Causa WikiLeaks

Assange: Code für Dokumente als Lebensversicherung

Ausland
02.12.2010 15:25
WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat sich mit der Veröffentlichung der geheimen Dokumente des US-Außenministeriums in eine prekäre Situation gebracht. Nicht nur, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht wird und die USA ihm den Prozess machen wollen, fordern seine Feinde nun auch noch sein Blut. Assange droht mit einer "WikiLeaks-Lebensversicherung".

"Es gab Rufe nach der Ermordung von Julian Assange" - mit diesen Worten rechtfertigte seine Sprecherin das Katz-und-Maus-Spiel, das der Internet-Aktivist momentan betreibt. Assange ist untergetaucht und das nicht nur aufgrund des internationalen Haftbefehls aus Schweden wegen des Verdachts der Vergewaltigung, sondern auch weil seine Feinde aufrufen, ihn zu ermorden.

Wie die britische Zeitung "The Independent" berichtet, wollen seine Gegner Blut sehen. Auch die Mutter des Australiers meldete sich zu Wort und offenbarte ihre Angst: "Er ist mein Sohn, ich liebe ihn und möchte nicht, dass sie ihn fangen und in ein Gefängnis stecken."

Assanges Lebensversicherung
Durch die Veröffentlichung der brisanten Dokumente des US-Außenministeriums machte sich der 39-jährige Australier viele Feinde. Assange ist sich bewusst über die drohende Gefahr und ließ deshalb mitteilen, dass er eine "WikiLeaks-Lebensversicherung" habe.

Sollte ihm etwas zustoßen, werden brisante Geheimdokumente über westliche Regierungen veröffentlicht. Momentan seien diese Unterlagen mit einem Codeschlüssel versehen, doch im Falle seines Ablebens werde der Code sofort veröffentlicht.

Polizei kennt Aufenthaltsort des WikiLeaks-Gründers
Julian Assange soll sich momentan in Südengland aufhalten, wie die Zeitung "The Independent" berichtet. Die britische Polizei kennt sogar seinen genauen Aufenthaltsort. Auch sein Anwalt Mark Stephens gab an, dass die Behörden seinen Unterschlupf kennen würden. Ein Zugriff war allerdings nicht möglich, da die britische Polizei einen Fehler beim Interpol-Haftbefehl festgestellt hatte.

Die schwedische Behörden hätten bei der Übermittlung an Interpol etwas falsch ausgefüllt, schrieb die Londoner Zeitung "The Times" am Donnerstag. Scotland Yard wollte den Bericht am Donnerstag nicht kommentieren. Man äußere sich nicht zu Auslieferungsfällen, wenn der Betroffene noch nicht vor Gericht stehe.

US-Justiz sucht nach Anklagemöglichkeit
Der 39-jährige Australier wird international gesucht, weil er in Schweden zwei Frauen sexuell belästigt und vergewaltigt haben soll. Assange wies die Vorwürfe immer zurück und bezeichnete sie als "Schmutzkübelkampagne" gegen ihn. Doch nicht nur in Schweden droht dem WikiLeaks-Chef ein Gerichtsverfahren: In den USA wird Assange "Verräter" und "Terrorist" beschimpft.

Die dortige Justiz eröffnete bereits nach der Veröffentlichung von Zehntausenden Geheimdokumenten zum Afghanistankrieg im Juli ein strafrechtliches Verfahren. Nach "Cablegate" drücken die Ermittler nun besonders aufs Tempo. "Glauben sie mir, im Justizministerium sitzen jetzt gerade viele Anwälte daran, alle möglichen Gesetze zu durchforsten und zu überlegen, welches Gesetz am besten geeignet ist, gegen Assange vorzugehen", meinte am Donnerstag Bruce Zagaris, Experte für internationales Recht.

US-Justizminister Eric Holder kündigte bereits an, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen. "Wenn wir irgend jemanden finden können, der US-Gesetze gebrochen hat (...) dann wird er zur Verantwortung gezogen." Es könne sich niemand in Sicherheit wiegen, nur weil er nicht US-Staatsbürger sei oder seinen Wohnsitz im Ausland habe. Bisher wurde wegen der Veröffentlichungen nur ein Verdächtiger festgenommen: Der 23 Jahre alte Soldat Bradley Manning sitzt seit Mai in Haft. Der Unteroffizier und IT-Experte soll Wikileaks die Hunderttausenden US-Dokumente zugespielt haben, die in den vergangenen Monaten publik gemacht wurden.

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