Stolze Kleinstadt

„Krone“ zu Besuch bei den Bidens in Wilmington

Ausland
22.01.2021 06:00

Wie leben der frischgebackene US-Präsident Joe Biden und seine Frau Jill in ihrem Heimatort in Delaware? „Krone“-Besuch in einer von ländlicher Idylle geprägten Kleinstadt, die nun mächtig stolz auf das Paar ist.

Pünktlich um 16.20 Uhr und mit einem ohrenbetäubenden Pfeifsignal fährt der Pendlerzug von Bahnsteig E 6 in der Union Station mit dem Ziel Boston ab. Ein Schaffner, dessen blaue Uniform mit Silberknöpfen rund um die Taille mittlerweile ein wenig spannt, marschiert durch die Amtrak-Abteile und kontrolliert die Tickets. Seine Freundlichkeit hält sich in engen Grenzen. Die meisten Passagiere haben aber ohnedies eine Monatskarte.

Die glitzernden Hochhäuser von Washington verschwinden rasch im Rückspiegel, weichen einer ländlichen Idylle mit Holzhäusern, Kühen und Weiden mit weißen Zäunen. Wie oft ist Biden als junger Senator in diesen Zug gestiegen? Um 90 Minuten später nicht mehr bei irgendeiner Sitzung in D. C. zu sein, sondern daheim beim Essen mit den Kindern, die nach einem Unfall ohne Mutter aufwachsen mussten. Er hat die Fahrten nie gezählt. Ein paar Hundert werden es aber sicher gewesen sein. „Am wichtigsten waren ihm jedenfalls immer die Gutenachtgeschichten“, erzählt ein Vertrauter.

Hafenpromenade lockt Restaurantbesucher an
„Welcome to Wilmington“, steht auf einer umgefallenen oder von wem auch immer umgetretenen Blechtafel im Park bei der Ankunftshalle. Willkommen also in einer Kleinstadt, die auf der amerikanischen Landkarte bisher völlig unscheinbar lag, aber seit der Angelobung des neuen US-Präsidenten doch ein gewisses Interesse hervorzurufen scheint.

Eines vorweg: Touristisch hat der Ort nicht viel zu bieten. Die Bingo-Halle wird vermutlich nie mehr öffnen. Aber immerhin lockt die revitalisierte Hafenpromenade entlang des Delaware River mit Restaurants und Geschäften ein paar Besucher an.

„Wir wollen eigentlich nur unsere Ruhe haben“
Auch der Antiquitätenhändler scheint sein Geschäft zu machen. Wahlplakate aus dem Jahre Schnee, die er zum Sperrmüll bringen wollte, haben wieder Sammlerwert. Und jeder kann plötzlich eine Story über den berühmten Sohn erzählen. Über das Stottern des kleinen Joseph zum Beispiel, und den Förderunterricht. Seine Liebe zu Jill. Oder über die vielen Immobilienprojekte, die das Paar später in der Gegend realisieren wollte. Mittlerweile sind die Bidens Millionäre. Aber ihr Haus am See haben sie behalten. Corona-bedingt wurde es kurz gar zur Wahlkampfzentrale.

Den Weg dahin findet man mittlerweile schwer. Nicht weil er schlecht angeschrieben wäre. An der Straße zum Domizil hat der Secret Service Stellung bezogen. Die Beschützer des Präsidenten mit dunklen Sonnenbrillen schicken ungebetene Gäste weg. Egal: Man will hier in Wilmington einfach ein Hort der Ruhe bleiben. In diesem Sinne also: Alles Gute, Joe & Jill!

Gregor Brandl, Kronen Zeitung

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