Begehrter Wohnraum

Schladming kämpft gegen den Abzug der Jungen

Steiermark
27.01.2021 11:05

Abseits des Nightrace bewegt Schladming die Debatte um Zweiwohnsitze, oft im Besitz von Ausländern. Die „Krone“ traf den neuen Bürgermeister Hermann Trinker. Er erklärt, was er unternimmt, damit die Jungen nicht aus seiner Stadt wegziehen.

Natürlich ist der Nachtslalom großes Gesprächsthema in Schladming. Aber da gibt’s noch ein Thema, das die Menschen zwischen Dachstein und Grimming bewegt: der erbitterte Kampf um das obersteirische „Betongold“.

Wer durch das aktuell tiefverschneite Ski-Mekka flaniert, kommt nicht vorbei an den Schautafeln, in denen Wohnungen und Häuser zum Kauf angeboten werden: etwa ein Eigenheim mit 220 Quadratmetern Wohnfläche um 950.000 Euro, exklusive Maklerprovision. 40 Jahre alt, wohlgemerkt.

Mit sattem Gewinn weiterverkaufen
Die Anzeige wird nicht lange hängen, denn vor allem ausländische Investoren sind in der boomenden Tourismusregion auf der Suche nach schmucken Anleger-Objekten, die sie um- und ausbauen und dann mit satten Gewinnen weiterverkaufen. Auch für diese Immobilien wird sich wieder jemand finden - nur niemand aus der Region.

Denn die Menschen im oberen Ennstal können sich diese schon lange nicht mehr leisten, die Einkommen halten mit den horrenden Wohnkosten nicht Schritt. „Investieren, residieren, profitieren“, wie clevere Unternehmer werben, können meist nur noch Spekulanten, für die das Geld abgeschafft scheint.

Quadratmeterpreise bis zu 8000 Euro
Das trifft vor allem Jungfamilien, die auf der Suche nach neuem Wohnraum an ihre finanziellen Grenzen stoßen: Zwar schießen in Schladming und Umgebung mehrstöckige Komplexe wie die Schwammerln aus dem Boden, bei Quadratmeterpreisen von bis zu 8000 Euro bleiben die Einheimischen aber auf der Strecke. Sie dienen begüterten Urlaubsgästen als Zweitwohnsitze und werden nur wenige Wochen im Jahr genutzt.

„Wenn sich die Jungen woanders ansiedeln, tut uns das weh“, bestätigt Schladmings Bürgermeister Hermann Trinker, der mit der heißen Zweitwohnsitz-Thematik einen erfolgreichen Wahlkampf führte und der ÖVP im Vorjahr den Stadtchef-Sessel abtrotzen konnte. Er bemüht sich „nun auf vielen Ebenen, die Situation endlich zu entspannen“: So wirbt der 56-Jährige bei Bauträgern darum, Wohnen für Einheimische wieder leistbar zu machen: 3500 Euro brutto pro Quadratmeter als Obergrenze!

Neue Wohn-Pläne für Einheimische
Aktuell wird dank einer Kooperation mit zwei steirischen Genossenschaften eine Anlage mit mehr als 100 Wohnungen für Schladminger errichtet - „außerdem möchte die Gemeinde ein Grundstück in Rohrmoos erwerben, das ebenfalls bebaut werden kann“, sagt Hermann Trinker.

Das engagierte Bürgerlisten-Stadtoberhaupt hat aber auch noch andere Pfeile im Köcher, wie er verrät: „Wir werden den Bebauungsplan viel strenger auslegen als in der Vergangenheit und Investorenprojekte ganz genau unter die Lupe nehmen.“ Nachsatz: „Wir wollen allerdings nichts, was für den Tourismus schädlich ist, und eine sympathische Urlaubsregion bleiben.“

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