18 Jahre nach Tat

Mord-Anklage im Fall Schnabel – drei Gutachter geladen

Salzburg
07.12.2010 09:17
Jetzt ist es amtlich: Die Justiz erhebt 18 Jahre nach dem Mord an der Salzburgerin Silke Schnabel (17, Bild) Anklage gegen einen Verdächtigen. Wie berichtet, sitzt der 52-jährige Anton W. seit September in U-Haft. Der Geschwornen-Prozess findet voraussichtlich im Frühjahr statt. Geladen sind drei Gutachter sowie 22 Zeugen.

28 Seiten stark ist die Anklageschrift von Staatsanwalt Andreas Allex. Darin schildert er die Vorwürfe gegen den mittlerweile 52-jährigen Lagerarbeiter und listet akribisch die Indizien-Kette auf. "Die Anklage lautet auf Vergewaltigung und Mord durch Erwürgen", erklärte Barbara Feichtinger, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg.

Diese Anklage ist der finale Akt eines dreijährigen Kampfes der Angehörigen des Opfers. Im Februar 2008 brachte die Mutter von Silke mit Hilfe vom "Weißen Ring" einen Wiederaufnahmeantrag des 1993 eingestellten Verfahrens ein. Seitdem durchlief der Akt sämtliche Instanzen. Opfer-Anwalt Stefan Rieder: "Ein anstrengender Hindernis-Parcours, aber ich habe nie gezweifelt. Die größte Hürde war die Justiz davon zu überzeugen, dass die Einstellung damals falsch war."

Denn schon wenige Wochen nach der Tat geriet Anton W. ins Visier der Behörden. Er lag in der Tatnacht des 11. Juli 1992 alkoholisiert und nackt an der Salzach-Böschung in Lehen. In seiner Wohnung fanden die Kriminalisten ein Blouson von Silke und einen Gürtel mit Blutflecken. Die Blutgruppe passte zum Opfer. Zu einem Prozess kam es aber nie.

"Eine Täterschaft gilt als sehr wahrscheinlich"
Nach vier Monaten in U-Haft wurde W. entlassen, der Akt im November 1993 geschlossen. "Es mussten für das neue Verfahren viele rechtliche Vorbereitungen getroffen werden", begründet Feichtinger die Jahre, die es bis zur neuerlichen Anklage gegen den 14 Mal vorbestraften W. gedauert hat.

Ausschlaggebend dafür waren laut Feichtinger ein Gutachten des Neuropsychiaters Ernst Griebnitz ("Der Angeklagte reagiert auf Kränkungen gewalttätig und weist eine niedrigen Frustrationstoleranz auf") und des Kriminalpsychologen Dr. Thomas Müller ("Eine Täterschaft gilt als sehr wahrscheinlich"). Feichtinger: "Dazu gibt es neue Zeugenaussagen." Die beiden Gutachter werden genauso wie der frühere Leiter der Gerichtsmedizin zum Prozess geladen. "Dass die Mutter teilnimmt, ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich", sagt Rieder.

von Max Grill, Kronen Zeitung

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