Ärzte-Marathon

Zehn Jahre lang Zahnstocher-Stück im Fuß übersehen

Österreich
08.12.2010 17:06
Mit 16 Jahren hat sich eine junge Österreicherin einen Zahnstocher in den Fuß getreten - erst zehn Jahre später, mit 26 und nach einem wahren Behandlungsmarathon, haben ihre Dauerschmerzen ein Ende gefunden: Im Landeskrankenhaus Feldkirch wurde das 3,7 Zentimeter lange Holzstück lokalisiert und entfernt. Die Frau kann endlich wieder schmerzfrei gehen.

"Wir neigen dazu, Laborwerten und Befunden blind zu vertrauen, den Patienten aber nicht zuzuhören", schreiben die Kollegen um Dr. Lorenz Larcher vom Universitären Lehrkrankenhaus Feldkirch in einem gemeinsamen Beitrag laut der deutschen Ärztezeitung (siehe Infobox) in der österreichischen "Ärzte Woche".

Tatsächlich wurde der Zahnstocher nicht aus heiterem Himmel im Fuß der Patientin entdeckt. Die junge Frau hatte offenbar seit jeher den Verdacht, dass sich da ein Fremdkörper in der Fußsohle ihres rechten Beins befand. Als sie sich im Alter von 16 Jahren zu Hause auf einem Teppich den Zahnstocher eingetreten hatte, konnte sie nur einen Teil des Holzstäbchens selbst entfernen. Der Rest sei steckengeblieben, glaubte die Frau, und suchte ein Krankenhaus auf.

Zehn Jahre lang Zahnstocher übersehen
Das Röntgenbild zeigte dort allerdings keinen Hinweis auf einen Fremdkörper, berichten die Feldkircher Ärzte. Auch der Versuch, das Zahnstocherfragment per "Herumstochern" zu erwischen, missglückte und die Patientin wurde nach Hause geschickt.

Die nächsten zehn Jahre über suchte die Frau mehrmals wegen der immer wiederkehrenden Schmerzen Ärzte und Krankenhäuser auf. Sie bekam eine Therapie verordnet, wegen Verdachts auf Sehnenentzündung einen Gipsverband zur Ruhigstellung. Doch selbst als sie einmal umknickte und ihr Fuß wegen Verdachts auf eine Fraktur geröngt werden musste, blieb der Zahnstocher unentdeckt.

MRT statt Röntgen
Erst ein Arzt auf der Plastischen Chirurgie in Feldkirch erkannte die Situation, nachdem ihm die junge Frau den Zahnstocher-Zwischenfall geschildert hatte, und veranlasste eine Magnetresonanztomographie mit Kontrastmittel. Abrakadabra: Ein länglicher Gegenstand wurde sichtbar! Die Frau ist dieser Tage in Feldkirch operiert worden, nach dem Eingriff sei sie wieder vollkommen schmerzfrei und auch wieder vollständig mobil, berichtet Larchers Team.

Seinen Kollegen rät Larcher in dem Fachmagazin: "Obwohl eine Röntgenaufnahme zur Darstellung von Fremdkörpern in der Regel gemacht wird, muss dennoch daran gedacht werden, dass strahlenundurchlässige Materialien mit einem konventionellen Röntgenverfahren nicht immer leicht darstellbar sind." Dann sollte an ein "alternatives bildgebendes Verfahren" - zum Beispiel eine Ultraschall-Untersuchung oder eben ein MRT - gedacht werden.

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