Mobilität steigt

Lockdown: Ohne Aussicht auf Ende wird es schwierig

Österreich
26.01.2021 06:00

Brav daheim? Nein! Von Lockdown zu Lockdown wird es immer schwieriger, die Österreicher zum Abstand zu motivieren.

Wer erinnert sich nicht an die leeren Straßen und stillen Spielplätze während des ersten Lockdowns im März 2020? Davon geblieben ist nicht viel. „Die Menschen sind von Lockdown zu Lockdown mehr unterwegs“, so Komplexitätsforscher Peter Klimek zu Ö1. Daten aus der Telekommunikation zeigen: Während sich im ersten Lockdown unsere Mobilität um 57 bis 80 Prozent reduzierte, waren es im zweiten 33 bis 50 Prozent. Und jetzt überhaupt nur noch zwölf bis maximal 42 Prozent. Selbst innerhalb des Lockdowns gab es Abstufungen.

Epidemiologe: „Lockdown hat Maximum an Wirksamkeit erreicht“
Die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner hätte im Sieben-Tages-Schnitt auf unter 50 gebracht werden sollen. Doch sie sank zu wenig. Daraus wird also wohl nichts. „Es wird Zeit, dass wir uns eingestehen, dass der Lockdown mit seinen Schlupflöchern ein Maximum an Wirksamkeit erreicht hat“, sagt Epidemiologe Gerald Gartlehner. Besser wäre gewesen, die letzten zwei Wochen bis zur Öffnung einen strengen Lockdown zu machen, so der Experte.

Zusatzmaßnahmen wie FFP2-Masken und größerer Abstand seien nicht effektiv genug, um die Zahlen zu halbieren. Also Lockdown auf Lockdown? Gartlehner mag daran nicht denken: „Da laufen wir Gefahr, dass etwas, das nicht gut funktioniert, endlos fortschreitet, ohne wirkungsvoll umgesetzt zu werden.“

Das wäre frustrierend: „Maßnahmen sollen ja Sicherheit geben, Struktur und Beruhigung“, so Psychologin Christina Beran. Da hapert es also schon. Blöd, denn: Wenn man etwas tun muss, was man nicht will, wie sich an Maßnahmen zu halten, „dann will ich wissen, warum, wieso - und vor allem: Was bringt‘s?“

„Ich glaube, Frau Merkel ist da ehrlicher“
Menschen halten viel aus und lange durch - wenn es dafür ein Ziel gibt und das Gefühl, es erreicht zu haben. Auf dem Weg dorthin mögen wir übrigens Eindeutigkeiten bei Entscheidungen: „Leben oder Tod? Etwas Stärkeres gibt es nicht“, so Beran. Doch das Bild, mit Selbstisolation Leben zu retten, nutzt sich ab - vor allem, wenn die persönliche Betroffenheit fehlt. Besonders schwer, sich an Maßnahmen zu halten, tun sich die Österreicher, wenn diese nicht ausreichend erklärt werden und die Nachvollziehbarkeit fehlt, weiß Politikwissenschaftlerin Katharina Kieslich. Wenn etwa die einen daheimbleiben sollen, während es anderswo ein Gedränge bei Skiliften gibt.

Übrigens etwas, das selten wer versteht. Den Experten fehlt jedenfalls ein transparenter, langfristiger Plan mit Etappenzielen in der Pandemie-Bekämpfung. Und Gartlehner fordert auch Offenheit: „Ich glaube, Frau Merkel ist da ehrlicher als unsere Regierung. Denn so, wie es jetzt läuft, wird es nicht gehen.“

Silvia Schober, Kronen Zeitung

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