Mann (88) eingewiesen

Selbstgekochtes als Auslöser für Mord an Ehefrau

Niederösterreich
19.01.2021 14:26

Der 88-jährige Mann auf der Anklagebank sagt es mit ruhiger Stimme, ohne ein Wort des Bedauerns: „Ja, ich habe sie umgebracht.“ Jene Frau, mit der er 60 Jahre verheiratet war. Weil er in seinem wirren Geist davon überzeugt war, er könnte Opfer eines Giftanschlages werden. Wahnhafte Störung nennt es der Gutachter.

Am 1. August 2020 feierte die Familie aus dem Weinviertel (NÖ) den 60. Hochzeitstag der Eltern im Schweizerhaus in Wien. Alles schien bestens, das hochbetagte Paar (88 und 80 Jahre alt) führte eine nach außen hin glückliche Ehe. Doch im Inneren des Mannes (Anwalt: Manfred Arbacher) gärte es schon länger. Zum einen glaubte er, seine Frau würde ihn in der Nachbarschaft verspotten. Und er war überzeugt, dass sein Essen mit Gift versetzt werden würde.

Glaubte, er wird mit Faschiertem mit Tomatensauce vergiftet
Als die Frau am Abend des 5. August Faschiertes mit Tomatensauce kochte und er einen scharfen Geschmack zu verspüren glaubte, wurde die Vermutung zur Gewissheit: „Meine Nerven haben des nimmer ausgehalten. Alle sind‘s auf mich losgegangen.“ Nach einer schlaflosen Nacht schritt er zur Tat. Er holte in der Küche ein Messer, ging in den Keller und schnitt seiner Frau wortlos und ohne zu zögern die Kehle durch. Dann stellte er sich.

„Noch nie in einem ähnlichen Fall so einen Gewaltausbruch erlebt“
Gutachter Werner Brosch: „Typisch für eine wahnhafte Störung ist, dass die Leute nicht sagen können, woher sie etwas wissen und warum sie etwas glauben, aber trotzdem sind sie zutiefst davon überzeugt. Ich habe noch nie in einem ähnlichen Fall so einen Gewaltausbruch erlebt. Daher erachte ich eine Einweisung in eine psychiatrische Anstalt für zwingend.“ In diesem Sinn entschied auch das Gericht in Korneuburg. 

Peter Grotter, Kronen Zeitung

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