Harte Wochen folgen

Kultur-Lockdown: „Noch kein Datum für Neustart“

Österreich
17.01.2021 12:41

Die am Sonntag von der österreichischen Bundesregierung bekannt gegebene Verlängerung der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie bringt auch eine Verlängerung des Kultur-Lockdowns. „Einen weiteren Rückschlag“ sieht Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) darin. „Es gibt nichts zu beschönigen: Für die Kunst- und Kulturszene werden die nächsten Wochen hart werden“, sagte sie bei einer Pressekonferenz von Regierungsmitgliedern am Sonntagnachmittag.

„Die Verlängerung des Lockdowns bedeutet für den Veranstaltungsbereich, dass wir noch längere Zeit auf Oper, auf Theater, auf Konzerte und viele andere kulturelle Veranstaltungen verzichten werden müssen. Ich kann Ihnen heute leider noch kein Datum für den Neustart dieser Bereiche nennen“, sagte Mayer. „Es wird noch einige Zeit dauern.“ Es werde jedenfalls aber „ein langsames, behutsames Öffnen mit Einschränkungen sein“.

Museen und Bibliotheken dürfen früher öffnen
Am Vormittag hatte es geheißen, Veranstaltungen seien bis Ende Februar untersagt, spätestens Mitte Februar fände dazu eine Evaluierung statt. Der „Tag X“ der Wiederöffnung werde jedenfalls von Tests begleitet werden. „Sie sind eine Chance und keine Hürde. Die Tests machen Veranstaltungen und vieles andere möglich“, betonte sie. „Ich glaube, dass es unkompliziert und niederschwellig sein wird, mit einem Test in eine kulturelle Veranstaltung zu gehen.“ Das Testen werde sicher „noch viel stärker in unseren Alltag integriert“ werden.

Anders sehe es in jenen Kulturbereichen aus, in denen „keine größeren Menschenmengen zwingend zu einem bestimmten Zeitpunkt zusammenkommen“. Deswegen können Museen, Ausstellungshäuser, Bibliotheken und Archive hoffnungsvoller in die Zukunft blicken: Sie dürfen wie der Einzelhandel am 8. Februar wieder aufsperren. Für ihren Besuch werden FFP2-Masken erforderlich sein.

Hilfszahlungen bis Ende Juni verlängert
Die bestehenden Hilfsinstrumente im Kulturbereich, vom Härtefallfonds der WKÖ über die SVS-Überbrückungsfinanzierung bis zum Covid-19-Fonds der Künstlersozialversicherung werden bis Ende Juni verlängert. Der angekündigte „Ausfallsbonus“ soll im Kulturbereich nicht nur für profitorientierte Unternehmen wie Kinos, Kabarettbühnen, Agenturen oder Filmverleiher gelten, sondern im Rahmen des NPO-Fonds auch für Gemeinnützige nachgebildet werden. Zudem kündigte Mayer einen weiteren Lockdown-Bonus für Künstlerinnen und Künstler an, der für Jänner und Februar insgesamt 1000 Euro pro bewilligten Antrag betragen werde.

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Mir ist bewusst, dass keine Hilfszahlung der Welt die Situation aufwiegen kann, dass Künstler bald ein Jahr keine Möglichkeit haben, ihrem Beruf und ihrer Berufung nachzugehen.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer

„Mir ist bewusst, dass keine Hilfszahlung der Welt die Situation aufwiegen kann, dass Künstler bald ein Jahr keine Möglichkeit haben, ihrem Beruf und ihrer Berufung nachzugehen.“ Die finanziellen Hilfen könnten nur die materielle Seite etwas kompensieren. „Künstlerinnen und Künstler brauchen eines: das Publikum“, sagte sie und appellierte, die dennoch bestehende „Vielfalt an kulturellen Angeboten“ von übertragenen Aufführungen über virtuelle Ausstellungsrundgänge bis zu gestreamten Konzerten wahrzunehmen.

Schmerzhafte, aber notwendige Maßnahmen
Die ersten Reaktionen waren gefasst, da sich die Kulturszene in den vergangenen Tagen bereits auf die Maßnahmen eingestellt hatte. Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher sprach gegenüber der APA von schmerzhaften Maßnahmen, die zur Bewältigung der Pandemie notwendig seien. Klar sei jedoch, dass die finanzielle Lage immer prekärer werde und dass die angestrebte Planungssicherheit umso fraglicher sei, je kurzfristiger die angekündigte Evaluierung der Maßnahmen ausfiele. Eine Entscheidung Mitte Februar für ein Wiederaufsperren Anfang März sei jedenfalls extrem knapp.

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder, seit Jahresbeginn Vorsitzender der BundesmuseendirektorInnenkonferenz, zeigte sich im Gespräch mit der APA erleichtert, dass den Museen das sogenannte „Eintrittstesten“ der Besucher erspart bleibt. Die Museen seien dabei nicht mit Theatern, sondern mit dem Einzelhandel vergleichbar und daher wie dieser zu behandeln. Wie weit die Testpflicht für besuchernahe Dienste gelten werde und wie diese umzusetzen sei, darüber wollen die Direktionen der Museen gemeinsam nach Vorliegen der Verordnungen beraten.

Klar sei, dass die FFP2-Maskenpflicht und der neue Zwei-Meter-Abstand problemlos umzusetzen seien. Dagegen werden Führungen weiterhin nur digital angeboten. Das funktioniere jedoch sehr gut, alleine an diesem Wochenende stünden an der Albertina sieben derartige digitale Angebote zur Verfügung, sagte Schröder, der für 2021 mit noch schlechteren Besucherzahlen als für 2020 rechnet und die dringende Notwendigkeit weiterer Kompensationszahlungen sieht.

Kinos sind auch vom Film-Angebot abhängig
Christian Dörfler, Obmann des WKÖ-Fachverbands der Kino-, Kultur-und Vergnügungsbetriebe, ist eine Verlängerung des Lockdowns lieber als eine kurze Phase der Öffnung, nach der wieder zugesperrt werden muss. Am schlechtesten für die Kinos wäre ein neuerlicher Lockdown, sagte Dörfler am Sonntag im APA-Gespräch. Seine Branche sei, was die Wiederaufnahme des Betriebs betrifft, außerdem nicht in erster Linie von den Entscheidungen der österreichischen Politik abhängig, sondern von der internationalen Filmwirtschaft. „Solange die wesentlichen Märkte - unabhängig von Österreich - nicht offen sind, haben wir keine Produkte. So lange brauchen wir gar nicht aufsperren“, so Dörfler. „Mein Lockdown wird nicht von Österreich verkündet, sondern von den internationalen Studios.“

Mit den Hilfsmaßnahmen ist er grundsätzlich zufrieden, wichtig sei, dass die Regierung - sobald die Kinos den Betrieb wieder aufnehmen können - Unterstützung bei einer breit angelegten Marketingkampagne leiste. Von der österreichischen Politik wünscht er sich außerdem, „dass Kino nach dem Lockdown endlich als Kulturgut wahrgenommen wird“ und sie „erkennt, dass diese Kultur entsprechend unterstützt werden muss“.

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