Dramatische Wende

Verdächtiger im Fall Anita K. erhängte sich in U-Haft

Österreich
07.12.2010 19:16
Überraschende Wende im Fall der vermissten Anita K. aus dem Waldviertel in Niederösterreich: Jener 54-jährige Mann, der verdächtigt wurde, mit ihrem Verschwinden und einer möglichen Ermordung der jungen Frau in Zusammenhang zu stehen, hat sich in der Nacht auf Dienstag in der Justizanstalt Krems erhängt. Der Mann saß in U-Haft, laut Polizei war er zuletzt von der Schwester der Vermissten belastet worden.

Der Ende November verhaftete Erwin K. hat die heute 23-jährige Anita und ihre um vier Jahre ältere Schwester vor 15 Jahren aus einem Heim in Ungarn zu sich geholt. Die Polizei vermutete bereits wenige Tage nach dem Verschwinden von Anita K., dass der 54-Jährige, bei dem die Schwestern bis zuletzt gewohnt hatten, die junge Frau verschleppt, wahrscheinlich aber getötet haben könnte. Die Spurensuche im In- und Ausland war aber erfolglos verlaufen, bei den Verhören schwieg der U-Häftling beharrlich.

Am Montag gab es dann offenbar einen Durchbruch in dem Fall. Laut Polizei hat die Schwester der Vermissten den 54-Jährigen maßgeblich belastet. Die Frau, die ebenfalls in U-Haft genommen worden war, ist daraufhin entlassen worden. Erwin K. erhängte sich wenige Stunden später in der Justizanstalt Krems (im Bild links: eine Zelle der JA).

Seit Aussprache mit "Vater" vermisst
Der Vermissten-Fall hat seit Ende Oktober für Aufregung gesorgt: Der Lebensgefährte der hübschen 23-Jährigen, Manuel S., erstattete am 28. Oktober Anzeige, weil Anita K. nach einer Aussprache mit dem 54-Jährigen, der sich als "Vater" der Schwestern gesehen haben dürfte, nicht zurückgekehrt war. Die junge Frau wollte gegen den Willen Erwin K.s zu ihrem Freund ziehen und - laut Sicherheitsdirektion - nur noch finanzielle Angelegenheiten klären.

Etwas mulmig dürfte ihr bei dieser Aussprache schon im Vorhinein gewesen sein: Sie vereinbarte mit ihrem Freund, ihm nach einiger Zeit ein SMS mit "O.K." schreiben zu wollen - bei Ausbleiben dieser Nachricht solle er die Polizei verständigen, was er dann tat.

Missbrauchsbeziehung wurde "am Ende zur Gewohnheit"
Durch die unterschiedlichen Aussagen der 27-jährigen Schwester und des 54-Jährigen machten sich diese Anfangs beide verdächtig, "die Vermisste getötet zu haben oder an einem anderen Ort festzuhalten", so die Polizei. Auch die Tatsache, dass der Mann nicht der leibliche Vater der Vermissten war, warf kein gutes Licht auf den Beschuldigten. Über das genaue Verhältnis der beiden Frauen zu dem doppelt so alten Mann herrschte lange Unklarheit.

Bei einer Einvernahme gestand die 27-Jährige schließlich, dass sie und ihre Schwester bereits als Kinder in die Obhut des 54-Jährigen gelangt waren. Vermutet wurde dann ebenfalls, dass der Mann beide Schwestern jahrelang missbraucht haben dürfte. Die Dreiecksbeziehung sei "am Ende zur Gewohnheit geworden".

Anita K. ermordet und in der Slowakei Leiche verbrannt?
Dass Anita ausziehen und den Kontakt zu Erwin K. abbrechen wollte, habe dieser nicht verkraftet - so die Theorie der Ermittler, die bei dem Fall fortan von einem Gewaltverbrechen ausgingen. Indizien dafür gab es zur Genüge: Laut Ermittlern sei der 54-Jährige noch am Tag des Verschwindens der jungen Frau ins benachbarte Ausland gereist und habe sich dort auch einige Tage aufgehalten.

Am 29. Oktober, also einen Tag nachdem Anita K. als vermisst gemeldet wurde, sei der Verdächtige "bei einem Brandgeschehen" in der Südostslowakei beobachtet worden, so die Exekutive. Bei einer Durchsuchung entdeckten die Ermittler schließlich zwei leere Benzinkanister, Werkzeug und einen Teppich beim 54-Jährigen. An der Brandstelle wurde eine ausgebrannte, mit Löchern präparierte Mülltonne gefunden, was eine Suchaktion nach der Leiche in der Slowakei sowie Spurensicherung und -auswertung zur Folge hatte.

Aussichtslosigkeit als Motiv für Selbstmord
Während der U-Haft hat der 54-Jährige zu all diesen Vorwürfen in den Einvernahmen nichts gesagt. "Er hat sich schlicht und einfach in Schweigen gehüllt", so Ermittler Oberst Franz Polzer vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Der Druchbruch kam erst, als die Schwester ihre Aussage widerrief, wonach sie am Tag der Aussprache gesehen hätte, wie Anita K. das Haus des 54-Jährigen verließ. Den Freitod des Mannes in der Nacht auf Dienstag wertet die Polizei als ein Geständnis: "Das Motiv für den Selbstmord dürfte in der Aussichtslosigkeit nach Vorhalt der Ermittlungsergebnisse sowie in der belastenden Aussage zu suchen sein", hieß es.

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