100 Fälle im Land

Mikrobiologe klärt auf: Mutation längst bestätigt

Wissenschaft
15.01.2021 15:33

„Irgendwo zwischen 70 und 100 Verdachtsfällen“ eines mutierten Coronavirus gebe es derzeit in Österreich, so der Mikrobiologe Andreas Bergthaler. Und man gehe jedenfalls davon aus, dass es sich nicht nur um einzelne Cluster handelt, sondern dass die Virusvariante schon breitflächiger vorhanden ist. Wichtig zu wissen: Ein „Verdachtsfall“ - wie zuletzt stets kommuniziert - bedeute übrigens per Definition, dass eine Mutation des Virus bereits bestätigt sei, klärte der Experte auf. Bei der Sequenzierung werde dann nur noch entschlüsselt, welches Genom bei dem Virus sonst vorhanden ist - sprich, um welche Mutationsvariante es sich handelt.

Bei der Sequenzierung wird das gesamte Erbmaterial des Virus aufgeschlüsselt, um sicher sagen zu können, um was für eine Variante es sich handelt. Das nimmt Bergthaler zufolge etwa sieben Kalendertage in Anspruch. Das Ziel der Wissenschafter sind 400 Ganzgenom-Sequenzierungen pro Woche. 

Eine exakte Abschätzung hinsichtlich der Verbreitung von Corona-Mutationen in Österreich sei noch nicht möglich. „Genaue Zahlen können wir noch nicht nennen“, so der Experte, denn „da gibt es noch zu wenige Stichproben“.

Viruslast im Abwasser verrät anrollende Infektionswelle
Bergthaler sprach auch die Kläranlagen an: Deren Monitoring hatte etwa am Donnerstag zu ersten Meldungen über das Vorhandensein der britischen Virusvariante im Wiener Abwasser geführt. Das Monitoring der Kläranlagen soll flächendeckend die größten Anlagen des Landes umfassen. Damit soll das Abwasser von knapp der Hälfte der österreichischen Bevölkerung wöchentlich oder zumindest zweiwöchentlich geprüft werden. „Man kann da auch das Anrollen der nächsten Welle gut beobachten“, erläuterte der Mikrobiologe. Naht eine solche, steigt die Viruslast im Abwasser.

Der Forscher appellierte, „die Sache ernst zu nehmen, es ist eine neue Situation“. Das Virus habe erstaunlich viele Varianten gebildet. Je mehr Menschen mit Infektionen es gebe, umso mehr habe der Erreger auch die Chance, sich zu verändern und Varianten zu bilden.

Höhere Ansteckungsgefahr
Die Virologin Christina Nicolodi sagte, viele Mutationen passieren über Patienten mit schwachem Immunsystem, bei denen sich das Virus lang im Körper aufhalten kann. Das Problem bei der britischen und der möglicherweise noch infektiöseren südafrikanischen Variante ist offenbar die deutlich höhere Übertragungslast.

„Es wurden bisher keine Änderung bei den Krankheitsverläufen festgestellt. Aber es gibt eine höhere Ansteckungsgefahr und daher sind auch mehr schwere Verläufe möglich. Dadurch gibt es mehr Druck auf das Gesundheitssystem und womöglich eine Änderung der Zahlen bei den Todesfällen“, erläuterte die Forscherin.

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