Stankovic im Interview

„Ich habe keine großen Patzer gemacht“

Salzburg
22.01.2021 23:45

Torhüter Cican Stankovic sah sich in den letzten Monaten häufig Kritik ausgesetzt. Im großen „Krone“-Interview bezieht Salzburgs Nummer 1 klar Stellung.

Cican, die Vorbereitung war kurz wie nie. Fieberst du dem Start entgegen?

Natürlich. Wir haben eine sehr kurze Vorbereitung hinter uns, sehr intensiv gearbeitet. Jetzt freuen wir uns auf den Start.

Im Herbst habt ihr Altach in Unterzahl mit 4:1 bezwungen, das letzte Auswärtsduell ging mit 2:3 verloren. Inwieweit ist das noch in deiner Erinnerung?

Ich kann mich sehr gut daran erinnern. Wir haben damals zu viele Fehler gemacht, das Spiel etwas unglücklich verloren. Es war damals eine Phase, in der wir nicht gut gespielt haben. Daraus haben wir gelernt.

Dient das Spiel als Warnung oder ist ein Sieg Pflicht?

Unser Anspruch ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Die Warnung bekamen wir im Herbst, wo wir dreimal verloren haben. Das ist viel zu viel für unsere Ansprüche. Im Frühjahr wollen wir unbedingt unbesiegt bleiben.

Wie schätzt du eure Leistungen im Herbst ein?

Wir haben einen guten, aber keinen überragenden Herbst gespielt, das ist Fakt! Trotzdem stehen wir an der Spitze und haben eine sehr gute Ausgangsposition, was mich positiv stimmt. Wenn wer weiß, wie man Titel holt, sind das wir.

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Wenn wer weiß, wie man Titel holt, sind das wir.

Cican STANKOVIC will seine Titelsammlung ausbauen

Wie siehst du generell die Lage in der Bundesliga?

Man muss ehrlich sagen, dass viele Mannschaften aufgeholt haben. Daher glaube ich, dass die Spiele auch im Frühjahr eng werden. Der LASK, Sturm, Rapid, auch der WAC machen ihre Sache gut. Es ist kein Zufall, dass Österreich international viele Punkte holt. Das ist wichtig für die Liga, macht sie stärker. Dazu glaube ich, dass es durch den Corona-Spielplan noch enger geworden ist. Ich verfolge auch gerne andere Ligen, dort sieht man auch, dass sich nirgends eine Mannschaft absetzen konnte. Alles ist intensiver, wir haben zudem mehr Teamspieler als alle anderen. Aber: Wir haben einen sehr breiten Kader, was wichtig ist im Frühjahr. Bis zur ersten Länderspielpause haben wir 14 Spiele, wenn wir im Europacup weiterkommen sogar 16.

Kein Salzburger Kicker hat mehr Spielminuten absolviert als du. Spürst du die Strapazen?

Es ist eher eine mentale Geschichte. Körperlich geht es mir gut, das Training ist viel anstrengender als die Spiele. Für den Kopf ist es nicht immer leicht, wenn du alle paar Tage im Einsatz bist. Dazu spürt man immer Druck, doch den bin ich gewohnt. Ich bin ja nicht erst seit gestern die Nummer 1 in Salzburg.

Du sprichst das Training an – ist Torwartcoach Herbert Ilsanker so ein Schleifer?

Natürlich ist das Training hart (grinst). In der Vorbereitung wird schließlich der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt.

Wie beurteilst du deine bisherigen Leistungen?

Es gibt zwei Seiten. In der Öffentlichkeit werden oft nur die Gegentore gesehen. Diesbezüglich ist die Kritik ein wenig nachvollziehbar. Es gibt aber auch eine andere Seite, die Beurteilung der Trainer, des Vereins, die viel tiefer geht. Daher lasse ich mir nicht einreden, dass ich einen schlechten Herbst hatte. Er war insgesamt gut.

In der Champions League habt ihr nie zu null gespielt, in der Liga zweimal, wobei du einmal am Platz warst. Spielt ihr zu offensiv?

Wir haben auch letztes Jahr so wie jetzt gespielt, da hat es gepasst. Im Herbst haben wir oft als Mannschaft nicht gut verteidigt , da hat uns mehrfach die Balance gefehlt. Das wollen im Frühjahr ohne Wenn und Aber besser machen.

