Bewegendes Gedicht

Amanda Gorman sorgt bei Angelobung für Furore

Ausland
21.01.2021 15:32

Neben Stars wie Lady Gaga und Jennifer Lopez ist es nicht einfach, sich hervorzutun und zu glänzen. Doch der jungen US-Poetin Amanda Gorman gelang dies bei der Angelobungszeremonie von Joe Biden. Die 22-Jährige thematisierte in ihrem Gedicht „The Hill We Climb“ (auf Deutsch: Der Hügel, den wir erklimmen), welches nach dem Sturm auf das Kapitol fertiggestellt worden war, die Wunden der USA und löste einen Hype aus.

Mit einem auffälligen roten Hut und in einem gelben langen Mantel las die bisher jüngste Lyrikerin, die ein Angelobungs-Gedicht vortragen durfte, ihren Text vor. Trotz der eindringlichen Botschaft ihrer Worte war es auch die lyrische Kraft, die ihre Verse auszeichneten. Gespickt mit Alliterationen und Metaphern zeichnete sie ein Bild jenes Amerikas, das in den vergangenen Jahren von Polizeigewalt gegen Schwarze und den darauf folgenden Protesten gezeichnet war.

Gedicht mit biografischen Elementen
Sie selbst verbrachte einen Großteil ihrer Jugend, wie sie der „Los Angeles Times“ im Vorfeld ihres großen Auftritts erzählte, in einem sozioökonomisch diversen Stadtviertel von Los Angeles. Schon früh habe sie Klassenunterschiede zwischen unterschiedlichen Gegenden der Millionenstadt wahrgenommen. Daher schimmerte die Biografie der 22-Jährigen immer wieder durch die Zeilen hindurch.

„Amerika befindet sich in einer frühen Entwicklung“
Während sie an ihrem Gedicht schrieb, fand der Sturm auf das Kapitol statt. Ein Ereignis, das in den Text einfloss, wie sie der Zeitung erzählte. „Ich habe nicht versucht etwas zu schreiben, das diese Geschehnisse so darstellt, als wären sie eine Irregularität oder etwas anderes als jenes Amerika, das ich kenne.“ Amerika sei „unordentlich“ („messy“) und befinde sich in einer frühen Entwicklung von etwas, „das wir noch werden können“, so die studierte Soziologin. Daher habe sie ein Inaugurations-Gedicht geschrieben, das „diese Narben und Wunden“ anerkennt. „Hoffentlich führt es dazu, sie zu heilen.“

So heißt es etwa: „Even as we grieved, we grew“ („Selbst als wir trauerten, wuchsen wir“) oder „We will not march back to what was. We move to what shall be, a country that is bruised, but whole. Benevolent, but bold. Fierce and free“ (etwa: „Wir werden nicht zurück zu dem marschieren, was war. Wir ziehen ein in ein künftiges Land, das verletzt, aber vollständig ist. Gütig, aber kühn. Kämpferisch und frei.“)

Teenager mit Sprachfehler
Ihre Texte hat Gorman, die in ihrer Jugend mit einem Sprachfehler zu kämpfen hatte, auch schon bei Anlässen wie 2019 bei den Feierlichkeiten zum 4. Juli mit dem Boston Pops Orchestra oder 2018 bei der Angelobung des Harvard-Präsidenten Larry Bacow vorgetragen. 2017 wurde sie von der US-Kongressbibliothek mit dem Titel „National Youth Poet Laureate“ geehrt. Ihren ersten Lyrikband veröffentlichte sie schon 2015 unter dem Titel „The One for Whom Food Is Not Enough“.

Mit ihrem Gedicht zur Inauguration steht sie nun aber in einer Reihe mit Robert Frost (John F. Kennedy, 1961), Elizabeth Alexander (Barack Obama, 2009) oder Maya Angelou (Bill Clinton 1993). Letztere nannte sie ihre größte Inspiration. Die verstorbene Dichterin sei ihre „geistige Großmutter“. „The Hill We Climb“ heißt übrigens auch ihr erstes Gedichtband, das im Herbst veröffentlicht wird.

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