"Wie in alten Zeiten"

Gartenbaukino feiert 50-Jahr-Jubiläum

Wien
03.12.2010 12:34
"Wir sehen es mit einem lachenden und einem weinenden Auge, dieses wunderschöne, alte 60er-Jahre-Kino leiten zu dürfen." - Sentimental und zuversichtlich ob der Vergangenheit und Zukunft des Gartenbaukinos zeigte sich Viennale-Direktor Hans Hurch anlässlich einer Veranstaltung zum 50-Jahr-Jubiläum des Wiener Programmkinos. Im Dezember 1960 wurde es feierlich eröffnet, kommenden Donnerstag wird das mit einer großen Filmgala gefeiert - samt dem damals gezeigten Film 'Spartacus' und einer Modenschau.

"Wie in alten Zeiten", so Hurch. Mit einer Ausstellung im Foyer und im Gang zum Kinosaal blickt man auf Vergangenes, während Hurch mit dem Wunsch nach Renovierung und Digitalisierung "optimistisch" in die Zukunft blickt. "Es wird ein langer Abend, das kann ich versprechen", spielte Hurch auf den dreistündigen Historienfilm "Spartacus" an, der bei der Eröffnung am 19. Dezember 1960 in Anwesenheit von Hollywoodstar Kirk Douglas gezeigt wurde. Für die Jubiläumsgala wurde die restaurierte Fassung aufgetrieben - "eine fantastische 35-mm-Kopie, die zuvor erst zweimal gezeigt wurde", so Geschäftsführer Norman Shetler. Auch eine von FM4-Kultfigur Hermes moderierte Modenschau verschiedener Jungdesigner ist geplant, statt Models werden u.a. Filmemacher Arash T. Riahi und Schauspielerin Franziska Weisz über den Laufsteg spazieren.

Investitionen bisher ausgeblieben
In den Räumlichkeiten vor dem Kinosaal werden neben Installationen von Theo Ligthart und Christian Mayer in einer Ausstellung Zeitdokumente aus 50 Jahren Gartenbaukino gezeigt. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Architekten Robert Kotas, der neben dem kultigen Kino am Parkring auch u.a. das Flotten- und Capitolkino baute. Das Gartenbau ist heute das einzige Kino, das noch erhalten ist. "Als wir das Kino übernommen haben, haben wir eine Zustands-Erhebung eingeleitet", erzählte Hurch. "Das Ergebnis damals: 'Zustand Errichtung'." Seit 2002 ist die Viennale Eigentümerin des Kinos und für seinen Betrieb verantwortlich. Weder in den Jahrzehnten davor noch nach der Erhebung hat sich viel getan: Laut Geschäftsführer Norman Shetler ist 80 Prozent von dem, was man heute im Kino sehen kann, "original aus dem Jahr 1960".

Renovierung nicht eigenerwirtschaftbar
Das hat zwar seinen Charme, wird aber stellenweise zum Problem. Der Änderungsbedarf reicht von der längst notwendigen Digitalisierung der Projektion bis zu Heizung, Lüftung und Ausstattung. "Extra für Sie haben wir die Platte an der Decke gelockert", merkte Hurch vor Journalisten lachend an und zeigte auf die bedrohlich gelöste Platte an der Decke des Foyers. 400.000 Euro Förderung bekommt das Kino von der Stadt Wien, mehr als drei Viertel sind jedoch für Miet- und Betriebskosten notwendig. Das operative Budget sei dementsprechend gering, Digitalisierung und Renovierung könne man derzeit nicht eigenerwirtschaften. "In anderen Bereichen, wie beim Theater, sind notwendige Renovierungen selbstverständlich", so Hurch, "beim Kino muss man noch immer gebetsmühlenartig argumentieren."

Idee für mehr "Druck auf die Politik"
Um "Druck auf die Politik" zu machen, wurde die Idee geboren, durch einen "Verein für Freunde und Förderer des Gartenbaukinos" Geld aufzutreiben. Die Idee: 100 Euro "als Baustein für das Kino" einzahlen und auf einer Tafel im Kino "ewig verewigt" werden. "Ob man dann neben Tilda Swinton oder Elfriede Ott steht, hängt von der Reihenfolge der Zahlung ab", scherzte Hurch. "Wir wollen sehen, ob wir tatsächlich Menschen finden, die dieses Kino lieben und eitel sind, so wie wir auch." Shetler zeigte sich deutlich weniger optimistisch, daher habe man eine Wette abgeschlossen. "Ich wette, wir finden 1.000 Leute", so Hurch, "alles was darunter ist, muss ich zahlen." Schon 2011 müsse vor allem für die Digitalisierung "einiges passieren".

Die Besucherbilanz 2010 lässt auf Hurchs Wettgewinn hoffen: Man habe die magische Grenze der 100.000 Besucher "um einiges" überschritten, wobei die Hälfte auf den regulären Spielbetrieb entfallen sind. Die andere Hälfte wird mit Sonderveranstaltungen wie Filmpremieren und dem Filmfestival Viennale erreicht. "Ein Kino zu füllen ist bei 14 Viennale-Festivaltagen mit Eventcharakter natürlich einfacher", bemerkte Hurch. "Aber der erste Zweck soll der 365-tägige Kinobetrieb sein."

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