Weltweit gesucht

Jetzt fahndet auch Interpol nach WikiLeaks-Gründer

Ausland
01.12.2010 07:53
WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat erneut Ärger. Gegen den umstrittenen australischen Internet-Aktivisten ist ein internationaler Haftbefehl erlassen worden, wie die internationale Polizeiorganisation Interpol in der Nacht auf Mittwoch im französischen Lyon mitteilte. Assange werde wegen der gegen ihn in Schweden erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe gesucht.

Ein Gericht in Stockholm hatte kürzlich einen Haftbefehl gegen Assange wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung von zwei Frauen ausgestellt. Die Ermittlungsleiterin bei der schwedischen Staatsanwaltschaft, Marianne Ny, hatte ihren Antrag damit begründet, dass Assange zu den Vorwürfen befragt werden müsse. Der 39-jährige Australier hatte die Vorwürfe stets bestritten und von einer Schmutzkampagne gegen ihn und WikiLeaks gesprochen.

Anwalt bietet Verhör via Video an
Assange will nun erneut die Aufhebung des Haftbefehls durchsetzen. Dies soll vor dem Obersten Gericht in Stockholm erfolgen. Der Haftbefehl gegen den Gründer des Enthüllungsportals war vorher in zwei Instanzen bestätigt worden. Sein schwedischer Anwalt Björn Hurtig bot in der Berufungsklage gegen den Haftbefehl an, dass Assange über Telefon, Videolink oder andere Kommunikationswege vom Ausland aus verhört werden könne. Er ist seit geraumer Zeit untergetaucht, sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

Assange gilt als das Gesicht von WikiLeaks. Die Internetplattform hatte am Sonntag damit begonnen, mehr als 250.000 teilweise brisante Dokumente von US-Diplomaten in aller Welt zu veröffentlichen. Zuvor war Assange bereits durch die Veröffentlichung Zehntausender Geheimdokumente zu den US-Einsätzen in Afghanistan und im Irak weltbekannt geworden.

Erster Haftbefehl wurde zurückgezogen
Bereits im August wurde ein Haftbefehl, wegen Verdachts auf Vergewaltigung einer Schwedin und sexueller Belästigung einer weiteren Frau, gegen Assange ausgestellt, aber schon nach wenigen Tagen wieder zurückgezogen. Die beiden Frauen hatten sich bei der schwedischen Polizei gemeldet und Assange der Vergewaltigung und Belästigung beschuldigt.

Am 1. September eröffnete Ny ein neues Ermittlungsverfahren gegen Assange. Die Staatsanwältin verzichtete zunächst auf einen Haftbefehl und gestattete es dem Australier, Schweden zu verlassen. Im Oktober verweigerten die schwedischen Behörden Assange eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.

Assange will in Schweiz Asyl beantragen
Zuletzt öffentlich aufgetreten war der Internet-Aktivist am 4. November in Genf. Dabei hatte er erklärt, er erwäge, in der Schweiz Asyl zu beantragen (Bericht in der Infobox) und WikiLeaks dort anzusiedeln.

Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen legten WikiLeaks-Mitarbeiter Assange einen Rückzug aus der Organisation nahe, bis die Vorwürfe ausgeräumt seien. Dieser wies die Anschuldigungen hingegen als einen vom US-Verteidigungsministerium gesteuerten "Rachefeldzug" und eine Kampagne gegen ihn und WikiLeaks zurück. In einer Erklärung nach der neuerlichen Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens schrieb Assange, die US-Geheimdienste seien nun "wahrscheinlich sehr froh".

Geheimdokumente zu Afghanistan veröffentlicht
Die Website WikiLeaks.org hatte Ende Juli für Aufsehen gesorgt, als sie Zehntausende Geheimdokumente zum NATO-Einsatz in Afghanistan öffentlich machte. Ende Oktober veröffentlichte sie fast 400.000 Geheimdokumente zum Irak-Krieg, aus denen unter anderem hervorgeht, dass die US-Armee trotz ihres Wissens von Folterungen von Gefangenen durch irakische Sicherheitskräfte nicht einschritt. Die US-Regierung hatte die Veröffentlichungen scharf kritisiert.

Zuletzt hatte WikiLeaks hat am Sonntag gut 250.000 geheime und kompromittierende Dokumente der US-Diplomatie veröffentlicht (Berichte in der Infobox).

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