"Racheaktion"

Salzburger Vater versetzt Lehrerin Ohrfeige

Österreich
30.11.2010 12:16
Der Vater einer Handelsakademie-Schülerin in der Stadt Salzburg hat am Montag einer Lehrerin eine derartig heftige Ohrfeige verpasst, dass sich die Frau ärztlich behandeln lassen musste. Hintergrund der "Racheaktion" war eine verbale Auseinandersetzung zwischen seiner Tochter und der Lehrerin während des Unterrichts. Das Mädchen gab an der Tafel offenbar eine freche Antwort und beschwerte sich dann bei ihren Eltern über die Zurechtweisung durch die Lehrerin.

Der Vorfall ereignete sich in der Pause gegen 11.40 Uhr vor den Augen von Lehrern und Schülern beim Konferenzzimmer. Der serbischstämmige Vater schlug nach einem kurzen Wortwechsel mit der flachen Hand in das Gesicht der Lehrerin. Der Schlag ins Gesicht war so heftig, dass auch die Brille der Frau zu Boden fiel. Die Wunde wurde im Krankenhaus versorgt und die Verletzte vorerst für drei Tage krankgeschrieben.

"Sie wird bei der Polizei Anzeige erstatten. Ich bin nächstes Jahr 30 Jahre an der Schule. So etwas ist hier noch nie passiert. Ein erwachsener Mann attackiert eine Frau. Da sind Grenzen überschritten worden, die völlig inakzeptabel sind", sagte Direktorin Britta Becker am Dienstag. Bei dem Opfer handelt es sich um eine über 50-jährige, erfahrene Lehrerin.

"Unangemessen" auf Frage der Lehrerin reagiert
Die Sachverhaltsdarstellung liegt bereits auf dem Tisch des Landesschulratspräsidenten. "Die Exekutive wurde eingeschaltet. Die Strafanzeige hat die Lehrerin selbst zu erstellen", sagte Herbert Gimpl. Soviel er wisse, wurde die Schülerin zur Tafel gebeten. Dabei habe sie gekichert. Auf die Frage der Lehrerin, ob sie etwas getrunken hätte, habe das Mädchen "unangemessen" geantwortet. Über die Zurechtweisung durch die Lehrerin beschwerte sich die Schülerin telefonisch bei ihrer Mutter. Beide Eltern kamen daraufhin in die Schule.

Die Lehrer seien verunsichert, wenn man sich am Arbeitsplatz im öffentlichen Bereich nicht mehr sicher fühlen könne, erklärte die Direktorin. "Es gibt ein Krisenmanagement in der Schule. Der Vorfall wird mit Lehrern, Schülern und einem Schulpsychologen aufgearbeitet." Becker plädiert dabei für mehr Psychologen an den Schulen. "Wir brauchen sie wie die Schulärzte." Der Migrantenanteil vor allem in der angeschlossenen Handelsschule sei hoch. "Es gibt im Großen und Ganzen wenig Probleme", betonte Becker.

"Tragischer Einzelfall"
Der verletzten Lehrerin wird Unterstützung durch einen Mitarbeiter der Schulpsychologie angeboten. Für den Landesschulratspräsidenten ist der körperliche Übergriff von Eltern auf eine Lehrperson der erste, der ihm in seiner bisherigen Amtszeit untergekommen ist. Es handle sich um einen "tragischen Einzelfall", meinte Gimpel. Ob disziplinäre Maßnahmen gegen die Schülerin gesetzt werden, habe die betroffene Schule selbst zu entscheiden.

Die HAK 1 war zuletzt im vergangenen Oktober in die Schlagzeilen geraten, weil ein 15-jähriger Schüler einer Mitschülerin eine Softgun mehrmals an den Kopf gehalten hatte. Der Jugendliche wurde vom Unterricht suspendiert.

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