Wortgewandt

Hast du das Zeug zum “Def Jam Rapstar”?

Spiele
06.12.2010 15:44
Wenn Rapper in den Cypher steigen, um Wack MCs beim Freestyle-Battle mit ihren Skills in Grund und Boden zu dissen und dabei mal wieder ordentlich Beef anzuzetteln, während der DJ an den Wheels of Steels zu fetten Beats cuttet, beginnen Heads zu bouncen und sich vor lauter Props zu überschlagen. Wer diesen Satz verstanden hat, ist bei Konamis Rap-Karaoke-Game "Def Jam Rapstar" bestens aufgehoben. Alle anderen Toys sollten lieber, um es mit den Worten des deutschen Rappers Scope zu sagen, zu Hip Hop in die Schule geschickt werden.

Rap wird gerne (etwas uncool) als rhythmischer Sprechgesang bezeichnet. Eine Definition, die unmittelbar zum Ausdruck bringt, worauf es bei Konamis "Def Jam Rapstar" ankommt: Taktgefühl und Textsicherheit. Insbesondere Letzteres habe ich nicht (mehr), wie ich beim Einstieg in den Karriere-Modus feststellen muss. Um warm zu werden, stürze ich mich zunächst auf einen meiner Lieblingssongs aus meiner mittlerweile doch schon einige Jährchen zurückliegenden Jugend: Ice Cubes "Today Was A Good Day".

Obwohl hundertfach gehört, scheint bis auf den Refrain aber nicht viel hängen geblieben zu sein. Da hilft es auch nichts, dass so manches Wort ausgepiept wird. Nur mit großer Mühe kann ich dem gelben Ball folgen, der über die einzelnen Wortsilben hüpft, während Cube in dem Original-Video aus dem Jahre 1993 im Hintergrund durch South Central cruist. Am Ende reicht es nur zu einem "Schrott". Wie ich so auf die geforderte Anzahl von Mikrofonen kommen soll, um weitere Songs freizuschalten, bleibt mir schleierhaft.

So leicht aufgeben will ich dann aber doch nicht, muss eben etwas Deutschsprachiges her. Die beiden "Reimemonster" Afrob und Ferris MC bilden den Auftakt, gefolgt von den Absoluten Beginnern mit "Hammerhart". Doch auch hier komme ich nicht über ein "mäßig" bzw. "schäbig" hinaus. Die Bewertungen für Tonlage und Timing rangieren zwar bereits zwischen 70 und 80 Prozent, die Textsicherheit lässt aber weiter zu wünschen übrig. Bei den Beginnern sind es lausige 39 Prozent, außerdem wird der Mund langsam trocken.

Ich gönne mir daher eine kurze Verschnaufpause und widme mich anschließend dem Partymodus. Hier stehen wesentlich mehr Titel zur Auswahl, ohne diese vorher freispielen zu müssen. Was allerdings nur wenig an meinem grundlegenden Problem, der fehlenden Textsicherheit, ändert. "Und was ist jetzt" von Curse flowt mit einer Timing-Quote von 82 Prozent zwar schon ganz respektabel, genau zuhören, was ich da vor mich hinstammel, sollte man aber besser trotzdem nicht. Bei Biz Markies "Just a friend", einem der wohl großartigsten Songs überhaupt, fällt im Refrain wenigstens nicht auf, dass ich auch nicht singen kann. Das konnte Biz Markie schließlich auch nicht.

Zu guter Letzt picke ich mir noch eine Perle aus der über 40 Klassiker umfassenden Tracklist (siehe Infobox) heraus: Onyx' Hit-Single "Slam". Mit Sticky Fingaz und Co mitzuhalten, bleibt für einen wie mich, der die Songs zwar jahrelang aufgelegt, aber eben nun mal nicht gerappt hat, jedoch Wunschdenken. Konami ist allerdings so freundlich und liefert zu jedem Song die entsprechenden Lyrics. In einem Trainingsmodus können zudem einzelne Songteile wieder und wieder geübt werden, leider jedoch nicht mit vermindertem Tempo.

Als alter Beat-Bastler werde ich schlussendlich aber doch noch fündig: Im Freestyle-Modus kann ich mich an Instrumentals von Just Blaze oder Produzentenlegende DJ Premier erfreuen. Das Darüber-Rappen und anschließende Veröffentlichen von Videos (unterstützt werden die Xbox-Live-Vision-Kamera und die PlayStation-Eye-Cam) in der Online-Community überlasse ich dann aber lieber doch den Profis.

Fazit: "Def Jam Rapstar" ist ein Spiel von Heads für Heads, um es einmal szenetypisch auszudrücken. Kann man sich bei der singenden Karaoke-Konkurrenz zumeist noch irgendwie durchmogeln, geht es bei Konamis Rap-Game ohne die entsprechenden Textkenntnisse nur schleichend weiter. Sich mit den geistigen Ergüssen auseinanderzusetzen, macht aber großen Spaß, sind von A wie A Tribe Called Quest bis W wie Wu-Tang Clan doch jede Menge Klassiker des Sprechgesangs auf dem Datenträger vorhanden. Schade bloß, dass der Battle- und Duett-Modus nur offline ausgetragen werden können; wer sich übers Internet mit anderen Reimakrobaten messen möchte, kann dies lediglich indirekt über den Freestyle-Modus tun.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, Wii
Publisher: Konami
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)
(Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)
Kreuzworträtsel (Bild: krone.at)
(Bild: krone.at)



Kostenlose Spiele