WK-Initiative

„Wir wollen Vorarlberg zum Startupland machen“

Vorarlberg
20.01.2021 11:30

Julia Grahammer leitet die Wirtschaftskammer-Initiative „Startupland Vorarlberg“. Im Interview erklärt sie, was ein Startup zum Startup macht und wie Vorarlberg zum Startupland werden soll.

Frau Grahammer, nicht jedes neu gegründete Unternehmen ist ein Startup. Was also macht ein Startup zum Startup?

Startups sind innovative Unternehmen, die auf Wachstum und Skalierbarkeit ausgelegt sind, meist in einer eher risikobehafteten Umgebung agieren und ein entsprechendes Mindset mitbringen. Soll heißen: Startups können schnell auf Veränderungen am Markt, Kundenwünsche usw. reagieren. Genauso gehört konstantes Lernen dazu - auch aus Fehlern. Viele Startups bringen ihr Produkt bereits in der Pilotphase bzw. als MVPs (Minimal Viable Products, Anm.) auf den Markt, um dieses dann mithilfe der Kundenreaktionen weiterzuentwickeln. Das ist allerdings nur für gewisse Geschäftsmodelle möglich. Autos kann man nicht „halbfertig“ auf den Markt bringen und innerhalb kürzester Zeit auf Kundenfeedbacks reagieren. Bei digitalen Produkten ist das hingegen sehr wohl möglich. Last but not least ist ein Startup international ausgerichtet und nicht älter als zehn Jahre.

Ein Friseur ist somit kein Startup?

Exakt. Wobei das absolut wertfrei ist. Ein Friseur ist sehr wichtig für Standort und Gesellschaft. Im Übrigen ist auch eine klassische Werbeagentur, ein Architekt, Anwalt oder ein Handwerksbetrieb kein Startup per definitionem, denn sie zielen meist nicht darauf ab, schnell zu wachsen. Einmal mehr: Das ist eine Definition und keine Wertung.

Können Sie ein paar Beispiele für erfolgreiche Vorarlberger Startups nennen?

Ein Startup der ersten Stunde ist sicherlich Webgears, das weltweit Smartshopping- bzw. Gutschein-Portale entwickelt und betreibt. Mitten im Lockdown wurden beispielsweise zwei neue Portale in Großbritannien gelauncht. Neben dem Office in Götzis gibt es mittlerweile auch eines in Berlin. Ein anderes Beispiel ist Mylani: Die beiden Gründerinnen entwickeln naturinspirierte Bastelsets für Kinder. Der Verkauf fand anfangs ausschließlich online statt, Ende 2020 wurden die Produkte sogar ins Sortiment der Vorarlberger Spar-Märkte aufgenommen.

„Startupland Vorarlberg“ ist Plattform, Interessensvertretung, unternehmerisches Netzwerk und Kontaktvermittler für Vorarlberger Startups. Was genau kann man sich konkret darunter vorstellen?

In erster Linie sind wir Anlaufstelle für angehende Gründer mit Startup-Potenzial. Unser Ziel besteht darin, Vorarlberg zum Startupland zu machen. Dafür braucht es ein entsprechendes Öko-System bzw. bestimmte Rahmenbedingungen, für die wir uns einerseits als Interessensvertretung stark machen und die wir andererseits als Plattform bieten. Durch den intensiven Austausch mit den Startups, wissen wir, welche Themen ihnen am Herzen liegen und wo Handlungsbedarf besteht. Außerdem führen wir einmal im Jahr eine Umfrage unter den heimischen Startups durch, um ein Stimmungsbild einzufangen, was gerade in der Szene passiert. Die Ergebnisse des „Startup Barometer 2020“ werden in den kommenden Wochen präsentiert. Durch all diese Einblicke können wir zusammen mit der Wirtschaftskammer Vorarlberg stark auftreten und die Themen durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit nach außen tragen.

Und inwiefern seid Ihr Plattform bzw. Netzwerk?

Nun: Viele Startups sind ja digital unterwegs und/oder entwickeln ihre Ideen oft erst einmal in den eignen vier Wänden. Umso wichtiger ist es, dass sie sich untereinander vernetzen, dass sie persönlichen Kontakt haben. Hier bieten wir Veranstaltungen in unterschiedlichsten Formaten: Von Themen-Workshops für jene Startups, die in der Postgarage in Dornbirn beheimatet sind, bis hin zu großen öffentlichen Events, wie beispielsweise das „Startupland Frühstück“, das immer an einem anderen Ort stattfindet. Letzteres bietet die Möglichkeit, dass Startups mit potenziellen Investoren, Partnern oder Experten in Kontakt treten. Aktuell vernetzen wir die Unternehmen auf digitalem Weg und berichten von Highlights und Erfolgstories, nachzulesen im Magazin auf startupland.at - es ist sehr schön zu sehen, dass sich gerade einiges tut in der Startupszene Vorarlbergs.

Ist Startupland eigentlich gleich Postgarage?

Nein. Wir sind als Initiative „Startupland Vorarlberg“ zwar hier physisch vor Ort, aber im ganzen Land tätig, denn wir sind ganz klar Vertreter aller Startups. Die Postgarage ist unsere Homebase und zugleich Workspace für jene Startups, die ein Postgaragen-Ticket haben. Sie ist aber genauso ein Treffpunkt für alle im Land. „Startupland Vorarlberg“ gibt es auch schon seit April 2018 - übrigens gegründet von Vorarlberger Startups zusammen mit der WK Vorarlberg. Die Postgarage hat dann im Oktober 2019 ihre Pforten geöffnet.

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Corona ist sicherlich eine Herausforderung. Allerdings sind es Startups gewohnt, in einem risikobehafteten Umfeld zu agieren.

Julia Grahammer

Hatte bzw. hat Corona Auswirkungen auf die Startups in Vorarlberg?

Corona ist sicherlich eine Herausforderung. Allerdings sind es Startups gewohnt, in einem risikobehafteten Umfeld zu agieren. Da ist es normal, dass nicht alles so läuft, wie man es sich erwartet. Obwohl das nicht bedeutet, dass Corona überhaupt kein Thema ist.

Wie ist denn in dieser Hinsicht die Stimmung in der Postgarage?

Grundsätzlich war und ist die Stimmung positiv. Natürlich ist aber auch eine gewisse Unsicherheit zu spüren. Wobei viele mitten in der Anfangsphase sind oder noch gar nicht gegründet haben. Sie haben die Zeit genutzt, um an ihren Geschäftsideen weiterzuarbeiten. Die Postgarage hatte auch immer offen und konnte somit den regulären Betrieb aufrechterhalten.

Haben Sie eigentlich auch ein Startup?

Nein. Doch ich kann den Startup-Spirit im Rahmen meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin ausleben. Es ist toll, die Rahmenbedingungen mitzugestalten, und in der Folge mitzuerleben, dass sich immer mehr Menschen selbst verwirklichen und durch innovative Produkte und Dienstleistungen dazu beitragen, dass die Welt lebenswerter und an Zukunftslösungen gearbeitet wird.

Fakten

Julia Grahammer (geb. 1992) leitet seit 2018 die WKV-Initiative Startupland (www.startupland.at), mit dem Ziel, Vorarlberg zum attraktiven Standort für Startups zu machen. Die Lustenauerin ist außerdem seit einem Jahr Geschäftsführerin der Jungen Wirtschaft Vorarlberg.

Das Interview führte Christiane Mähr

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