Völlig indiskutabel

Test entlarvt billiges China-Auto als gefährlich

Motor
16.01.2021 01:00

Autos aus chinesischer Produktion sind mittlerweile oft besser als ihr vor Jahren mehrfach ruinierter Ruf. Doch nun hat der ADAC die Sicherheit eines aktuellen Billigfahrzeugs aus dem Land der Mitte überprüft und dabei einen China-Kracher ganz alter „Schule“ entlarvt. Die E-Limousine Suda SA01 ist demnach konkurrenzlos billig, aber alles andere als preiswert. 

(Bild: kmm)

Der Suda SA01 wird in Deutschland nach Abzug des Umweltbonus zu Preisen von rund 10.000 Euro verkauft. Der Automobilklub hält den Kleinwagen für ein Sicherheitsrisiko. Auch, weil Fahreigenschaften, Verarbeitung und Sicherheitsausstattung ebenfalls nicht überzeugen. So ist unter anderem kein ESP an Bord. Auch Airbags und Gurtstraffer fehlen. Dass der Wagen trotzdem verkauft werden darf, liegt daran, dass es sich um eine Kleinserie handelt und daher die Zulassungsvorschriften weniger streng sind als sonst bei Pkw in der EU üblich.

Unfall im Suda ist lebensgefährlich
Die schlechte Ausstattung macht sich besonders im Crashtest bemerkbar. Bei einem versetzten Frontaufprall mit 64 km/h schlugen Kopf und Brust des Fahrers hart auf das Lenkrad, was laut ADAC im Ernstfall zu schwersten Verletzungen geführt hätte. Beim Beifahrer sorgten Bauteile unter der Armaturentafel für Verletzungen an Knien und Oberschenkeln.

Die Beschädigungen am Fahrzeug waren dem ADAC zufolge nach dem Crash so groß, dass sich die Tür zum Fahrer nicht öffnen ließ. Der Suda verfügt außerdem über keine Schutzvorrichtungen, mit welchen Rettungskräfte das Hochvoltsystem des Autos spannungsfrei schalten können.

Sehr problematisches Fahrverhalten
Probleme sehen die Tester auch beim Fahrverhalten des Suda. Bereits ab etwa 70 km/h kam das Fahrzeug beim Ausweichtest aufgrund des fehlenden ESP ins Schleudern und ließ sich nicht mehr abfangen. Moderne Autos mit ESP meistern den Test mit über 90 km/h problemlos. Hinzu kommen eine gefühllose Lenkung und ein langer Bremsweg (durchschnittlich 42 Metern aus 100 km/h). Zudem kritisiert der Klub die nachlässige Verarbeitung und die billigen Materialien. Unter anderem fielen Lackfehler und eine schlecht eingepasste Heckklappe auf.

Der ADAC kritisiert vor dem Hintergrund des Tests, dass der Hersteller die vereinfachte Typgenehmigung für Kleinserien ausnutzt, um einen nicht zeitgemäßen Neuwagen auf den Markt zu bringen. Aus Sicht des Vereins ist der Gesetzgeber gefordert, die Gesetzeslücke im Typgenehmigungsverfahren zu schließen. Die staatliche Förderprämie für ein Fahrzeug auf dem Sicherheitsniveau des Suda sei darüber hinaus wenig angemessen.

Im Hinblick auf die Ladeeigenschaften ist der Suda SA01 selbst für seine Preisklasse weit vom aktuellen Stand der Technik entfernt. Die 40 kWh große Antriebsbatterie verspricht zwar eine akzeptable Reichweite von rund 200 Kilometern, die geringe Ladeleistung von nur 3 kW Wechselstrom bzw. 22 kW Gleichstrom sorgt jedoch für unzumutbar lange Ladezeiten, so der ADAC. Zudem funktionierte das Laden der Batterie an öffentlichen DC-Ladesäulen wegen Kommunikationsproblemen zwischen Fahrzeug und Säule beim Test des Klubs oft nicht.

Der ADAC konstatierte auch positive Eigenschaften, die das Auto aber trotzdem nicht zur Empfehlung machen: Der Suda SA01 verfügt über ein insgesamt ordentliches Platzangebot für Insassen und Gepäck. Das zentrale Infotainment-Display in der Mittelkonsole reagiert gut auf Befehle, das Kombiinstrument mit dem Tacho ist gut ablesbar. Auffallend ist ferner die grundsätzlich unkomplizierte Bedienung des Fahrzeugs und die ordentliche Beschleunigung des Elektromotors.

China-Autos mittlerweile meist sicher
Der aktuelle ADAC-Test stellt der Limousine des 2010 gegründeten, bislang aber weitgehend unbekannten Unternehmens Henan Suda Electric Vehicle Technology ein verheerend schlechtes Zeugnis aus. Für chinesische Autos generell gilt das Ergebnis jedoch nicht mehr - zumindest nicht, was die etablierteren Hersteller betrifft. Zuletzt hatten etwa der MG ZS und der MG HS im Euro-NCAP-Crashtest fünf von fünf Sternen erreicht. Der Aiways U5 kam zumindest auf drei Sterne.

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(Bild: kmm)



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