Torhüter und Verteidiger geraten bei einer Vielzahl an Gegentoren in die Kritik. Welchen Anteil haben die Offensivspieler daran?

Unser Spielstil ist sehr komplex. Keine andere Mannschaft hat so einen Stil wie wir. Wenn das Gesamtgefüge nicht funktioniert, wir vorne nicht richtig anlaufen, kriegen wir hinten Probleme. Es ist das gesamte Team, das funktionieren muss.

Lass uns einen Blick auf deine Zahlen werfen. Du spielst weniger Pässe als deine Liga-Rivalen, hast aber eine höhere Passgenauigkeit. Wie viel Aussagekraft hat das?

Ich kenne die Daten und schaue sie mir natürlich an. Bei uns ist es wichtig, dass wir keine Harakiri-Pässe spielen. Wenn es nicht anders geht, ist auch ein langer Ball ein passendes Mittel. Da habe ich mich stark verbessert, darauf lag auch ein Fokus im Tormanntraining.

Bei den abgewehrten Schüssen liegst du nur auf Rang fünf (66,7 Prozent, Anm.), mit klarem Abstand etwa zu Jörg Siebenhandl (86,5 Prozent, Anm.).

Das sagt oft nicht so viel aus, da sind ja auch leichte Schüsse dabei. Natürlich will ich mich verbessern, aber abgerechnet wird immer am Ende einer Saison.

Es gab in den letzten Monaten öfter Kritik an dir. Wie nimmst du sie wahr?

Aus meiner Sicht ist die Torhüterposition bei Salzburg neben jener im Nationalteam die begehrteste Position im österreichischen Fußball. Wenn man da Angriffsfläche bietet, gibt es sofort Kritik. Die nehme ich natürlich wahr. Bei Salzburg schauen die Leute ebenfalls genauer hin. Ich bin aber keine 20 mehr und weiß genau, worauf es ankommt.

Auch Teile der Fans sehen deine Leistungen kritisch.

Das ist nur eine Seite. Und wie schon gesagt ist es mir zu oberflächlich, wenn man immer nur die Anzahl der Gegentore betrachtet.

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Mir ist es zu oberflächlich, wenn man immer nur die Anzahl der Gegentore betrachtet.

Cican STANKOVIC über die Kritik, mit der er sich konfrontiert sieht

Wie arbeitest du Spiele auf, in denen es nicht so gut läuft?

Ich rufe oft meinen Vater an, der selbst Torhüter war, rede mit meinen Eltern. Die Familie ist mir am wichtigsten. Grundsätzlich bin ich wie jeder andere verärgert und muss eine Nacht darüber schlafen, um auf andere Gedanken zu kommen. Danach schaue ich mir die wichtigsten Szenen nochmals gemeinsam mit unserem Tormanntrainer an. Ansonsten verarbeite ich das mit dem nächsten Spiel. Im Fußball geht das ja schnell.

Wie ist das Feedback von Herbert Ilsanker und Trainer Jesse Marsch?

Wir arbeiten alle Gegentore, generell viele Aktionen intern sachlich auf. Natürlich gibt es Dinge, die auch ich besser machen kann, die ich unbedingt besser machen möchte. Ich hatte im Herbst aber keinen groben Fehler, habe mir keine großen Patzer geleistet. Ich kann aber auch nicht verneinen, dass ich manche Gegentore hätte besser verteidigen können. Kritik gehört dazu, damit muss ich leben. Ich habe bei euch aber auch einen Artikel gelesen über den Notenschnitt der Spieler, da habe ich gut abgeschnitten. Grundsätzlich schaue ich aber nicht zurück, da es nichts bringt. Es stehen so viele wichtige Spiele bevor.

Jesse Marsch hat mehrfach betont, dass du für ihn Österreichs bester Torhüter bist. Welche Rolle spielt für dich das Vertrauen deines Trainers?

Seine Meinung ist die wichtigste. Das Vertrauen in einen Spieler ist unheimlich bedeutend, das habe ich nicht von jedem bekommen. Bei Marco Rose hat das begonnen, jetzt erhalte ich es auch von Jesse. Solche Sachen sagt er ja nicht zum Spaß.

Zuletzt gab es Gerüchte über ein Interesse der New York Red Bulls. Was ist dran?

Die Major League Soccer ist eine reizvolle Liga. Was geschrieben wurde, entspricht aber nicht der Wahrheit, an der Geschichte stimmt rein gar nichts.

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