Mehrere Razzien

EU nimmt erneut Pharmakonzerne ins Visier

Ausland
03.12.2010 20:35
Wie erst am Freitag bekannt wurde, haben EU-Ermittler am Dienstag bei mehreren Razzien Geschäftsräume von europäischen Pharmaherstellern durchsucht. Wie schon zu Beginn des Jahres (siehe Infobox) verdächtigen die Brüsseler Kartellwächter die Unternehmen, alleine oder gemeinsam die Einführung von Generika-Produkten zu verzögern, um Umsatzeinbußen abzuwenden. Namen der betroffenen Unternehmen nannte die EU-Kommission am Freitag nicht. Der schwedische-britische Pharmahersteller AstraZeneca räumte jedoch in London ein, dass Ermittlungen laufen.

Auch das Pharmaunternehmen Nycomed mit Sitz in Zürich bestätigte EU-Untersuchungen an zwei seiner deutschen Standorte. "Wir kooperieren im vollen Umfang mit den Behörden", sagte ein Sprecher des Konzerns. Weitere Einzelheiten wollte er wegen des schwebenden Verfahrens nicht nennen, laut Insiderinformationen handelt es sich aber um die Standorte Konstanz und Singen.

Verfahren mit hohen Geldstrafen möglich
Generika sind Nachahmerprodukte, die in der Regel wesentlich preiswerter sind als Originalarzneimittel. Die Durchsuchungen in mehreren Mitgliedstaaten waren schon am Dienstag. Falls die Kommission konkrete Hinweise auf Verstöße gegen die Wettbewerbsregeln hat, kann sie gegen die Unternehmen Verfahren wegen verbotener Absprachen oder Ausnutzens einer marktbeherrschenden Stellung eröffnen. Am Ende solcher Verfahren drohen hohe Strafen von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes.

AstraZeneca bestätigte, dass es bei den Ermittlungen um esomeprazole und damit um sein Magenmittel Nexium in Europa geht. Für das Unternehmen ist dies ein großer Umsatzbringer, zuletzt waren es jährlich rund 3,8 Milliarden Euro. Der Patentschutz für Nexium ist in einigen Ländern ausgelaufen und hat Konkurrenten auf den Plan gerufen, die Nachahmerprodukte billiger auf den Markt bringen.

AstraZeneca musste bereits einmal zahlen
AstraZeneca hatten die Kartellwächter schon einmal im Visier. Der Pharmariese musste mehr als 50 Millionen Euro EU-Strafgeld bezahlen, weil er von 1993 bis 2000 die Wettbewerbsregeln verletzt hatte. Das Unternehmen habe mit unrichtigen Angaben bei den Aufsichtsbehörden einen längeren Patentschutz für das Magengeschwürmittel Losec erreicht und so billigere Nachahmerprodukte auch in Deutschland blockiert.

Der größte deutsche Arzneimittelhersteller Bayer ist nach eigenen Angaben nicht von den aktuellen Ermittlungen betroffen. Auch andere große Hersteller wie Schwarz Pharma, Merck, Boehringer Ingelheim und Sanofi-Aventis erklärten, es habe bei ihnen keine Durchsuchungen gegeben.

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