"Wir haben die Daten lange evaluiert und sind nun überzeugt, dass wir den Mechanismus erkannt haben, der hinter dem Verschwinden der Neandertaler steht", erklärte Weniger. Auch frühere Studien hatten schon Klimaschwankungen als wahrscheinlichen Grund für das Aussterben der Urmenschenart ausgemacht.
Die Forscher des an der Universität Köln angesiedelten Sonderforschungsbereiches "Our way to Europe" gehen in ihrem Modell davon aus, dass die Jäger- und Sammlerpopulationen in Europa die meisten Kälteschwankungen der Eiszeit überlebt haben. Wesentlich sei dabei gewesen, dass es im nördlichen Mittelmeerraum Rückzugsmöglichkeiten gab. Auf diese Weise habe sich ein Jo-Jo-Effekt ergeben: Die Besiedlungsgrenze des Menschen habe sich in Europa zwischen dem 53. und 45. Breitengrad auf und ab bewegt.
Trockenphase zerstörte Lebensgrundlage
Die Klimaschwankungen im Abstand von 1.000 Jahren seien durch sechs sogenannte Heinrich-Events verstärkt worden. Während dieser Kältephasen seien große Eisschilde von Nordamerika aus über den Atlantik getrieben und hätten neben einem weiteren Temperaturabfall für eine extreme Trockenphase gesorgt. Diese Trockenheit habe kurzfristig die Lebensgrundlagen der Jäger und Sammler in den Rückzugsgebieten zerstört. Die Forschergruppe des Neanderthal Museums geht nun davon aus, dass die Neandertaler in Europa während des vierten Heinrich-Events ausgestorben sind.
Danach seien die ersten anatomisch modernen Menschen aus Westasien nach Europa gekommen und vor etwa 30.000 Jahren ebenfalls ausgestorben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätten sich moderne Menschen und der Neandertaler in Westasien vermischt. "Weitere Vermischungen waren nicht möglich, denn in Europa lebten zu diesem Zeitpunkt keine Neandertaler mehr", so Weniger.
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