Nur 46 € pro Kopf

Österreich spendet mehr – aber nicht “weltmeisterlich”

Österreich
02.12.2010 13:27
Das Erdbeben in Haiti, die Flut in Pakistan und viele andere Unglücksherde haben die Geldbörsen der Österreicher offenbar ein bisschen weiter geöffnet. Der Fundraising Verband Austria (FVA) rechnet heuer mit rund 400 Millionen Euro an Spenden, etwa 20 Millionen Euro mehr als 2009. "Spenden-Weltmeister", wie oft behauptet wird, sind wir damit allerdings bei Weitem nicht.

Im vergangenen Jahr war bei den Spenden-Einnahmen das Rote Kreuz (ÖRK) Spitzenreiter - mit einem Aufkommen von 48,7 Millionen Euro -, gefolgt von der Caritas mit 40,6 Millionen und dem SOS Kinderdorf mit 34,2 Millionen. Die kompletten Top Ten der Spenden-Sammler findest du am Artikelende.

Auch wenn sich die Österreicher gerne als "Spenden-Weltmeister" feiern, ist ihre Spendenfreude verglichen mit anderen Ländern eher gering. Zum Vergleich: Während hierzulande die jährliche Pro-Kopf-Summe laut FVA 46 Euro beträgt, liegt diese in den USA bei umgerechnet 578 Euro, in Großbritannien bei 205 Euro und in den Niederlanden bei 116 Euro. Selbst unsere unmittelbaren Nachbarn haben spendenmäßig die Nase deutlich vorne: Jeder Schweizer zweigt pro Jahr 71 Euro für karitative Zwecke ab, jeder Deutsche 61 Euro.

Caritas: "Wir haben 2010 die Solidarität gespürt"
Dennoch, es sei ein "gutes Jahr" gewesen, man habe "die Solidarität gespürt", betonte Gabriela Sonnleitner von der Caritas am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Trotz Wirtschaftskrise und großer internationaler Katastrophen hätten die Österreicher nicht auf die anderen Themen vergessen. Dies beziehe sich vor allem auf die Hilfe im eigenen Land, denn die soziale Not habe merkbar zugenommen. Viele Menschen würden mittlerweile auch "Zeit spenden", indem sie sich für ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung stellen.

In puncto Absetzbarkeit von Spenden sei jedoch noch viel Luft nach oben. Von den von der Regierung budgetierten 100 Millionen Euro seien lediglich 15,7 Millionen ausgeschöpft worden, sagte FVA-Geschäftsführer Günther Lutschinger, der diesbezüglich die Absetzbarkeit aller Spenden einforderte. Umwelt- und Tierschutzorganisationen seien nämlich davon ausgenommen und leiden derzeit unter einer Rückläufigkeit der Spendenbereitschaft. Rund zehn Prozent aller steuerpflichtigen Österreicher hätten Spenden für 2009 abgesetzt.

Mehr als jede vierte Spende für Kinder-Hilfsprojekte
Bedürftige Kinder standen bei den Österreichern 2010 ganz hoch im Kurs. 28 Prozent Prozent aller Spenden bezogen sich auf Projekte für Kinder (plus vier Prozentpunkte mehr als 2009), 17 Prozent für Tiere, 13 für Katastrophenhilfe im Inland, zwölf Prozent für Kirchen und religiöse Vereinigungen, elf Prozent für Katastrophen im Ausland sowie zehn Prozent für die Bekämpfung des Hungers in der Welt.

Ein interessantes Ergebnis lieferte in diesem Zusammenhang eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Public Opinion. Nebst Solidarität und dem Umstand, dass einem eine Hilfsorganisation sympathisch ist, scheint sich ein weiterer Trend immer mehr durchzusetzen: Viele Österreicher spenden schlichtweg deshalb, weil ihrer Meinung nach der Staat zu wenig für die Bedürftigen tut.

Die Top Ten der Spendensammler

1. ÖRK

48,7 Mio. €

2. Caritas

40,6 Mio. €

3. SOS Kinderdorf

34,2 Mio. €

4. Dreikönigsaktion

14,2 Mio. €

5. Ärzte ohne Grenzen

13,1 Mio. €

6. Missio

11,0 Mio. €

7. St. Anna Kinderkrebsforschung

10,5 Mio. €

8. Licht ins Dunkel

8,9 Mio. €

9. Licht für die Welt

8,1 Mio. €

10. Greenpeace

7,7 Mio. €

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