

Die berühmten Spaceshuttles der US-Weltraumbehörde NASA, die rund ein Vierteljahrhundert im Einsatz waren, sollen im nächsten Jahr in Pension gehen. Dann soll die "Dragon"-Kapsel im Auftrag der NASA zur ISS fliegen und bis zu 6.000 Kilogramm an Technik und Proviant liefern - oder später einmal bis zu sieben Astronauten.

Nächster Schritt: Fünftägiger Flug an die ISS
Als nächster Schritt der "Dragon"-Entwicklung steht zunächst aber einmal eine fünftägige Mission ins All an, in deren Verlauf sich die Kapsel bis auf zehn Kilometer der ISS nähern soll. Dem würde sich eine bemannte Mission mit Lastentransport zur ISS anschließen. SpaceX peilt diese Missionen für 2011 an, rechnet aber nach eigenen Angaben mit der Möglichkeit von Rückschlägen. "Die Erfahrung lehrt, dass substanzielle Probleme auftreten werden", meinte SpaceX-Chefin Gwynne Shotwell diese Woche. "Ich würde die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs auf 70 Prozent veranschlagen."

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